VIDAN – Schrei nach Stille
Staffel 2
Europa
Gesamtspielzeit: 8 Stunden 21 Minuten
VÖ: 14.05.2021
Empfohlen ab 16 Jahren
„Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Aber manchmal sind es die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“
Sommer in Montana. Sechzehn Monate sind vergangen, seit Miles Vidan der fremdartigen Substanz Black Juice begegnete. Sie verhilft Toten zu seinem kranken Weiterleben und raubt Menschen den Verstand. Wenn Miles Vidan bisher geglaubt hatte in die Abgründe des Grauens geblickt zu haben… so muss er jetzt feststellen, dass es immer noch eine Steigerung gibt. Er wird mit der Frage konfrontiert: Wie viel Schrecken kann der menschliche Geist ertragen? Ab wann begibt sich der Verstand auf eine unkontrollierte Schleuderfahrt in den Wahnsinn? Angst beherrscht die Gedanken. Selbst jene, die von den Geschehnissen nur eine vage Ahnung haben, werden von düsteren Träumen heimgesucht. Es bedarf nur weniger Augenblicke, bis die kleine Stadt das Zentrum von etwas unfassbar Bösem wird. Aus den Tiefen des Nevell-Sees entsteigen die Vorboten des drohenden Niedergangs.
16 Monate später
16 Monate sind vergangen, seitdem uns Miles Vidan das erste Mal über den Weg gelaufen ist. 16 Monate in Montana und auch fast so viele Monate im wahren Leben von uns Hörern. Doch ebenso wie Vidan, der auch schnell wieder in den Geschehnissen drin ist, ist auch der Hörer wieder in der Story angekommen, findet man sich doch schnell wieder in der Geschichte zurecht und wird von der Story eingesaugt, ist sie für mein Empfinden noch um einiges intensiver als die erste Staffel. Die Atmosphäre noch dichter als im Vorgänger, die Story durchdachter, die Sprecher durchweg professioneller. Binge-Hearing ist also auch hier wieder Pflicht. Eine Pflicht, der wir Hörer sicherlich gerne nachkommen, denn Aufhören – das geht bei VIDAN eher schlecht.
Viel Leiden
Die zehn Folgen von Staffel zwei vergehen also auch hier wieder wie im Flug und man leidet mit den Akteuren mit. Ob es Doc Sally ist, die am eigenen Leib die Gefahr spürt, ob es der indianische Cop Tyson Nawat McKay ist, der die Stimmungen seiner Gegenüber wahrnehmen kann oder ob es sogar Vidan ist, der sich mit seiner ganz persönlichen Vergangenheit aufs schmerzhafteste konfrontiert sieht.
Vergangenheit und Beweggründe
Dabei besteht die Story aber nicht nur aus Leiden. Es gibt auch ruhigere Passagen, in denen zumindest etwas Licht ins Dunkle gebracht wird und Figuren sich entwickeln können beziehungsweise Raum erhalten. So wird zum Beispiel einem gewissen Ric Vidan viel Raum gegeben und dessen Vergangenheit und seine Beweggründe erläutert.
Nicht alles ist geklärt
Doch, ob das an Helligkeit reicht, um bei VIDAN klar zu sehen? Es gibt noch so viel Ungeklärtes, auch in dieser Staffel… Dinge, die immer noch mysteriös erscheinen, nur angerissen werden. Dinge, die noch nicht vollends geklärt sind. Das ist zum einen wunderbar, deutet es doch ganz stark auf eine dritte Staffel hin. Weniger wunderbar wird allerdings das Warten auf die Fortsetzung sein. Ich befürchte, hier werden wir Hörer noch mal stark sein müssen, um die nächsten 16 Monate zu überstehen.
Starke Sprecher
Großartig in dieser Produktion sind diesmal die Sprecher. Während mir in der Auftaktfolge manche Sprecher nicht professionell genug erscheinen, begeistern mich in Teil zwei doch durchweg alle. Das Niveau hat sich hier, ähnlich wie bei der Story und Atmosphäre, noch einmal steigern können. Ein Blick auf den Cast bestätigt dies auch sofort: Gordon Piedesack führt als großartiger und stimmgewaltiger Erzähler durch die fast neun Hörspielstunden. An seiner Seite agieren Lars Schmidtke als Miles Vidan und (mein persönliches Highlight) Luise Helm als Doc Sally Hansen. Große Namen wie Norman Matt, Jürgen Kluckert, Udo Schenk und Martin Keßler ergänzen und bereichern den Cast gleichermaßen. Hier bekommt man als Hörer wahrhaft großes Kino für die Ohren geboten.
Voller Atmosphäre
Auch in Sachen Sound und (wie schon mehrfach erwähnt) Atmosphäre hat man hier noch mal einige Schippen draufgelegt. Das Hörerlebnis ist um einiges intensiver als der Vorgänger. Und auch wenn es nur kleine Aspekte der zweiten Staffel sind, die akustischen Abspänne einer jeden Folge haben es in sich und schaffen eine Gänsehaut-Atmosphäre sowie eine fast schon beängstigende Realität, die einen beim Hören innehalten lässt und dafür sorgt, dass man sich zwanghaft über die Schulter schauen muss.
Mein Fazit:
Mit der zweiten Staffel haben sich sowohl Autor und Regisseur Raimon Weber als auch die Sprecher noch mal enorm steigern können. Sound und Atmosphäre dieser Produktion sind vom ersten bis zum letzten Ton perfekt konzipiert und so intensiv umgesetzt, dass eine erneute Steigerung für Staffel schon fast unmöglich erscheint. Aber ich lasse mich diesbezüglich gerne überraschen und eines bessern belehren.
Mareike Lümkemann
24.05.2021