Interview mit Christoph Landwehr - VPT (Vollplayback-Theater)

21. Januar 2019

 

Das VPT (für alle, die es nicht kennen Voll-Playback-Theater) geht im Februar endlich wieder auf Tour. In diesem Zusammenhang hatte ich die Ehre und das große Vergnügen, Christoph Landwehr, aktives Mitglied vom VPT zu interviewen.

Eine bessere Einstimmung auf die Tour konnte es für mich nicht geben...

 

Alle Tourtermine und weitere Infos zum VPT findet ihr hier: http://vpt-show.de/

 

VPT - Sherlock Holmes - Tour 2019

Hallo Christoph!

Du bist aktives Mitglied beim VPT. Magst du dich einmal vorstellen?

Christoph Landwehr, 44 Jahre alt. Ich lebe in Bochum, bin seit 2007 Ensemblemitglied des VPTs und damit nach wie vor der Neue.

 

Falls es hier jemanden geben sollte, der das VPT noch nicht kennt, wir würdest du ihm das VPT beschreiben? Kann man euch überhaupt beschreiben oder kann man euch eigentlich nur erleben?

Klar kann ich das erklären, schwieriger ist das Verstehen … Das VPT macht visuelle Synchronisation von Hörspielen. Das heißt, wir schneiden uns ein Hörspiel aus vielen Vorlagen so zusammen, dass wir es lustig finden, und machen das Ganze dann auf der Bühne für das Publikum sichtbar, indem wir ohne selbst zu sprechen lippensynchron dazu schauspielern.

 

Und wie genau bist du zu dieser außergewöhnlichen Truppe gekommen? Gab es ein Casting, in dem man die eigene Hörspiel-Leidenschaft unter Beweis stellen musste?

Ich hatte auf der Bühne schon mit einigen der KollegInnen zusammengearbeitet. Als für das nächste Stück 2007 ein weiterer Darsteller gebraucht wurde, lief das auf dem kurzen Dienstweg günstig in meine Richtung, ohne Casting, ohne Couch nur mit Ja-Sagen.

 

Ist das VPT eigentlich inzwischen ein Vollzeit-Job?

Manchmal auch 1 ½ Vollzeitjobs, gerade jetzt in der Zeit vor der Premiere. Ansonsten füllt das VPT so etwa 2/3 meiner Jahresarbeitszeit aus.

 

Was hast Du vorher gemacht? Was machst du sonst noch?

Ich spiele seit 1997 beruflich Theater. Viel Kindertheater, Kleinkunst, Musicals, und auch „ernsthafte“ Theaterproduktionen. Zwischendurch habe ich mich zum Theaterpädagogen ausbilden lassen und spiele schon seit vielen Jahren parallel Präventionstheater an Schulen. Familienvater bin ich auch, und wann immer noch Zeit bleibt, mache ich Musik.

 

Das VPT gibt es jetzt seit über 20 Jahren – wenn auch mit „Unterbrechungen“. Was hat sich in dieser Zeit bei euch verändert?

Die Bäuche und Frisuren, sonst ist alles genauso wie am ersten Tag, nur mit viel mehr Erfahrung.

 

Wie kam es eigentlich, dass das VPT sogar auf Abschieds-Tournee gegangen ist. Ihr hattet da doch schon längst Kult-Status erreicht.

Ja eben. Das macht man doch so. Wir sind sogar auf zwei verschiedene Abschiedstourneen gegangen, weil es so viel Spaß gemacht hat. Dann haben wir ein bisschen Pause zum Luftholen und für andere Projekte gemacht, und uns so vermisst, dass wir schnell wieder angefangen haben.

 

Das Comback 2014/2015 war aber leider holpriger als geplant.

Das ist leider wahr. Die damalige Konzertagentur ist insolvent gegangen, und plötzlich standen wir und das Publikum, das bereits Karten gekauft hatte ohne Geld da. Das war für alle Beteiligten sehr unangenehm, und wir können nur von Glück sagen, dass wir ein sehr treues Publikum haben, das einfach gesagt hat `Leute, macht weiter! Wir wollen Euch trotzdem wiedersehen.´

 

Ihr seid dann auch andere Wege gegangen. Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr 2014 eine Tournee (leider) ganz ohne Hörspiele gemacht und euch Pulp Fiction gewidmet, dessen Auszüge bei den vorherigen Bühnenprogrammen ja immer sehr gut angekommen sind.

Für uns war das mal eine neue Herausforderung eine Tonspur zu benutzen, zu der die Zuschauer schon Bilder im Kopf hatten. Aber natürlich waren auch in der Pulp Fiction Show damals viele Einspieler auch aus Hörspielen drin. Für uns ist es immer toll nicht immer dieselben ausgetretenen Wege zu gehen, sondern nicht nur das Publikum, sondern auch uns selbst zu entertainen.

 

Im Februar geht es wieder auf große Deutschland-Tour. Kribbelt es schon?

Tut es. Wir haben nur noch wenige Tage bis zur Premiere, und so lange und geplant wir auch proben, am Ende wird es immer eng. Jetzt ziehen wir die vielen ausgelegten Fäden noch schnell zusammen, und dann freuen wir uns diebisch drauf den Leuten unsere neue Show zu zeigen.

 

Die aktuelle Show trägt den Titel „Sherlock Holmes und die Liga der außergewöhnlichen Detektive“. Kannst du etwas mehr verraten? Sie wird ja als „olympisch“ angekündigt…

Das ist die reine Wahrheit. Die besondere Herausforderung, die wir uns für die neue Show gestellt haben ist, dass wir zwar eine Grundgeschichte aus dem Sherlock Holmes-Universum gewählt, diese aber aus einer Vielzahl von Hörspielen zusammengefügt haben. Es gibt im neuen Stück allein 6 Hauptpersonen, die sich in der „normalen“ Hörspielwelt nie begegnet sind, bei uns aber zusammen agieren. Soviel Mash-Up war noch nie, selbst bei uns nicht!

