Poe Mortem (12) Carmilla

 

POE MORTEM Folge 12:

Carmilla

Saus und Braus 2024

Hörspielbearbeitung von Constantin Wiedemann nach Edgar Allan Poe

Dauer: ca. 35 Min.

VÖ: 25.10.2024

Digital

Cover Poe 12 - Carmilla

 

Klappentext:

"Welche Präsenz erfüllt die geheimnisvolle Carmilla, deren Schatten die Grenzen zwischen Leidenschaft und Verderben verwischt?"

 

Meine Meinung:

Mit "Carmilla" haben Constantin Wiedemann und seine Crew die gleichnamige Novelle des irischen Schriftstellers Joseph Sheridan Le Fanu (28.08.1814 -

10.02.1873) als Hörspiel adaptiert und modernisiert. Während die Novelle in der Steiermark des 19. JHS spielt, ist das Hörspiel im Berlin der Jetztzeit angesiedelt. Im Zuge dieses Umstands wurden auch die hier vorkommenden Charaktere angepasst: Während Marie Perrodon de La Fontane im Original eine Bedienstete war, wird sie hier Lauras WG-Genossin und erzählt die seltsamen Ereignisse um Carmilla aus ihrer Sicht. Baron Johan von Spielsdorf (hier Hanno von Spielsdorf) ist in diesem Hörspiel Fotograph. Das Hörspiel ist sehr geheimnisvoll, zumal man nicht genau erfährt, wer oder was die mysteriöse Carmilla wirklich ist. Wer das Original oder eine der anderen Umsetzungen als Film oder Hörspiel kennt, weiß es natürlich, und beim Hören dieses Hörspiels bekommt man zumindest eine gewisse Ahnung über Carmillas Hintergrund, aber genaueres wird hier nicht verdeutlicht. Es scheint so, als würden sich die Charaktere dagegen sträuben, den letzten Schritt der Erkenntnis zu wagen. Der Umstand, dass das Hörspiel so konstruiert worden ist, verleiht ihm einen besonderen Reiz. Die Macher haben sich hier wirklich Gedanken darüber gemacht, wie man sich als moderner Mensch der Gegenwart verhalten würde, wenn man mit solchen Ereignissen konfrontiert werden würde.

Ganz ehrlich: würden die Hörer dieses Hörspiels, wenn sie in dieselbe Situation wie Marie, Hanno oder Dr. Hesselius geraten würden, wirklich soweit gehen, einen Vampir hinter den Ereignissen zu vermuten ...? Wohl nicht ...

 

Sprecherleistung:

Alle Sprecher haben hier einen großartigen Job gemacht, sodass ich keinen Beteiligten gesondert erwähnen möchte: Obwohl ... Werner Wilkening (Dr. Hesselius) hätte ruhig noch etwas mehr mitwirken können ...

 

Sound und Musik:

Die Musik passt hervorragend zur Handlung, jedoch ist der Sound hier etwas "unglücklich" eingesetzt. Zwar ist das Hörspiel in Stereo, aber der Sound weist leider einige Fehler auf:

  • Beispielsweise unterhalten sich Marie und Laura auf dem linken Kopfhörer, während rechts Geräusche zu hören sind, sodass man den Eindruck haben kann, das noch eine dritte Person in der WG sei, was jedoch nicht der Fall ist.
  • Marie und Laura sind wieder links zu hören, als Carmilla rechts an der Tür klingelt. Keiner von beiden geht von links nach rechts, um die Tür zu öffnen. Die Tür wird bloß auf dem rechten Ohr geöffnet, und Carmilla wird gleich von links begrüßt ...

Dies sind nur zwei Beispiele des Sounddesigns ... Im Verlauf des Hörspiels gibt es immer wieder Geräusche, die an den "falschen" Stellen zu hören sind oder überflüssig wirken.

 

Mein Fazit:

Wenn man das etwas "unglückliche" Sounddesign mal außer Acht lässt, ist die Neuadaption von "Carmilla" eine geheimnisvolle und interessante Vertonung des Stoffes.

 

In eigener Sache:

Ich hoffe, dass sich die Produzenten dieses Hörspiels wegen meiner Kritik an dem Sounddesign nicht gekränkt fühlen. Wir von Traumwelt Hörspiel wollen niemanden in irgendeiner Form verletzen. Wenn wir so etwas ansprechen, dann nur, weil es uns aufgefallen ist.

 

Sprecher:

  •  Marie Perrodon de La Fontane: Tonia Fechter
  • Laura Vordenburg: Sabrina Pankrath
  • Carmilla: Lilly Menke
  • Johann Spielsdorf: Nikolaus Sternfeld
  • Bertha Rheinfeldt: Annalena Thielemann
  • Dr. Hesselius: Werner Wilkening

kreative Beratung: Jasmin Wenger

Musik: Michael Donner

Covermodel: Marie von Bose

Würdigung: Siri Wiedenbusch 


Andreas Nauber

 

26.10.2024