Video-Integrator

„Oh, Alter. Das hat wirklich wehgetan und äh… Wartet… Zwanzig Minuten? Das ist beinahe Echtzeit. Vielleicht ist das bei einer Blu-Ray anders? (…) Was denn? Das ist ein Film. Entschuldigt ihr euch bei den Zombies, wenn ihr Resident Evil zockt? – Naja, das ist schon was anderes…! – Ach, ja? Dann lass doch mal hören. Ist es nicht so, dass wenn wir jetzt in genau der gleichen Szene einsteigen, derselbe Barkeeper, dieselben Gläser poliert? – Doch, schon… - Also? Wo sind denn deine moralischen Bedenken? Ich wollte etwas herausfinden. Und das habe ich. (…) Man kann da drin sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Das ist doch unfassbar. Denkt mal, was man damit anstellen kann! (…) Leute, Leute, Leute! Was ist nur los mit euch? Man kann damit Geld scheffeln ohne Ende. Wir können damit Erlebnisse anbieten, die niemand sonst anbieten kann! Ohne Scham, ohne Reue und ohne Gefahr!“

Max erbt von seinem Onkel Mike eine Maschine, mit der man in Filme einsteigen kann – man kann damit diese nicht nur sehen, sondern erlebt sie als Protagonist mit. Zar ist das als „Video-Integrator“ bekannte Gerät defekt, doch Max versucht gemeinsam mit seinen Freunden, es mithilfe eines Updates wieder funktionstüchtig zu machen. Dabei kommt ihnen die Idee, die Technik zu vermieten – doch bei der Verwechslung eines Filmes kommt es zu folgenschweren Pannen.

Große Stimmen und ein Neuling

Der Video-Integrator aus der Feder von Thomas Plum könnte wahrlich das erste Hörspiel sein, bei dem ich Probleme mit der Objektivität bekommen könnte. Warum? Weil ich von Wolfy-Office ebenfalls in die Sprecher-Riege aufgenommen wurde. In einer kleinen Nebenrolle bin ich zu hören und mega-stolz auf das Endprodukt. Zumal so viele große Namen in diesem Hörspiel vertreten sind. Marco Rosenberg, Dirk Hardegen, Katja Kessler, Kevin Kasper, Werner Wilkening, Detlef Tams, Marc Schülert oder auch Stephanie Preis sind hier zu nennen und das sind bei weitem noch nicht alle. So kann ich mich und meine Rolle als Jenny wahrscheinlich etwas vernachlässigen – denn dieser Cast garantiert großen Hörspielgenuss.

Die Story

Doch noch einmal zurück zur Story. Dieses Hörspiel ist quasi die inoffizielle Fortsetzung von Mike Krügers „Die Einsteiger“ – ein Film, der wohl vor allem den männlichen Hörern über 40 ein Begriff sein sollte. Schon in den 80er, als der Film gedreht wurde, nutzten die Protagonisten eine Fernbedienung, um in diverse Filme einzutauchen. Egal ob Western, Vampir- oder Abenteuerfilm – große Erlebnisse waren garantiert. So sehen es auch „heute“ Max, Paul, Mark und Dominik. Sie optimieren die Technik jedoch noch, so dass sie nicht nur in Filme auf DVDs einsteigen können, sondern auch in Filme, die via Streaming gesehen werden. Nach einigen Anpassungen läuft alles so hervorragend, dass sie den Integrator als Geldquelle nutzen und Interessenten mit ihm die Möglichkeit bieten, als Akteure in Pornos aktiv zu sein. Leider kommt es hierbei zu einer folgenschweren Verwechslung bei der Filmauswahl…

Viel, viel mehr als nur Trash

Was für manche vielleicht sehr nach Trash klingt ist ein wunderbares Comedy-Horror-Hörspiel, das großartig unterhalten kann - auch, wenn man mit Mike und Tommy nicht so viel anfangen kann oder sogar die Filmvorlage nicht kennen sollte. Die Geschichte ist perfekt in unsere Zeit integriert, die sind Jungs total authentisch und die Story ist echt spannend. Wer Filmkenner ist oder sich als solchen bezeichnen würde, der wird an dieser Produktion doppelte Freude haben, denn der Video-Integrator strotz nur so vor Filmzitaten oder entsprechender Anspielungen. 

Sound und Musik

Neben der ausgeklügelten und spannenden Story überzeugt beim Video-Integrator auch das Sound- und Musikkonzept, wobei ich insbesondere die Musik hier lobend erwähnen möchte. Perfekt 80er-like kommen die Klänge von OctoGain daher und der Kenner weiß auch warum. Hinter OcotGain „versteckt“ sich nämlich niemand anderes als Tom Steinbrecher, der sich auch mit diesem Projekt bereits einen Namen gemacht hat. Steinbrecher ist übrigens auch für das dufte Sound Design und die Abmischung verantwortlich.
So lässt auch die Geräuschkulisse wenige Wünsche offen, man sieht durchweg die richtigen Bilder vor dem inneren Auge. Der Zoom in das filmische Geschehen erinnert an das bekannte Original und auch andere Szenen bekommen durch Vogelgezwitscher oder „Haushaltgeräusche“ die optimale Tiefe.

Schnelle Szenen

Eine kleine Kritik muss ich aber leider dennoch anbringen. Manche Szenen erfolgten für mein Empfinden zu unmittelbar aufeinander. Die Szenenwechsel sind relativ schnell und fordern vom Hörer mitunter entsprechende Aufmerksamkeit – zumal die neuen Sequenzen erst wieder in den Kontext eingeordnet werden müssen.
Das Schöne an dieser Art der Umsetzung garantiert auf der anderen Seite aber auch besten Hörgenusse beim erneuten Hören…

Fazit:
Der Video-Integrator ist das perfekte Hörspiel für alle Freunde des (deutschen) 80er-Jahre-Films. Eine spannende und unterhaltsame Story zusammen mit vielen namhaften Sprechern der Hörspiel-Szene begeistert auf knapp 80 Minuten Spielzeit. Die tolle Musik von OctoGain, die den Hörer während des ganzen Hörspiels begleitet, bildet das Sahnehäubchen. Beim Hören dieser Produktion muss garantiert niemand zum Klavierunterricht…

Zusatzinformationen:
Der Video-Integrator erscheint übrigens nicht nur auf CD sondern es gibt für den Sammler und Kassettenfreund auch eine exklusive Kleinauflage auf Hörspiel-Kassette. Wer hiervon eine sein eigen nennen möchte, sollte sich zwecks Bestellung direkt an Wolfy-Office wenden.
Und wer von der Musik von OctoGain nicht genug bekommen kann: Im November erscheint der Soundtrack von OctoGain zum Video-Integrator, welcher die Stücke in voller Länge erhalten wird.