Der Trotzkopf - 3- Zeit der Gefühle

„Das Neujahrsfest war vorüber und der Alltag wieder eingekehrt. Die längst ersehnten Tanzstunden waren bereits seit 14 Tagen im Gange und brachten Abwechslung in das eintönige Pensionatsleben. Melanie nahm nicht teil, denn sie empfand die Tanzstunden als schrecklich langweilig. Vor allem, da man ihnen den Kontakt mit Männern verbot. Man hielt sie wohl doch noch zu sehr für Kinder. Doch auch diese Zeit ging zu ende. Fräulein Raimar schickte Einladungen an junge Herren aus, die das Gymnasium besuchten, und ersuchte sie, die letzten vier Wochen an dem Tanzunterricht teilzunehmen. Eines Mittwochsmittags teilte Fräulein Raimar mit, dass sie in der heutigen Tanzstunde zum ersten Mal auf ihre männlichen Tanzpartner treffen sollten. Sie ermahnte die Mädchen, sich nicht zu lebhaft mit den jungen Herren zu unterhalten. Die Pensionatsschülerinnen sollten nicht vergessen, dass die jungen Männer nur des Tanzes wegen kamen.“

Nach anfänglich heftigen Problemen findet sich Ilse immer besser mit dem Pensionatsleben zurecht. In Lilli Lubauer, der jungen Tochter einer viel beschäftigten Wiener Schauspielerin, findet unser Trotzkopf eine besondere Aufgabe. Es beginnt eine aufregende, spannende und teilweise sehr traurige Zeit in Ilses Leben. Die ersten Tanzstunden ihres Lebens und ein außergewöhnliches Theaterstück zum Geburtstag von Fräulein Raimar sind da noch die harmlosesten Ereignisse. Wird das Weihnachtsfest so verlaufen wie Ilse es sich vorstellt, und wird Nellie etwas geschenkt bekommen? Was ist plötzlich mit Lilli los? Und was für eine große Überraschung erwartet Ilse in Form eines Briefes von zu Hause? Es wird die Zeit der Gefühle in Ilses jungen Leben.

Ein Trotzkopf wird erwachsen

Ilse wird erwachsen und daran dürfen in dieser Folge alle teilhaben. Nicht nur wir als Hörer begleiten den ehemaligen Trotzkopf in dieser gefühlsintensiven Zeit im Pensionat, in der Ilse wahrlich älter und reifer wird. Auch die Erzieherinnen bemerken positive Veränderungen an Ilse. Wir erleben, wie Ilse das Weihnachtsfest mit ihren Freundinnen im Internet feiert und ihre Geschenke mit der liebsten Freundin teilt, die nicht über so einen starken familiären Hintergrund verfügt wie sie. Auch von den ersten spannenden Tanzstunden der Pensionatsmädchen mit den jungen Herren erfährt der Hörer. Und doch ist in dieser Folge nicht alles eitel Sonnenschein. Ilse muss schmerzhaft erfahren, dass Freud und Leid ganz nahe beieinander liegen. Wie gut, dass ihr in diesen Zeiten ihre beste Freundin Nellie immer zur Seite steht…

Kann zu Tränen rühren

„Zeit der Gefühle“ – dieser Titel trifft es genau. Hier geht es wie schon kurz angesprochen wahrlich gefühlvoll zu. Mitunter ist diese Folge sogar so intensiv, dass sie sicherlich so machen Hörer zu Tränen rühren wird. Dabei gelingt Thomas Biker von Dreamland aber das Kunststück, niemals ins Kitschige abzudriften. Ganz im Gegenteil, der Trotzkopf überzeugt durch das Ruhige, das Besinnliche. Diese wunderbar ruhige und realistische Erzählweise mit der das Leben „von früher“ dargeboten wird, ergibt einfach ein ganz tolles (Kinder-)Hörspiel, dem man auch Erwachsener gerne lauscht und sich dabei immer wieder gerne an die eigene Jugend erinnern wird, welche aber sicher aufgrund der gelockerten Konventionen um einiges leichter war.

Super Sprecherinnen

Zudem lebt diese Produktion besonders von den Protagonisten, die auf Grund der authentischen Sprecher Leben erhalten. Ilse, gesprochen von Gabrielle Pietermann, sieht man dank der freundlichen und jugendlichen Stimme sofort vor dem inneren Auge. Nellie Grey wird ganz wunderbar mit einem tollen englischen Akzent von Farina Brock gesprochen und auch Marie Bierstedt spricht das liebe Fräulein Güssow einfach großartig. Aber keine Sorge, selbstverständlich kommen in dieser Produktion auch noch einige Herren zu Wort, wenn auch eher in kleineren Rollen.

Perfekt platzierte Geräusche und Musik

Wie man es von Dreamland gewohnt ist, ist auch das Sounddesign (Stichwort Tom Steinbrecher) und die musikalische Untermalung bestens durchdacht und platziert. Insbesondere die dezenten Musikstücke, die oft nur diskret im Hintergrund zu hören sind, ergeben ein tolles Hörerlebnis.

Mein Fazit:

Wer ruhige Hörspiele mag und auch mal ohne Action auskommt, der wird auch diese Trotzkopf-Folge lieben. Es macht einfach Freude dabei zu sein, wie aus dem jungen Trotzkopf ein tolles junges Mädchen wird. Dank des weihnachtlichen Einstiegs dieser Folge ist diese Produktion zudem bestens für einen besinnlichen Advents-Nachmittag im Kreise der Familie geeignet.