 

Aber mal im Ernst, erleben wir wirklich Schimanski?

Ich sage nur so viel: am Ende des Abends werden die Zuschauer Mühe haben alle Detektive und Ermittler aufzuzählen, die sie gerade in der Show auf der Bühne gesehen haben.

 

Stammen die mitunter sehr kreativen Bühnenbilder eigentlich auch alle von euch selber oder erstellt die jemand anderes?

Wir haben ein paar Leute, die rund um das VPT helfen: eine Bookingagentur, Lichttechniker, Fotografen- und Filmleute, die uns manchmal unterstützen. Alles andere machen wir selber. Die Bühnenbilder werden während der Probenzeit erdacht, damit sie für die aktuelle Show so nützlich wie möglich sind. Dokter Thomas plant und baut die dann, der ist nämlich gelernter Schreiner. Bemalt werden die Kulissen dann seit Jahren schon von Eilike, die ganz nebenbei bemerkt im neuen Stück zum ersten Mal als Gast in der Show auch spielen wird.

 

Ich bin gespannt und freue mich schon sehr, euch auf dieser Tour auch endlich mal wieder live zu sehen. Wie ist das eigentlich? Es gibt doch sicherlich einstudierte Gags. Seid ihr dennoch auch spontan auf der Bühne?

Zunächst mal ist der Ton in unserer Show ja festgelegt und läuft gnadenlos weiter. Improvisation gibt es zwar auch, aber die beschränkt sich dann eben auf Gestik und Mimik. Wir überraschen uns auf der Bühne durchaus gerne mal gegenseitig. Trotzdem muss natürlich der Ton, der aus den Boxen kommt, bedient werden, damit die Geschichte funktioniert.

 

Ist das Publikum wirklich regional so unterschiedlich, wie man es immer hört? Sind die Westfalen wirklich „stur“ und brauchen länger, um in Stimmung zu kommen?

Ne, das ist Käse. Es gibt schon ein paar feste Hochburgen, wo das Publikum immer extra laut am Start ist. Hamburg zum Beispiel oder Köln, auch Krefeld oder Frankfurt sind da ganz vorne mit dabei. Und wer einmal in Herford dabei gewesen ist, weiß, dass Sturheit dort ein Fremdwort ist.  Das hat alles eher was mit der Zusammensetzung des Publikums und der Atmosphäre der jeweiligen Halle zu tun, als mit der Region.

 

Aber noch mal kurz zurück zum Hörspiel. Welche Hörspiele hast du als Kind gehört? Was hat dich und deine Jugend besonders geprägt?

Ich persönlich habe als Kind mehr TKKG als Die drei ??? gehört. Vor allem aber hatten wir zuhause Märchenschallplatten, außerdem Hui-Buh und Winnetou-Hörspiele. Ein paar Klassiker wie Moby Dick und Robinson Crusoe waren auch dabei.

 

Hörst du diese Hörspiele immer noch?

Ich höre immer noch viele Hörspiele und auch Reihen. Allerdings meistens, weil meine Kinder die im Auto hören wollen, oder eben als Recherche für das Theater. Bei bestimmten Serien hat man als Ensemble im Kopf automatisch immer die dummen Gesichter der KollegInnen vor Augen. Und, dass das nicht das pure Freizeitvergnügen ist, kann man sich bei den Nasen ja denken.

 

Hörspiele werden von vielen Erwachsenen ja immer noch als „Kinder-Ding“ angesehen. In meinen Augen ein großer Trugschluss, oder?

Klar. Natürlich gibt es Hörspiele, die extra für kleinere Kinder oder eben nur für Erwachsene produziert sind, aber im Prinzip soll doch jeder hören, was er/sie will. Offensichtlich ist die Haupthörerschaft der Drei ??? zwischen 30 und 45 Jahre alt. Und speziell im Fall des Vollplaybacktheaters besteht die Zielgruppe natürlich aus Erwachsenen, die sich noch an das Gefühl erinnern können, wie es war im Kinderzimmer Abenteuer und Quatsch im Kopf zu erleben. Das ist es quasi, was wir auf der Bühne machen: Gekonnter Kinderquatsch on Tour.

 

Bei euren Auftritten bedient ihr euch im Hörspiel-Bereich hauptsächlich an den alten Kult-Hörspielen. Hörst du bzw. hören die anderen Mitglieder eigentlich auch aktuelle Hörspiele? Wenn ja, was sind deine/eure aktuellen Favoriten?

Da hat jede/r von uns andere Vorlieben. Privat hören wir alle eher Hörspiele, die wir auf der Bühne gerade nicht benutzen. Der eine mag am liebsten Radiohörspiele, der andere hört eher Hörbücher oder aktuellere Serien wie Monster 1983 oder Das Gruselkabinett. Ich höre zur Zeit am liebsten Lesungen oder Podcasts.

 

Gibt es noch etwas, was du den Lesern von Traumwelt Hörspiel mit auf den Weg geben möchtest?

Wenn Du nicht genau weißt, ob Du das jetzt mal ausprobieren willst mit so einer Show vom VPT – DU WILLST! Vertrau mir! DU WILLST! Hier kannst Du uns treffen: www.vpt-show.de/tourdaten

 

Ich danke dir für dieses Interview!

Danke für das Interesse!


Proberaum-Impressionen

alle Fotos stammen von „D. Landwehr, diebildhauer.de“ 


Mareike Lümkemann