Opfer 2117

Jussi Adler-Olsen

Opfer 2117

DAV – Der Audio Verlag

Gesamtspielzeit: 20 Stunden 10 Minuten, 2 MP3-CDs

VÖ: 10.10.2019

Gelesen von Wolfram Koch

CD-Cover Opfer 2117, Adler-Olsen

„Ja, wir schickten uns gegenseitig Fotos. Sie wusste auch immer über Marvas Schwangerschaften Bescheid. Kurz bevor Ronja geboren wurde, haben wir Lelli sogar noch in Syrien besucht. Sie bezeichnete sich stolz als Großmutter. Sie selbst hatte ja keine Kinder und Enkelkinder. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien haben Lelli und ich uns regelmäßig geschrieben. Wie und warum Marva und sie später in Kontakt gekommen sind, weiß ich einfach nicht.“

 

Auf Zypern wird eine Tote aus dem Wasser geborgen. Offenbar eine Geflüchtete aus dem Nahen Osten. Auf der sogenannten »Tafel der Schande« in Barcelona, wo die aktuelle Zahl der ertrunkenen Flüchtlinge angezeigt wird, ist sie das »Opfer 2117«. Doch die alte Frau ist nicht ertrunken, sondern wurde ermordet. In Kopenhagen spielt der 22-jährige Alexander das Computerspiel »Kill Sublime«. Das Foto des »Opfers 2117« hängt direkt vor ihm. Sein Hass auf die Gesellschaft, die gegenüber dem Elend der Welt gleichgültig ist, ist so groß, dass er beschließt, für diese Frau Rache zu nehmen, sobald er in »Kill Sublime« Level 2117 erreicht hat. Können Carl Mørck und Assad ihn rechtzeitig aufhalten?

 

Ein anderer Assad

Opfer 2117 steht ganz im Zeichen von Assad. Während er in vorangegangenen Romanen vor allem durch seinen unfreiwilligen Wortwitz dem Leser oder Hörer in Erinnerung geblieben ist, lernen wir hier einen ganz anderen Assad kennen. Auf einmal ist Assad jemand, der vom Krieg gezeichnet ist, schlimme Dinge am eigenen Leib erfahren musste und schließlich sogar die eigene Familie verloren hat. Wortwitz oder auch die bisher bekannte liebevolle Schusseligkeit sucht man in Assads Historie vergebens.

 

Krieg und Folter

Fern ab von jeglichem Humor sind auch die intensiven Beschreibungen von Krieg, Flucht und Folter, mit denen der Hörer in diesem Hörbuch konfrontiert wird. Das hier Beschriebene geht definitiv unter die Haut und manch Zartbesaiteter wird das Buch vielleicht sogar wieder zur Seite legen (müssen).

Dem treuen Olsen-Fan hingegen, der am Ball bleibt, werden alte Bekannte begegnen: Rose zum Beispiel ist endlich wieder da. Von niemand anderem als Assad „zurück geholt“. Zusammen mit Mørck und eben Assad begibt sie sich auf Verbrecherjagd: der 22-jährige Alexander wechselt von einem Killer-Computer-Spiel in die Realität und will dort blutige Rache nehmen.

 

Ein Tatort-Kommissar liest

Gelesen wird diese besondere Produktion vom DAV, welche in der ungekürzten Fassung übrigens über 18 Stunden lang ist, von Wolfram Koch. Der 1962 in Paris geborene Sprecher ist vielen Tatortfans ein Begriff; in seiner Heimatstadt Frankfurt ist er als Kommissar an der Seite von Margarita Broich unterwegs. Für den DAV hat er bereits „Erbarmen“ gelesen.

 

Mein Fazit:

Für den Fan des dänischen Autors ist auch dieser Titel ein absolutes Muss. Es ist erneut eine Freude, wie Olsen sein Werk aufbaut, wie er die einzelnen Fäden miteinander verknüpft und wahrscheinlich auch eigene Erfahrungen als Koordinator der dänischen Friedensbewegung mit einfließen lässt. Mich hat der intensive Hintergrund Assads, über den wir ja das erste Mal wirklich etwas erfahren, sehr ergriffen. Dieser Aspekt zusammen mit der hohen Aktualität des Themas machen „Opfer 2117“ zu etwas Besonderem.

Was bei diesem Titel allerdings wichtig zu wissen ist: die Themen Krieg und Flüchtlinge stehen stark im Vordergrund. Wer sich an diesem Thema bereits „satt gehört“ hat, der wird sich mit diesem Werk sicherlich schwer tun. Wer sich hingegen darauf einlässt und einhört bzw. einliest, der wird auch diesen Titel so schnell nicht aus der Hand legen. Als treuer Begleiter der Reihe warte man doch schon lange auf Hintergründe zu Assad. Endlich gibt es sie. 


03. Dezember 2019