Papis Liebling
Ralf Jordan / Sven Haarmann
eine hystereo-Produktion
digitaler Download
Gesamtspielzeit: 57 Minuten
VÖ: März 2022
„Hallo? Ab 21 Uhr bitte hinten aussteigen. Und die Maske gehört auch über die Nase, Fräulein. Mund- und Nasenschutz! - Aus welchem Jahrhundert sind Sie denn? Fräulein...! Falls Sie es wissen wollen, auf sowas fährt heutzutage keine Frau mehr ab. – Das ist mir ejal. Ich hab sowieso jez Feierabend. – Bitte? – Ich zähle jez rückwärts bis null, dann sind Sie draußen. – Ich will aber hier vorne raus. – Drei, zwei, eins… - NULL! ... Tsss, Fräulein… Um 21 Uhr hinten ausstiegen. Der hat sie ja wohl nicht mehr alle. Tsss!“
Klappentext:
Leonie will einen eigenen Wagen, ihr Vater will nicht nachgeben. Max möchte ein eigenes Bistro eröffnen, und plötzlich ist Leonie auf etwas ganz anderes scharf … so scharf wie Papis Pausenbrote!
Ein spannendes, aber auch gesellschaftskritisches Hörspiel
Mein zweites Hörspiel von Ralf Jordan und ich muss sagen, er bleibt sich seiner Linie treu. Wieder hat Jordan es geschafft, tolle Sprecher für seine Produktion zu vereinen. Wieder ist ein spannendes, aber auch gesellschaftskritisches Hörspiel entstanden, welchem man erst etwas lauschen muss, um zu erfahren, wohin die Reise geht.
Zwei mit großen Wünschen
Für Leonie, die verwöhnte Tochter eines verwitweten Arztes, geht die Reise nämlich nicht in die richtige Richtung. Immer noch muss sie mit dem Bus zur Uni, da sich ihr Vater vehement weigert, ihr
einen eigenen fahrbaren Untersatz zu kaufen. Dabei ist in ihren Augen doch genug Geld vorhanden. Doch der Vater möchte sein Prinzesschen zur Selbständigkeit erziehen. Allerdings gelingt dies
nicht so recht. Da helfen auch die regelmäßigen Schach-Abende nicht …
Tja, und dann ist da noch Max, der ebenfalls von seinem Vater keinerlei Unterstützung in Bezug auf die Verwirklichung seiner Träume bekommt. In seinem Fall allerdings dadurch geschuldet, dass
tatsächlich kein Geld für eine entsprechende Förderung bereitsteht.
Dann kreuzen sich die Wege der beiden und das Schicksal schlägt eine Richtung ein, mit der wohl niemand gerechnet hätte …
Die Sprecher
„Papis Liebling“ ist eine Produktion, die man gut „weghören“ kann. Auch wenn Stefanie Bock in der Rolle als die verzogene Leonie Bühlstahl manchmal so intensiv (und authentisch) spielt, dass es
schon fast anstrengend wird. Cedric Sprick als Max agiert ebenfalls sehr glaubhaft. Er wächst mit seiner Rolle, so wie auch der Max in seiner Rolle immer stärker und selbstbewusster wird.
Ganz besonders hat mir Thomas Balou Martin als Papi gefallen, der einen wunderbar ruhigen Pol zu seiner Tochter bietet. Die Rolle des reichen Arztes füllt er voll uns ganz aus und bereichert das
Hörspiel mit seiner Darbietung ungemein.
Sound und Musik
Das Soundkonzept ist dem Hörspiel angemessen. Die Szene im Bus enthält die korrekten Klänge, um als Hörer neben Leonie in den Öffentlichen zu sein. Auf dem Parkplatz ist man ebenfalls ganz nah dabei, wenn Fahrzeuge kommen, Steine knirschen oder Autotürgen geöffnet werden. Der Sound kommt überwiegend recht ruhig daher, ist dabei aber stets überzeugend und ohne bombastische Sequenzen. Dies liegt für mich in der Ähnlichkeit mit einem Kammerspiel begründet. Da ist weniger in der Regel mehr. Das Kopfkino bekommt dennoch genügen Raum zur Entfaltung und wird zudem zum großen Teil von den Sprechern beflügelt. Die dezente musikalische Untermalung ist ebenfalls optimal platziert und entfaltet sich besonders beim Hören über den Kopfhörer.
Raffinesse am Ende
Äußerst gelungen finde ich auch den Abspann, welcher über richtig viel Raffinesse verfügt. Er passt sich wunderbar in das Hörspiel ein und es ist eine erfrischende Idee vom Team Haarmann-Jordan, die Credits auf diese Art und Weise vorzutragen.
Mein Fazit:
„Papis Liebling“ ist eine in Produktion, die vieles vereint: Gesellschaftskritik, Spannung, Blut und einen raffinieren Witz am Ende. Vielen Dank für diesen Hörgenuss!
Mareike Lümkemann
19. März 2022