Der Schatz auf Pagensand
DAV
Gesamtspielzeit: 4 Stunden 4 Minuten
VÖ: 21.02.2020
Empfohlen ab 11 Jahren
„Wir mussten die Fahrrinne kreuzen. Dicht an uns vorbei fuhren Küstenmotorschiffe. Ein riesiger Tanker, ein Frachter. In den Heckwellen schaukelten wir. Die Segel klatschten schlaff gegen den Mast. Die Sonne verschwand hinter der blau-schwarzen Wolkenbank. Es wurde immer dunkler. Und dann rollte der erste Donner über den Strom. – `Wir müssen unbedingt vor dem Gewitter auf der Insel sein. Hört ihr? Unbedingt!` sagte Jan. – Man sah im an, wie ernst es ihm damit war. Schwarz stand die Wolkenbank über uns. Der erste Blitz zuckte. Plötzlich kam eine Böe und lies die Segel knattern. – `Los`, brüllte Jan. `Die Fock runter.` – Eine weit stärkere Böe folgte und dann eine noch stärkere. Schnell bildeten sich Wellen. Erst kleine, aber schon mit Schaumkronen. Benno kroch nach vorn und holte die Fock ein. Das war eine ziemlich schwierige Arbeit.“
Störtebekers Schatz muss auf einer der vielen Inseln in der Elbe liegen, davon ist Benno überzeugt. Also überredet er seine Freunde Jutta, Jan und Georg sich mit einer altersschwachen Jolle auf die Suche zu machen. Auf der ersten Insel treffen sie ein Schwein und einen merkwürdigen Mann, der sich für den König von Albanien hält. Doch sie sind nicht die einzigen Besucher: Drei bewaffnete Männer stellen sich ihnen in den Weg und nur mit Glück können sie entkommen. Aber nicht nur dieses Aufeinandertreffen läuft nicht nach Plan. Ihr Schiff schlägt leck, der Proviant geht zur Neige, und die nächste Insel, Pagensand, erreichen sie als Schiffbrüchige. Auch hier werden sie von den unheimlichen Männern bedroht. Doch die Kinder lassen sich nicht einschüchtern und schlagen zurück: wie waschechte Piraten!
Was für ein Abenteuer
Was für ein wunderbares Abenteuer – ein Abenteuer wie bei den fünf Freunden, nur dass wir uns hier nicht in England sondern in den 1950er Jahren auf der Elbe befinden und dort mit Benno, Jutta, Jan und Georg den Schatz von Störtebeker suchen. Dabei ist das Abenteuer ständig greifbar und auch wenn die Geschichte vor über 60 Jahren spielt, muss sie sich in Sachen Authentizität oder Spannung keinesfalls vor der Gegenwart verstecken. Ganz im Gegenteil. Hier erleben die Kinder noch ein echtes Abenteuer: Vier Kinder, die sich ohne Eltern mit einer Jolle auf die Elbe begeben – das wäre heutzutage gar nicht mehr denkbar. Die Kinder kommen selbstredend ohne mobile Kommunikationsmittel aus, orientieren sich an Hand von Seekarten und überleben dank ihrer Kenntnisse aus Büchern oder ihren Kriegserfahrungen. Sie stehen gefährliche Situationen gemeinsam durch und raufen sich auch nach Meinungsverschiedenheiten immer wieder zusammen. Zudem behaupten sich mit Witz und Raffinesse gegen zwielichtige Gestalten. Hier hat der Bestseller-Autor Uwe Timm wirklich ein tolles Jugendbuch geschrieben, dass man als Leser sicherlich kaum aus der Hand legen kann.
Wunderbar gelesen
Wunderbar an dieser Produktion ist aber nicht nur die Story sondern auch die bezaubernde Jodie Ahlborn, die mit ihrer jugendlichen Stimme sofort alle Hörer (jeden Alters) mit auf eine abenteuerliche Schatzsuche nimmt. Wie so oft weiß sie geschickt ihre Stimme einzusetzen, singt und spricht mitunter auch wunderbar in Hamburger Mundart und versteht es so »Der Schatz auf Pagensand« für Hörer/innen jeden Alters in ein unvergessliches Erlebnis zu verwandeln.
Booklet mit Informationen
Erwähnenswert ist außerdem noch das Booklet, in dem sich ein Glossar mit zahlreichen Begriffen und Dingen rund um Segeln und Schifffahrt befindet. Diese werden zudem ergänzt mit Bildern von Uwe Timm.
Mein Fazit:
»Der Schatz auf Pagensand« ist ein Hörbuch das richtig Lust auf Abenteuer macht. Auf ein echtes Abenteuer von „früher“, wo man noch ohne Eltern Urlaub machen konnte und Geheimnisse, Schatzsuchen und echte Könige auf Elbinseln noch denkbar waren, wo man einfach beim Bauern geklopft hat und anschließend in der Scheune schlafen durfte …
Mareike Lümkemann
26. Februar 2020