Freefall

„Meine Tochter war ein Rätsel. Ich musste mir jemandem sprechen, der etwas über sie wusste. Also riss ich die Schublade auf, in der unser altes, in Stoff gebundenes Adressbuch lag, voller Zettel und Visitenkarten und Namen von Leuten, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte und vermutlich auch nie wiedersehen würde. Ich blätterte zu der fraglichen Seite. Da war Alisons Festnetznummer, die Charles mit seiner eckigen Schrift eingetragen hatte. Ich hatte sie seit zwei Jahren nicht gewählt. Wie hieß ihre Mitbewohnerin doch gleich? Sarah? Nein, Tara. Ich freute mich nicht gerade darauf, ihr von dem Flugzeugabsturz zu berichten. Brauchte aber dringend Antworten.“

Wenn dein Leben eine Lüge ist, kann die Wahrheit dich töten

Ein Flugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, einzige Überlebende ist die dreißigjährige Ally. Völlig auf sich gestellt, muss sie sich durch die Wildnis kämpfen. Doch jemand ist hinter ihr her – jemand, der finster entschlossen ist, dass niemand überleben wird.

Als Allys Mutter Maggie von dem Absturz erfährt, plagen sie Schuldgefühle – sie hatte keinerlei Kontakt mehr zu ihrer Tochter und jetzt kann sie nicht an ihren Tod glauben. Sie versucht, möglichst viel über Allys Leben herauszufinden, doch was sie dabei erfährt, hätte sie sich niemals träumen lassen.

Zwei Frauen in Extremsituationen

Freefall erzählt die Geschichte zweier Frauen in Extremsituationen. Auf der einen Seite eine trauernde Mutter, die vom Tod ihrer Tochter während eines Flugzeugabsturzes erfährt und sich dann eigenmächtig daran macht, näheres über die Hintergründe zu erfahren. Auf der anderen Seite die Tochter, welche den Flugzeugabsturz entgegen aller Prognosen überlebt hat und dennoch Todesängste aushalten muss. Schließlich ist sie ist hinter ein gefährliches Geheimnis gekommen, das korrupte Menschen um jeden Preis schützen wollen.

Rückblicke, Gegenwart und Perspektivwechsel

Dabei lebt die Geschichte vor allem von den Perspektivwechseln von Mutter und Tochter, die sich sowohl in der Gegenwart als auch Form von diversen Rückblicken abspielen. So erfährt der Hörer nach und nach die ganze, grausame Wahrheit und fiebert bis zum Ende mit, ob Ally und ihre Mutter sich selber retten können.

Zwei Damen in den Hauptrollen

Im Gegensatz zu vielen anderen Hörbüchern sind bei „Freefall“ zwei Leserinnen zu hören. Gabriele Blum spricht Allys Mutter Maggie. Schon häufig sagte man Blum nach, über eine wandelbare Stimme zu verfügen. Meiner Meinung nach hat sie diese Behauptung auch in dieser Produktion wieder belegt. Sie liest ihre Passagen als Mutter mit einer Intensität, welche nicht nur den Müttern unter den Zuhörern unter die Haut gehen wird. Oftmals ist „lesen“ in meinen Ohren auch der falsche Begriff. Was Blum hier darbietet, geht weit über das einfache Lesen hinaus. Sie berichtet, spricht, leidet, dass es schon mehr eine schauspielerische Leistung als eine Lesung ist.

Die Tochter Ally wird von Yara Blümel gelesen, was nicht nur in Sachen Nachnamen gut passt. Blümel mit ihrer jugendlichen Stimme passt hervorragend in die Tochterrolle, der mitunter leicht bockigen oder auch naiven Ally. Dank ihrer umfangreichen Erfahrung als Hörbuchsprecherin kann man ihr ebenfalls gut folgen und lässt sich als Hörer so schnell in die Geschichte hereinziehen.

Aus der Feder von Jessica Barry

Dieses Werk wurde von der Amerikanerin Jessica Barry geschrieben, deren Leben schon in der Jugend durch einen stetigen Bücherkonsum geprägt war. So ist es auch kein Wunder, dass sie später neben Kunstgeschichte auch noch Englisch studierte. Heute lebt sie in London und ist in der der Verlagsbranche tätig.

Mein Fazit:

Freefall ist ein spannender und unterhaltsamer Thriller, der sich von anderen Produktionen aufgrund der beiden Sprecherinnen abhebt, die jeweils einen der beiden Haupt-Charaktere verkörpern. Beide Leserinnen verstehen es, den Hörer mitzunehmen; entweder auf Spurensuche oder auf eine Reise in die Freiheit.