Poe Mortem (2) Der Fall Waldemar
Saus und Braus 2023
Hörspielbearbeitung von Constantin Wiedemann nach Edgar Allan Poe
Dauer: 30 Min.
VÖ: 25.08.2023, Digital
Klappentext:
Bedeutet der Tod wirklich das Ende ? Ein Experiment wird von den Ärzten abgelehnt, aber den Mensch hält kein Hindernis aus ... Grenzen zerfließen, Brücken werden geschlagen.
Meine Meinung:
Nach der großartigen Umsetzung von "Poe Mortem" 1, "William Wilson", war ich sehr auf die nächste Folge dieser neuen Poe-Serie gespannt, zumal ich im Vorfeld noch nicht wusste, welche Umsetzung mich als nächstes erwartete. Nun: Die Frage ist inzwischen geklärt. Diesmal hat Constantin Poes Geschichte "Der Fall Waldemar", auch unter dem Namen "Die Tatsachen im Fall Waldemar" bekannt, für die Hörspielserie adaptiert. Wie "William Wilson", spielt auch diese Folge in der Gegenwart, was vor allem an der Tatsache zu erkennen ist, dass sich die Charaktere per Telefon verständigen und nicht, wie in Poes Erzählung, per Brief oder Bote. Leider hat man darauf verzichtet, das Hörspiel soundtechnisch noch mehr an unsere Zeit zu binden. An sich kann "Der Fall Waldemar" inhaltlich sowohl in Poes als auch in unserer Zeit spielen, da das Thema dieser Story in beiden Zeiten fasziniert und wissenschaftlich sehr interessant ist. Da davon auszugehen ist, dass das Hörspiel in einem Krankenhaus unserer Zeit spielt, hätte man dies soundmäßig gut untermalen können, indem man die aus gewissen Film- oder Hörspielszenen bekannten Pieptöne hätte einsetzen können, die die Körperfunktionen eines Menschen überwachen. Da dies nicht geschehen ist, hat man leider ein gewisses Potential nicht voll ausgeschöpft. Fairerweise kann ich aber auch sagen, dass es inhaltlich an der Umsetzung nichts zu kritisieren gibt. Das Hörspiel verläuft sehr gradlinig und orientiert sich, von Kleinigkeiten mal abgesehen, sehr an Poes Original.
Die Sprache:
Während "William Wilson" mit einer "normalen", ernsthaften Ausdrucksweise erzählt wird, herrscht in "Der Fall Waldemar" zwischen den Charakteren, von Dr. F. mal abgesehen, eine doch recht lockere Ausdrucksweise, die vor allem Jugendliche gefallen dürfte. Dies ist einerseits sehr erfrischend, wirkt andererseits aber auch etwas befremdent, wenn beispielsweise die Ärztin zum Pfleger "Kannste" anstatt "Kannst Du" sagt. Einzig bei dem todkranken Waldemar wirkt diese lockere Ausdrucksweise zu keiner Zeit komisch, da man einem sterbenden Menschen, der nichts mehr zu verlieren hat, eine solche Ausdrucksweise im vollem Umfang abnimmt.
Die Sprecher:
Hier hat mir vor allem Hicham Tankred Felske (Waldemar) gefallen, als er im "totwachem" zustand war. Wenn er in diesem Zustand ein paar Worte regelrecht herauswürgt, kann einem schon ein Schauer über den Rücken laufen.
Mein Fazit:
"Der Fall Waldemar" ist handlungstechnisch eine gradlinige und angenehm zu hörende Folge, in der die Musik gut zur Geltung kommt. Während sie sprachtechnisch stellenweise etwas befremdlich wirkt, hätte ihr soundtechnisch an einzelnen Stellen etwas mehr an Sounddesign gutgetan.
Sprecher:
kreative Beratung: Jasmin Wenger
Musik: Michael Donner
Covermodel: Christopher Peters
Andreas Nauber
09.09.2023