Sherlock Holmes
41: Mayerling
Hörspiel von Marc Gruppe nach Sir Arthur Conan Doyle & Herman Cyril McNeile
Titania Medien
Gesamtspielzeit: ca. 157 Minuten
Altersempfehlung ab 12 Jahren
VÖ: 31.01.2020
„Äh, Mrs. Hudson? – Ja, Mr. Homes? – Darf ich Sie darauf hinweisen, dass es einen Unterschied gibt, zwischen jemanden aufpäppeln und so hochfüttern, dass die Schlachtreife bereits mehr als erreicht ist? – Also, das, das, das ist doch…. – Schlachtreife? – Es liegt bestimmt nicht an Mrs. Hudsons Künsten als Wäscherin, lieber Freund, dass Ihnen kaum mehr eine Hose passt…! – Nun, also… – Was geht es Sie an? Ich jedenfalls werde mir durch Ihre Lümmelhaftigkeit nicht meine gute Laune verderben lassen. Und ich hoffe sehr, dass Ihnen dadurch nicht der Appetit verdorben wird, Dr. Watson? – Keine Sorge!“
Wagners „Der Ring des Nibelungen“ führt Holmes und Watson nach Wien, wo sie in der Hofoper auf die Baronin Helene Vetsera treffen, deren jüngste Tochter Mary unter seltsamen Unpässlichkeiten leidet. Als sie im Grand Hotel ein Gespräch zwischen eben dieser Mary Vetsera und der Nichte der Kaiserin belauschen, in dem es offensichtlich um Geldangelegenheiten geht, wird die Neugier des Detektives geweckt.
Unterwegs in Wien
Sherlock Holmes und sein Leibarzt und Chronist Dr. Watson hat es nach Wien verschlagen, wo sie sich voller Begeisterung Wagners Opern-Epos „Der Ring des Nibelungen“ widmen. Wie es sich für den Meisterdetektiv gehört, residiert man im Grand Hotel. Dort belauschen sie mehr oder weniger unfreiwillig ein mysteriöses Gespräch, das sogleich Holmes´ Neugier weckt. Weitere Zufälle sorgen dafür, dass die beiden Herren den Dialog in den richtigen Kontext bringen können und schon sind die Engländer in einen Fall verstrickt, der sie bis in die Nähe der Kaiserin führen wird…
Ein Homes-Epos in ungewohnter Umgebung
Puh, fast drei Stunden lang dürfen wir den Meisterdetektiv bei wohl einem seiner geheimsten Fälle begleiten. Und dieser Fall hat es wahrlich in sich. Aufs vortrefflichste historisch recherchiert hat Marc Gruppe von Titania bei dieser Produktion wirklich alles gegeben, so dass Folge 41 sicherlich in die Titania-Firmengeschichte eingehen wird. Laut eigenen Angaben hat der Titania-Kopf in den letzten 30 Jahren diverse, wenn nicht sogar alle Werke über die Habsburger verschlungen und das ganze angeeignete Wissen nun in dieser Holmes-Produktion untergebracht. Das Ergebnis: ein echtes Meisterwerk aus der Feder von Marc Gruppe, das vor belegbaren historischen Fakten nur so strotzt. Die Einbindung des Herren aus der Bakers Street ist ihm ebenfalls bravurös gelungen und man könnte anschließend meinen, es sei tatsächlich so geschehen, wie es Watson zu berichten weiß.
Anders als sonst
Dem treuen Fan sei an dieser Stelle der vertrauensvolle Hinweis gegeben, dass es in dieser Folge nicht so viel wie sonst zum Mitraten gibt. Hier ist Holmes eher ein Teil des Ganzen, fügt zwar in gewohnter Manier Gedanken und wichtige Kombinationen hinzu, einen „wirklichen“ Fall zu lösen, hat er aber nicht in gewohntem Umfang. Dies ist aber gar nicht schlimm. Das beim Hören erworbene Wissen über zum Beispiel eine gewisse Kaiser Sisi gleicht doch vieles aus. Und auch die Dialoge, das Gefrotzel zwischen Detektiv und Doktor erheitern das Hörspiel doch ungemein - insbesondere gleich am Anfang. Ebenso Mrs. Hudson und ihre Cousine, welche mit Ihren Tanzkarten oder ihren lauten Wesen immer wieder Kurzweiligkeit in diese Hörspiel-Produktion bringen.
Große Anzahl an Sprechern
Während man bei Titania bei einigen Produktionen häufig mit einer sehr überschaubaren Besetzung von nur fünf Personen aufwartet, so kann diese Folge mit einem sehr umfangreichen Sprecher-Cast glänzen. Über 25 Namen finden sich im Booklet. Neben Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt sind natürlich auch noch viele weitere große Sprecher zu finden: Regina Lemnitz, Horst Naumann, Reinhilt Schneider oder auch Bert Stevens wären da als ausgewählte Beispiele zu nennen.
Booklet mit Wissen
Ebenfalls anders als sonst ist der Blick ins Booklet. Anstatt mit einer Übersicht über die bereits erschienenen Folgen wartet man hier mit niedergeschriebenen Infos und weiteren Erläuterungen zu österreichischen Regenten und Baronen auf, zu denen selbstverständlich auch ein Foto nicht fehlen darf.
Mein Fazit:
Eine andere, aber dennoch sehr gelungene Folge um den Meisterdetektiv aus England. Die im Vergleich lange Hörspielzeit, welche auf zwei CDs verteilt werden musste, vergeht wieder einmal wie im Fluge und lässt wie immer in Sachen Qualität, Sprecher und Story keinerlei Wünsche offen. Zudem bin ich mir sicher, dass sich so mancher Hörer im Anschluss an diesen Hörgenuss noch genauer mit der Geschichte von Sisi, Rudolf und Marie Louise beschäftigen wird.
Mareike Lümkemann
07. Februar 2020