UND AUF ERDEN STILLE STAFFEL 2

„Wir können davon ausgehen, dass wir bei deinen Leuten in NOVIS was zu essen bekommen. Ist doch so… (…) Bis dahin, brauchen wir auch etwas Nahrhaftes. So 25 bis 30 dürfte das noch etwa haben. Also nicht zu viel davon trinken auf nüchternen Magen. – Was ist das? – Selbstgebranntes. Ich würde das keinen Gin nennen, aber das in der anderen Flasche ist sicherlich auch kein Bourbon. – Das ist Alkohol? – Ja, aber nicht das Wahre. Es gab mal eine ganze Welt da draußen, die die Fermentierung von Alkohol zu einer Kunst gemacht hat. Alles vorbei!“

Klappentext

Verstoßen von ihrer Kolonie in einem ehemaligen Bergwerk, suchte die 16jährige Rhiannon in Manhattan ihren Vater, der ein für die Große Katastrophe verantwortliches Virus geschaffen hatte. Sie erhält ein Elixier, das Rettung verspricht und macht sich auf dem langen Weg zurück in die einzige Heimat, die sie kennt. Im Wettlauf mit der Zeit will sie NOVIS retten, bevor die gnadenlosen Wallianer die geheime Siedlung überfallen. Das Schicksal gab Rhiannon das Mittel in die Hand, die Welt zu verändern. Doch die gefährliche Mission hat sie auch verändert …

Auf Erden Stille

Auf Erden ist immer noch Stille – und wir Hörer dürfen dieser „Stille“ endlich wieder lauschen, denn die zweite und finale Staffel dieser außergewöhnlichen Hörspiel-Reihe ist endlich da. Und ich verrate bestimmt nicht zu viel, wenn ich sage, dass „Auf Erden Stille“ (noch) nichts an Aktualität und Brisanz verloren hat.

Von daher kann ich mich eigentlich meinem „Lobgesang“ der ersten Staffel wieder nur anschließen, denn auch in Staffel zwei stimmt einfach alles.

Rhiannon trifft auf ihren Vater

Rhiannon hat in ihrer Verbannung inzwischen ihren Vater getroffen, der ihr ein Gegenmittel verschafft hat. Gemeinsam machen die beiden sich auf in ihre Heimat, da Rhiannon ihre alten Freunde retten möchte, welche von den Wallianern bedroht werden. Doch trotz der rasanten Reise auf einem Motorrad trennen sich die Wege von Vater und Tochter für immer.

In anderen Handlungssträngen erfahren wir viel über den Hintergrund der Katastrophe, wer dafür verantwortlich ist und was die eigentlichen (edlen) Beweggründe für die Entwicklung des Virus waren…

Story

Die Story ist spannend aber nicht seicht, sondern genau mit dem richtigen Anspruch, der einen in der Story hält, aber nicht überfordert. Die Mischung aus Drama, Action, Dystopie und Realität ist hier absolut gelungen. Aufgrund der nach wie vor vorhandenen Aktualität in Bezug auf die Freisetzung eines Virus kann sicherlich auch jeder Hörer entsprechenden Bezug zur Situation aufbauen und Beschreibungen oder Fachvokabular korrekt einordnen.

Abwechslung bringen auch die Zeitsprünge, mit denen man sich als Hörer konfrontiert sieht. Mal begleiten wir Rhiannon auf ihrer aktuellen Reise, mal erleben wir Rhiannon als Kleinkind und erfahren Grundlegendes von der Arbeit ihres Vaters in Manhattan. Dann sind wir wieder in der Gegenwart um anschließend in die Vergangenheit von Anna und Finn, acht Monate vor der Katastrophe, einzutauchen. Ein bisschen Aufmerksamkeit ist also schon von Nöten. Aber diese widmet man so einem gut gemachten Hörspiel ja ausgesprochen gerne.

Sound & Musik

Das Soundkonzept dieser Produktion ist ebenfalls sehr einnehmend. Blockbuster-Like präsentieren sich hier Szenen mit perfekt inszeniertem Sound. Dies gilt für Musik wie auch die Geräuschkulisse gleichermaßen. Egal ob beim Hören mit oder ohne Kopfhörer – dank der einzigartigen Klangqualität sieht man die dystopische Welt perfekt vor dem inneren Auge. Auch die brennenden Häuser der Vergangenheit präsentieren sich im Kopfkino wie von selbst.

Die musikalische Untermalung passt einfach immer und sorgt so für stimmungsvolle Betonungen. Man wird hier nahezu vom Gehörten gefangen genommen und kann sich dem Geschehen kaum entziehen.

Jochim-C. Redeker, der für das Sounddesign und die Musik verantwortlich ist, hat hier wieder einmal ganz großartige Arbeit geleistet.

Sprecher

Die Sprecher-Riege versteht es ebenfalls zu begeistern. Vera Teltz führt als äußerst charismatische Erzählerin durch die Story und Sarah Alles gibt eine sehr authentische Rhiannon. Ebenfalls großartig agiert Oliver Stritzel als Jerome Beaucarte an Rhiannons Seite.

Neben den genannten sind auch noch viele andere bekannte Namen zu hören. Detlef Bierstedt, Uve Teschner, Katharina Von Daake oder auch Dagmar Bittner könnte man hier stellvertretend für ihre vielen anderen Kollegen nennen, welche ebenfalls Mitglied des doch sehr umfangreichen Casts sind, in welchem übrigens auch die beiden Macher Balthasar Von Weymarn und Jochim-C. Redeker zu Wort kommen (dürfen).

Aufmachung & Booklet

Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die anspruchsvolle Aufmachung dieses Hörspiels. Eine 4-fach CD-Bock mit Schutzcover und aufwändig gestaltetem Booklet – das bekommt man (leider) nicht mehr so häufig. Umso bemerkenswerter ist dieses Erscheinen, zumal der begeisterte Fan das Booklet bei Bedarf auch noch als Mini-Poster umfunktionieren könnte.

Mein Fazit:

Dieses Hörspiel lebt von Story wie Inszenierung gleichermaßen. Die Verortung auf zwei verschiedenen Zeitebenen sorgt für Abwechslung und fordert angemessene Aufmerksamkeit vom Hörer. Sound, Musik und Sprecher präsentieren sich alle auf höchstem Niveau, so dass man hier einen nahezu unvergesslichen Hörgenuss geboten bekommt.