Leo und die Abenteuermaschine
9 – Eine Schnitzeljagd durch Raum und Zeit, Teil 9
e.T. Media / Matthias Arnold
Gesamtspielzeit: ca. 70 Minuten
Altersempfehlung 6 bis 12 Jahre
VÖ: März 2019
„Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in den Hafen. Der Anblick, der sich beiden bietet, ist wirklich einmalig. Das ist also der Hafen der Piraten. Es gibt Häuser, Straßen, Pferdefuhrwerke – eigentlich alles wie in einer normalen Stadt. Waren und Proviant werden be- und entladen. Überall laufen Piraten in ihrer typisch zerrissenen Kleidung herum. Mit langen Bärten, meist ungewaschen und angetrunken gehen sie hier ihren Geschäften nach. Ein Ort von Piraten für Piraten. Hier gibt es kein Gesetz. Hier kann jedes Piratenschiff unbehelligt von der britischen und spanischen Obrigkeit ankern. Leo und Anne Bonny begeben sich zu einem schäbigen Gebäude.“
Leo reist in die Karibik des Jahres 1718. Hier trifft er auf die Piratenkapitänin Anne Bonny. Diese ist mit ihrem Schiff auf der Flucht vor dem berühmten Piratenjäger Kapitän Barnet. Kann Leo sie retten? Und was hat es mit einer halben Karte zu einem berühmten Piratenschatz auf sich? Möge die Schatzsuche beginnen.
Das Finale einer großartigen Trilogie
Da ist es also, das lang erwartete Finale der großartigen Trilogie: Eine Schnitzeljagd durch Raum und Zeit. Und viel würdiger kann ein Finale schon fast gar nicht mehr sein. Als bekennender Leo-Fan hat mich ja bereits der zweite Teil schon sehr begeistert, doch diese Folge toppt noch einmal alles. Der Vorsatz „es wird episch“ wurde erfolgreich umgesetzt. Unglaublich!
Doch kurz zurück zum Anfang. Leo ist mit seiner neuen Freundin, der Piratin Anne Boony auf Schatzsuche. Doch leider liegt den beiden nur die Hälfte einer Schatzkarte vor. Der andere Teil, so erfahren sie vom legendären Jolly Roger, sei bei der Piratin Mary Read zu finden. Und so machen sich unsere beiden Abenteurer auf, diese zu finden, um mit ihr gemeinsam nach dem sagenumwobenen Schatz zu suchen.
Wissen und Abenteuer
Wie wir es von Matthias Arnold, dem geistigen Schöpfer von Leo kennen, vereint er auch in dieser Folge Wissen mit Abenteuer. Wenn auch im Vergleich zu den Vorgänger-Folgen das Abenteuer hier deutlich mehr Raum bekommt. Aber keine Sorge, auch hier können die Kids viel lernen. Nach wie vor stehen Piraten und Schiffe im Vordergrund, doch auch über Astronomie und Wochentage gibt es etwas zu erfahren – Dinge, die sicherlich auch den Horizont des einen oder anderen erwachsenen Zuhörers erweitern werden. Wie gewohnt wird das Wissen aber nicht subtil eingebunden, sondern stets gekonnt und wunderbar unauffällig in das Geschehen eingearbeitet, so dass den kleinen Zuhörern diese Art der Wissensvermittlung wahrscheinlich gar nicht bewusst wird.
Ein Hörspiel, an dem man Freude hat
Und da die Story so wahnsinnig spannend und gut geschrieben ist, hat man auch als Erwachsener richtig Freude an diesem Hörspiel. Dies liegt sicherlich auch an der qualitativ-hohen Umsetzung. Die Musik ist ergreifend, bombastisch, zieht einen in das Geschehen, verdichtet die Spannung und sorgt als Unterleger bei so mancher Situationsbeschreibung sogar für Gänsehaut. Die Geräusche sorgen für das richtige Kopfkino, selbst, wenn diese noch so unscheinbar im Hintergrund zu hören sind. Sei es der knarzende Schaukelstuhl, das Kreischen der Möwen oder das beständige Rauschen der Wellen. Den Bildern, die bei diesem akustischen Leckerbissen wie von selber vor dem inneren Auge auftauchen, kann man sich einfach nicht entziehen. Hier hat Thilo Masuth, der Sounddesigner der Lauscherlounge Berlin einfach einen richtig guten Job gemacht.
Professionelle Sprecher
Ihr Handwerk verstehen übrigens auch die großartigen Sprecher. Zur Erinnerung: Hinter Leo steht kein großer Verlag, kein großes Label sondern „nur“ Leos Vater Matthias Arnold, der dieses tolle Hörspiel in Eigenregie und mit Hilfe diverser Crowd-Founding-Projekte auf die Beine stellt. Und dennoch ist es ihm auch dieses Mal gelungen, wieder professionellen Schauspieler zu engagieren. Allen voran zum Beispiel Marco Rosenberg, der nun schon zum fünften Mal den kleinen Löwen Leo sprechen darf. In dieser Folge stehen ihm dabei unter anderem Cornelia Waibe als Anne Bonny und Ingo Albrecht als hünenhafter Pirat zu Seite. Durch das Geschehen führt wie gewohnt die wunderbare Katrin Zierof und nach jedem Leo-Hörspiel frage ich mich, wieso nicht viel öfter Frauen den Erzähl-Part übernehmen (dürfen). Sie versteht es, die nötigen Hintergrund-Informationen zum Geschehen liebevoll und zielgruppen-gerecht da zu bieten und zugleich auch die Erwachsenen mit ins (Piraten-)Boot zu holen.
Der typische Pirat
Und auch wenn das Bild des „typischen“ Piraten für den einen oder anderen Erwachsenen vielleicht etwas zu überzeichnet sein mag, ich bin mir sicher, die „eigentliche“ Zielgruppe der 6- bis 10-Jährigen wird es lieben. Denn genauso stellt man sich ja die Piraten vor und dank Leo haben die Kinder nun die Möglichkeit, ebenfalls in die Welt der Piraten abzutauchen.
Mein einziger Wermutstropfen an diesem Hörspiel: Ich hätte mir noch ein Wiedertreffen zwischen Anne Bonny und ihrer großen Liebe CJ, also Calico Jack Rackham, gewünscht. Doch zum Glück, soviel hat ja auch bereits die Abenteuermaschine verraten, finden die beiden später ja wieder zusammen – auch außerhalb dieses Hörspiels.
Mein Fazit:
So viel Abenteuer, Spannung und Wissen wunderbar kindgerecht aufbereitet – das müssen andere Hörspiele erst mal unter einen Hut bekommen. Diese Leo-Folge ist meiner Meinung nach die beste der gesamten Reihe und somit ein großartiger Abschluss der Schnitzeljagd-Reihe.
Mareike Lümkemann
19. Februar 2019