POE MORTEM Folge 05:
"Das ovale Porträt"
Saus und Braus 2023
Hörspielbearbeitung von Constantin Wiedemann nach Edgar Allan Poe
Dauer: 15:49 Min.
VÖ: 25.11.2023, Digital
Klappentext:
Kann dem Künstler seine eigene Kunst durch Selbstzweifel zum Verhängnis werden?
Seine Seele fließt in die Arbeit am besten seiner Werke …
Meine Meinung:
Die Werke von Altmeistern wie H. P. Lovecraft, oder in diesem Falle Edgar Allan Poe, sind nicht immer, eigentlich nur sehr selten, einfach als Hörspiel umzusetzen. Deshalb bewundere ich jeden Hörspielmacher, der das hinbekommt und aus einer Geschichte, die zudem noch als solche nicht viel Stoff für eine Hörspielproduktion liefert, ein tolles Hörspiel hinbekommt. Die Rahmenhandlung von Poes Geschichte "Das Ovale Portrait" ist schnell erzählt: Ein verwundeter, fieberkranker ich-Erzähler und sein Diener sind in einem Schloss, wo der Ich-Erzähler von einem ovalen Portrait eines Mädchens fasziniert und abgeschreckt ist. In einem kleinen Büchlein offenbart sich ihm der Hintergrund zur Erschaffung dieses Bildes, und genau diesen Hintergrund hat Constantin in seiner Adaption von "Das ovale Portrait" als hörspiel verwirklicht, weil die Rahmenhandlung eben nicht viel Stoff für eine Umsetzung liefert. Da das Hörspiel in unserer Zeit angesiedelt ist, wurde aus dem Maler ein Fotograph. Dieser bekommt Druck von seiner Agentin, da er Aufträge zu erfüllen hat, für die er bereits Geld erhalten hat. Doch seine Fotos wirken "seelenlos", da er der Meinung ist, dass ein Bild nur dann überzeugt, wenn er und sein Modell ihre Seelen "hineinstecken". Als ich Poes "Das ovale Portrait" las, hatte ich mit dem Verständnis der Geschichte ein kleines Problem, was zum Teil auch an der altertümlichen Übersetzung liegen mag, aber durch Constantins Umsetzung wurde mir die Bedeutung der Geschichte, oder besser der Geschichte in der Geschichte, klar: Kunst kann Menschen unter Umständen "aussaugen" oder sie von sich besessen machen. Diese Auswirkungen auf Künstler und Modell hat Constantin in seiner Hörspielumsetzung von "Das ovale Portrait" hervorragend zum Ausdruck gebracht, sodass ich nur sagen kann, dass mir auch diese Folge sehr gut gefallen hat.
Die Sprecher:
Aufgrund ihrer plastischen Leistung, muss ich einfach die beiden Hauptsprecher, Benjamin Bronisch (Pepe) und Nele Ahrend, (Romy) erwähnen, die ihre Charaktere mit Leben füllen und zum Ausdruck bringen, wie sich Aufopferung und Besessenheit darbietungsvoll "ergänzen".
Mein Fazit:
"Das ovale Portrait" ist eine großartige Adaption einer Geschichte, bei der die Geschichte in der Geschichte viel interessanter ist, auch wenn sie jemandem vielleicht nicht sofort verständlich erscheinen mag. Eingebettet ist das Hörspiel in ein dazu passendes Musik- und Soundkonzept, wodurch die Geschichte / Leistung der beiden Hauptakteure wunderbar untermalt wird.
Besetzung:
kreative Beratung: Jasmin Wenger
Musik: Michael Donner
Buch, Regie, Schnitt, technische Umsetzung: Constantin Wiedemann
Andreas Nauber
13.11.2023