Der Trotzkopf - 2- Das Gespenst vom Apfelbaum

 

Der Trotzkopf

Folge 2 – Das Gespenst vom Apfelbaum

DreamLand Productions

Gesamtspielzeit: 60 Minuten

VÖ: 24.4.2016

Empfohlen ab 10 Jahren

 

CD-Cover Der Trotzkopf - Das Gespenst vom Apfelbaum

„Fräulein Güssows Behauptung war durchaus berechtigt. Ilse zeigte sich weit strebsamer als zunächst erwartet. Das gute Beispiel der übrigen Mädchen spornte sie mächtig an. Anfangs war es ihr gleichgültig, ob man sie in die erste oder zweite Klasse brachte. Als sie aber bemerkte, dass all ihre Mitschülerinnen jünger waren als sie, erwachte ihr Ehrgeiz und sogleich ein großer Eifer, der sie antrieb das Versäumte nachzuholen. Zu lernen und zu arbeiten, um in die nächste Klasse aufzusteigen. Auch hatte sie es nicht mehr gewagt, Fräulein Reimar trotzig zu begegnen. Sondern konnte ihr trotzige Art nur bei den, auch Doktor Althoffs Meinung nach, viel zu altmodisch und strengen Lehrern und Lehrerinnen wie Miss Lead nicht zurück halten.“

 

Ilse Macket, Tochter des Gutsbesitzers Richard Macket, führt ein unbeschwertes und freies Leben. Sie macht was sie will, lernen ist ihr zuwider, Spaß zu haben ihre Devise. Doch als Ilse beinahe 16 Jahre alt ist, lässt sich Richard Macket von seiner zweiten Frau Anne und dem befreundeten Pfarrer Wollert überreden, seine Tochter in ein Pensionat zu geben. Ilse empfindet dies als Abschiebung und ihr fällt es sehr schwer, sich im Internatsleben zurecht zu finden. In Ellinor Grey, alle nur Ellie nennen, findet sie eine gute Freundin, die ihr helfen will, damit auch aus ihr eine junge, standesgemäß erzogene Dame wird. Immer wieder stößt Ilse an Vorschriften und Bestimmungen, die sie so nicht kannte und auch nicht einhalten will. Selbst mit der Rektorin Fräulein Raimar stößt sie aneinander und es stellt sich die Frage: Kann Ilse ihre innere Einstellung ändern oder ist sie ein hoffnungsloser Fall?

 

Es verändert sich etwas

Die junge Ilse Macket hat sich wider Erwarten gut im Internat eingelebt und auch Freundinnen gefunden. Mit ihrer trotzigen Art jedoch stößt sie immer wieder Lehrer und Mitschülerinnen gleichermaßen vor den Kopf. Gut, dass die junge Erzieherin Frau Güssow da gute Wesen von Ilse erkannt hat und sich stets für sie einsetzt.

Und so geschieht es, dass langsam eine kleine Veränderung mit Ilse geschieht. Liegt es an der Geschichte, die Frau Güssow ihr erzählt hat? Eine Geschichte von einem anderen Mädchen, das wegen des eigenen Stolzes und der eigenen Trotzigkeit ihre große Liebe verloren hat? Oder liegt es an dem auf einmal erwachten Ehrgeiz von Ilse, nicht zusammen mit den jüngeren Mädchen unterrichtet zu werden? Wie auch immer, ich bin mir sicher, auch ihre Zimmergenossin Nelly, eine Waise aus England, ist nicht ganz unschuldig an Ilses Umdenken.

 

Ruhig aber mit richtig guten Sprechern 

Auch diese Folge des Trotzkopfes kommt genauso liebevoll und ruhig daher wie ihre Vorgängerfolge. „Das Gespenst vom Apfelbaum“ entführt den Hörer erneut ins Ende des 19. Jahrhunderts, wo wir an den Erlebnissen von llse Macket teilhaben dürfen. Authentisch erfahren wir, wie es sich damals auf einem Internat zugetragen hat, wie streng die Regeln waren und wie hoch die Ansprüche an die jungen Mädchen.

Sehr authentisch agieren in dieser Folge übrigens auch die Sprecher wieder. Allen voran natürlich Gabrielle Pietermann, die mit ihrer jugendlichen, sympathischen Stimme den Namen gebenden Trotzkopf sprechen darf. An ihrer Seite agieren ganz stark Katja Brügger als Erzählerin und mit viel englischem Charme Farina Brock als Nelly.

Und auch wenn die männlichen Sprecher in dieser Produktion nicht ganz so viel Raum erhalten – schließlich gehören sie ja auch nicht in ein Mädchen-Internat – so sind ihre Rollen dennoch sehr hochkarätig besetzt. Neben dem großartigen Christian Rode sind u.a. Wolfgang Bahro, Tim Sander und Joschi Hajekt zu hören.

 

Akustische Details

Und wie es sich für ein tolles Hörspiel gehört, ist auch hier das „Drumherum“ ebenfalls ganz großes Kino. Auch wenn der Trotzkopf ein ruhiges (Kinder-)Hörspiel ist, so stimmt auch hier jedes Geräusch, jedes akustische Detail. Beim Hören ist man so sofort dabei, ist mit Ilse und Nelly im Internat, das Kopfkino lässt sofort die richtigen Bilder entstehen.

 

Mein Fazit:

Der Trotzkopf ist ein tolles Hörspiel, das es versteht, den Hörer in längst vergangen Zeiten mitzunehmen. Wer diese Produktion noch nicht sein eigenen nennen kann, der sollte das zwingend nachholen. Gut, dass es da aktuell ein tolles Angebot von DreamLand Productions gibt: Alle vier Teile für 10 Euro, plus 2,50 Euro Porto und Verpackung.


Mareike Lümkemann

 

28. Juni 2019