Meeresrauschen

"Wow. Es ist total schön hier. Wie auf einer einsamen Insel. – Mhm. Und schau mal, diese Felsen. – Wie in einem Film. Auch ein bisschen gruselig. (…) – Mach die Augen zu. Und lausche…! – Mhm. Meeresrauschen! - Ja, die Natur wie sie ist und war. – Du, Jenny. Machst du oft solche verrückten Dinge? – Naja, eigentlich nicht. Ich habe meinen Papa auch noch nie belogen. Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich schon, aber der kriegt das nie mit. Wir müssen nur aufpassen, dass uns die Küstenwache nicht erwischt. – Oh, du machst das also nur für mich? – Naja, und ein kleines bisschen für mich…!“

Zwei Mädchen lernen sich im Urlaub an der portugiesischen Küstenregion Algarve kennen und werden innerhalb kürzester Zeit beste Freundinnen. Auf eigene Faust erkunden sie die Küste und fahren heimlich mit einem Boot immer weiter hinaus. Doch bei einer dieser Touren machen sie eine schreckliche Entdeckung. Eine kleine verlassene Grottenbucht wird ihr großes Geheimnis und dann zum Verhängnis.

Anders als erwartet

Meeresrauschen ist ein bemerkenswertes Hörspiel, das mich (insbesondere mit seinem Ende) überrascht hat. Was zu Beginn wie ein nettes Abenteuerhörspiel (für Mädchen) klingt, entwickelt sich im Laufe des Hörerlebnisses zu einer ernsten Geschichte, mit welcher man die Kinder sicherlich nicht komplett alleine lassen sollte.

Wenn der Urlaub anders wird...
Stehen zu Anfang noch zwei Mädchen mit ihrer Abenteuerlust und dem überschwänglichen Freiheitsgefühl des Urlaubes im Vordergrund, so entwickelt sich das Geschehen nach und nach so, dass sowohl die Urlaubsstimmung als auch der entspannte und unbekümmerte Hörgenuss beeinträchtigt werden, bekommt man doch insbesondere als Erwachsener recht schnell das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht richtig ist. 

Und vielleicht ist es auch genau das, was diese Produktion vermitteln will. Wir Erwachsene können oftmals doch noch besser zwischen richtig und falsch unterscheiden, während Kinder einfach nur gefallen wollen und alles richtig machen möchten. Das sie dies aber nicht immer machen müssen und Geheimnisse geteilt werden dürfen, insbesondere wenn sie sich nicht mehr richtig anfühlen, das transportiert dieses Hörspiel auf eindringliche und auch etwas schmerzhafte Weise. Meeresrauschen wird somit zu einem Hörspiel, das man als Eltern aus Anhaltspunkt nehmen könnte, um mit den (eigenen) Kindern ins Gespräch zu kommen. Dabei schafft die Produktion sogar den Spagat, nicht missionarisch aufzutreten.

Aber keine Sorge, Meeresrauschen ist nicht nur schwere Kost, stehen doch im überwiegenden Teil Urlaub, Freundschaft und auch das Erleben von Natur im Vordergrund. Und dennoch überrascht dieses Werk mit einem intensiven Ende, dass man (innerhalb der Familie) nicht einfach so stehen lassen kann.

Die Sprecher

Die Sprecherleistung ist ebenfalls bemerkenswert. Der Cast ist sehr überschaubar und begeistert vor allem durch die beiden jungen Hauptsprecherinnen Franziska Reinhardt und Letitia Heimeroth, welche ihre Rollen gut spielen. Der bekannte Sprecher Werner Wilkening ist ebenso mit von der Partie wie Horst Kurth, Sonja Schreiber oder Julia Schäfer, welche die Elternrollen innehaben.

Der Sound

Die Geräusche transportieren unter anderem dank intensivstem Meeresrauschen ein wunderbares Strand- und Urlaubsgefühl, bei dem man sofort den feuchten Meeressand unter den Füßen spürt.

Mein Fazit:
Das Hörspiel nach einer Idee von Joky One ist eine Produktion, die sich fern ab vom Mainstream platziert. Mit einem ernsten Hintergrund und einer ebensolchen Botschaft sollte es am besten gemeinsam mit dem Nachwuchs gehört werden, dann kann man nämlich auch gleich erklären, wer diese Madeleine McCann ist, der das Hörspiel gewidmet wurde.