Charles Dickens´ Weihnachtsgeschichte

„Scrooge ging über den Hausflur und die Treppe hinauf, wo er sich in seinem Schlafzimmer einschoss und noch den Riegel vorschob, was sonst nicht seine Gewohnheit war. Auf solche Weise gegen Überraschungen gesichert, zog er seinen Schlafrock und seine Pantoffeln an, setzte die Nachtmütze auf und nahm dann vor dem Feuer Platz, um noch ein wenig Suppe zu essen. Es war wirklich ein sehr kleines Feuer. Scrooge musste sich dicht dran setzten, um das geringste Wärmegefühl von dieser Hand voll Kohlen zu erhaschen. Der Kamin war ringsum mit seltsamen Fliesen mit Bildern aus biblischen Geschichten belegt.“

Weihnachtsstimmung im Sommer

Corona macht vieles möglich. So komme ich zum Beispiel in den vielleicht heißesten Tagen des Jahres in den Genuss, ein Weihnachtshörspiel zu hören: Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Und ja, dieser Umstand hat mir schon ein kleines Grinsen ins Gesicht gezaubert. Aber wie Christoph Tiemann vom Theater ex libris in der beiliegenden Pressemeldung so passend geschrieben hat: Eine gute Geschichte kenne keine (Jahres-)Zeit!

weltbekannte Literaturklassiker

Schon seit 2009 ist das Theater ex libris in der Szene bekannt und inszeniert Klassiker der Weltgeschichte als akustisches Theater. Wie viele andere auch, hatte das Theater-Team in der Corona-Zwangspause mit zahlreichen Absagen zu kämpfen. Die auf einmal freie Zeit hat man daher für die Produktion des ersten Studio-Hörspiels genutzt und den weltbekannte Literaturklassiker von Charles Dickens „Die Weihnachtsgeschichte“ umgesetzt, mit dem ex libris schon seit 2017 live das Publikum begeistert.

In den Live-Shows kombiniert das Ensemble Schauspiel, Musik und eine auf die Handlung abgestimmte Bildpräsentation. Jetzt präsentieren Sie Fans und Hörspielfreunden ein Hörerlebnis für zu Hause, dass sich nicht hinter Produktionen großer Labels verstecken muss.

Akustischer Leckerbissen

Die Weihnachtsgeschichte wird dem Hörer in diesem Hörspiel akustisch durchdacht präsentiert. Der Story entsprechend ist das Soundkonzept zwar ehr ruhiger und etwas reduzierter als bei anderen Hörspielproduktionen. Aber Details wie Schritte (im Schnee), das Läuten der Klingeln oder das für die Story erwartete Knarren der Türen – alle gehörten Geräusche sind wohl inszeniert und platziert. Gleiches gilt auch für die Szenen, in denen die Worte einen leichten Hall erhalten haben.

Das Ergebnis passt hundertprozentig auf die Geschichte von Ebenezer Scrooge. Die für ihn so typische Stimmung kommt auf jedem Fall rüber und man sieht den Griesgram ebenso wie die Geister im Kopfkino vorbeiziehen.

Sprecherkompetenz

Dies liegt natürlich nicht nur an der akustischen Inszenierung, sondern auch an der Kompetenz der Sprecher. 20 verschiedene Sprecher und Sprecherinnen sind zu hören. Zwar keine großen Namen, wie man es aus anderen Hörspielproduktionen gewöhnt sein mag, dafür überzeugen diese Sprecher aber mit Können, Professionalität und vor allem Leidenschaft. Die professionellen Schauspieler haben zudem ihre Tasks gemeinsam im Studio eingesprochen, um so eine große Natürlichkeit und Lebendigkeit in dieses Studio-Hörspiel zu bringen.

Was mir in dem Zusammenhang auch sehr gut gefällt: ich glaube den Theaterhintergrund der Sprecher zu hören. Ihre Art, den Personen Leben einzuhauchen ist doch ein klein wenig anders, als es ein typischer Hörspiel- oder Synchronsprecher tun würde. Für mich persönlich ist dies gerade bei dieser Geschichte ein sehr gelungener und künstlerischer Aspekt, der diese Produktion noch einmal aufwertet.

Die Musik betonet oder untermalt selbstverständlich auch die entsprechenden Szenen und wurde eigens für dieses Hörspiel von Johannes Kraas und Philip Ritter komponiert.

Für die Produktion ist Moritz Raestrup verantwortlich, Christoph Tiemann für die Hörspielbearbeitung und Regie.

Hochwertige und einzigartige Aufmachung

Was mir an dieser Produktion besonders gefällt, ist die Art der Präsentation. In diesen kurzlebigen, digitalen Zeiten hat man hier etwas wirklich Besonderes geschaffen. Ein Hörspiel in einem ansprechenden und aufwändig sechsseitigen Digipak und dies sogar mit einem Booklet, auf das ja inzwischen viele Labels leider (aus Kostengründen) verzichten. Doch damit nicht genug – die Silberlinge selbst sind in diesem Fall nicht silbern, sondern kommen super-stilecht auf zwei Vinyl-CDs mit Siebdruck und Rillenlack daher. Auch wenn ich beim Hören die CD im Player selbst nicht sehen kann, ist doch das Hörerlebnis beim Einlegen eines solchen Tonträgers noch mal was ganz anders, wird gleich besonders.

Mein Fazit:

Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens bzw. von ex libris ist auch im Sommer ein Hörgenuss, der besonders die Fans von Literaturvertonungen mit hoher Originaltreue erfreuen wird. Die Aufmachung dieser Produktion wertet das Hörspiel noch einmal immens auf und garantiert dieser so einen festen Platz im CD-Regal.

Sprecher

• Geist der vergangenen Weihnachten und Mrs. Fezziwig: Sarah Giese
• Geist der diesjährigen Weihnacht und Jakob Marley: Alexander Rolfes
• Geist der zukünftigen Weihnachten: Markus von Hagen
• Ebenezer Scrooge als Lehrling und als alter Mann: Christoph Tiemann
• Ebenezer Scrooge als Schuljunge: Till von Wulfen
• Fred: Johannes Casser
• Bob Cratchit: Urs-Adrian von Wulfen
• Mrs. Cratchit und Mrs. Dilbert: Judith Suermann
• Familie Cratchit: Angela Schraml, Milla von Wulfen, Nia von Wulfen und Jascha Bäumer
• Mr. Fezziwig: Ulrich Bärenfänger
• Belle, Putzfrau und Dienstmädchen: Manuela Reiser
• Spendensammler und Belles Ehemann: Jörg von Winterfeld
• Spendensammler, der alte Joe und Dick Wilkins: Alban Renz
• sowie Anika Möller, Philip Ritter, Johannes Kraas, Hanno Endres und Karl-Heinz Laschke