Sherlock Holmes 57: Die vierte Flasche

Sherlock Holmes

57: Die vierte Flasche

Hörspiel von Marc Gruppe nach Sir Arthur Conan Doyle & Herman Cyril McNeile

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 72 Minuten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

VÖ: 26.05.2023

 

CD-Cover Sherlock Holmes - 57: Die vierte Flasche

„Eine Damen, die offenbar ihr Geld im Liegen verdient. – Margery! – Was denn? Darf ich das etwa nicht sagen? – Äh… - Es heißt doch immerhin horizontales Gewerbe. Im Liegen eben. – Also wirklich! – Das würde doch ein Blinder mit nem Krückstock sehen, dass das eine kleine Nu… - Ahhhhhhhh! Bitte entschuldigen Sie die etwas drastische Ausdruckweise meiner Cousine, meine Herren. – Oh, bitte. Bitte. Aber ich denke, Miss Mapelton hat vollkommen Recht. – Da hörst du es, Martha. – Trotzdem. So etwas sagt man doch nicht. Besonders nicht, wenn … Wenn … Mmm, naja. – Wenn Dr. Watson dabei ist? – Ja! – Ach, ich glaube, die Bordsteinschwalbe da drüben ist nicht die erste Hure, auf die unser lieber Doktor trifft. – Margery! – Was denn? – Davon dürfte auszugehen sein!“

 

Klappentext:

Holmes und Watson werden Zeugen eines Rivalitätsstreits zwischen dem verheirateten Lebemann John Forfar und dem charismatischen Tony Elgin, der unsterblich in Forfars Gattin verliebt ist. Wenig später wird der Ehemann tot aufgefunden. Hat sein Ableben etwas mit der Rivalität zwischen den beiden Männern zu tun, oder war es Selbstmord? Holmes beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

 

Schwingt das Tanzbein

Sherlock und Watson gehen tanzen. Eher unverhofft den geplant begleiten die beiden Freunde Martha Hudson und deren Cousine Margery Mapelton in ein angesagtes Tanzlokal. Während die beiden Damen den Aufenthalt in vollen Zügen genießen und der Damenwahl entgegenfiebern, lassen es Holmes und Watson eher ruhigere angehen. Doch dann kommt es zu einem Todesfall am Nachbarstisch. Sofort gerät ein weiterer Gast in Verdacht, hiermit etwas zu tun zu haben, denn dieser ist unsterblich in die Gattin des Verstorbenen verliebt. Gut, dass der Meisterdetektiv vor Ort ist und bereits vor Lestrade erste Spuren sichern kann…

 

Geballte Frauen-Power und ein Todesfall am Nachbartisch

Solch einen Holmes gab es bisher selten: So viele Damen rund um den Meisterdetektiv und dann ist er auch noch live vor Ort, als ein Mord geschieht. Das entspricht eigentlich nicht der gewohnten Manier, bei der dem großen Meister die Fälle in einer illustren Herren-Runde am Kamin präsentiert werden. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, auch dieser Holmes hat etwas. Selbst in einem Tanzlokal funktionieren seine Synapsen ausgezeichnet und auch die stark präsente Damen-Welt beeinflusst seine Kombinationsgabe ganz und gar nicht.   

Auch wenn die Damenwelt vor allem zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, laut und stark präsent ist, bringt sie doch eine gewisse Frische in die sonst stark männerdominierte Folge. Insbesondere Miss Mapelton nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was andere nicht einmal zu denken wagen. Dies macht das unterschwellig auch unser männliches Ermittlerpaar wieder menschlicher, ergänzen sie sich doch hervorragend, wenn es zum Beispiel um kreative Ausreden bei der Damenwahl geht.

Wie auch bei anderen Sherlock Holmes Folgen kommt man auch bei Nr. 57 nicht darum umher, ebenfalls mitzuraten, was es mit dem Todesfall auf sich haben könnte. Im Vergleich zu anderen Folgen ist des Rätsels Lösung fast schon unglaublich einfach, aber dennoch schafft es auch hier lediglich der Kriminalist, den Fall zu lösen. Ganz der Gentleman beansprucht er aber beim großen Finale die Lösung nicht allein für sich.

 

Story

Die Story selbst lässt sich viel Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen. Personen und Charaktere dürfen sich in Ruhe präsentieren und entwickeln. Ein „Vorgeplänkel“ der angenehmen Art, welches viel vom damaligen Lebensgefühl präsentiert.

 

Sprecher

Als Sprecher bekommen wir die gewohnten Stimmen geboten. Tennstedt, Bierstedt, Lemnitz und Reichert brillieren in ihren Parade-Rollen. Patrick Bach spielt voller Inbrunst den Widerling Forfar und zu meiner großen Freude ist Christian Stark (was für eine wundervolle Stimme!) ebenfalls einmal wieder zu hören. Nicht unerwähnt bleiben darf Philine Peters-Arnolds, die mit ihrer Darbietung von Cousine Margery so manchen Hörer zaudern lässt, ob nicht doch ein reines Herren-Hörspiel besser sei (zwinker, zwinker!).

 

Mein Fazit:

Ein Holmes, der in vielerlei Hinsicht anders ist und neben (authentischen) Eindrücken in die Vergnügungswelt von früher auch einen spannenden Kriminalfall präsentiert, welchen Holmes trotz aller Ablenkung selbstverständlich auch meistern kann.


Mareike Lümkemann

 

20.06.2023