Poe Mortem (1) William Wilson
Saus und Braus 2023
Hörspielbearbeitung von Constantin Wiedemann nach Edgar Allan Poe
30 Min., digital
Klappentext:
Er ist immer in Bewegung und kommt doch nicht zur Ruhe - getrieben von seinen eigenen Dämonen, seinem flüsternden Gewissen und einem Schatten, den er nicht loswird.
Mein Eindruck
Edgar Allan Poe (19.01.1809 / 07.10.1849) gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Viele seiner Werke wurden bereits mehrmals verfilmt oder als Hörspiel vertont. Eine unter Hörspielfans sehr beliebte Umsetzung wurde vor einigen Jahren vom Label Stil durchgeführt, wo man um die einzelnen Geschichten Poes noch eine Rahmenhandlung strickte. Constantin Wiedemann, dessen Arbeit "Berlin, ich hasse dich!" wir von Traumwelt Hörspiel bereits rezensieren durften, hat sich ebenfalls der Erzählungen des großartigen Schriftstellers angenommen und adaptiert sie nun, unter dem Titel "Poe Mortem", für die Hörspielwelt. Dabei verzichtet er aber, wie die meisten seiner Vorgänger, dankenswerterweise darauf, Poes Werke durch eine Rahmenhandlung zu verbinden, um sie somit zu einer "Endlosserie" zu machen. Constantin geht hier einen ganz anderen, und wie ich finde, sehr innovativen Weg. Er verlegt Poes Erzählungen nicht nur in unsere Zeit, sondern auch in unser Heimatland. Seinerstes Hörspiel dieser Reihe, "Wilhelm Wilson", hat Berlin als Schauplatz.
Das aus dem titelgebenden Charakter William Wilson somit Wilhelm Wilken wird, liegt quasi auf der Hand. Die Geschichte um einen Mann, der von seinem unheimlichen Doppelgänger in den Ruin und letztendlich im gewissen Sinne auch in den Tod getrieben wird, bleibt im Wesentlichen dem Original Poes treu und wird nur an unsere Zeit angepasst.
Hier braucht Wilkens Doppelgänger nicht, wie in Poes Erzählung, immer zugegen sein, um seinem Original zu schaden, sondern kann sich zu diesem Zweck auch mal eines Telefons bedienen ...
Zudem finde ich es sehr begrüssenswert, dass Constantin nicht gleich zu Beginn dieser Reihe so bekannte Erzählungen wie "Die Grube und das Pendel" oder "Der Untergang des Hauses Usher" als Hörspiel umgesetzt hat, da gerade diese zwei Geschichten zu den bekanntesten und beliebtesten Werken Edgar Allan Poes zählen dürften und man somit noch etwas gespannter darauf sein darf, wie u. a. diese Erzählungen an unsere Zeit angepasst werden.
Die Sprecher:
Ich muss gestehen, dass ich die meisten Sprecher noch nie zuvor gehört habe, oder wenn, sind sie mir leider stimmlich nicht im Gedächtnis geblieben. Aber Paul Worms ist für Wilhelm Wilken und dessen Doppelgänger eine Topbesetzung. Er gibt beiden Charakteren eine ganz eigene Note, und da er die beiden Hauptrollen spricht, trägt er quasi die Handlung. Aber auch alle anderen oben aufgeführten Sprecher machen einen großartigen Job. Dass es sich bei ihnen nicht um die ganz große Hörspiel- und Synchronriege unseres Landes handelt, schadet der Produktion in keiner Weise, da diese, für mich zumeist "unverbrauchten" Sprecher, der Produktion eine lebensnahe Note verleihen, während bekannte Synchron- und Hörspielsprecher, so sehr ich diese auch schätze, u. a. stets an Hollywoodproduktionen erinnern.
Mein Fazit:
"William Wilson" ist ein großartiger Auftakt zur neuen Edgar-Allan-Poe-Reihe. Die Produktion versteht zu begeistern, so dass man es kaum abwarten kann, bis die nächste Folge erscheint. Dieses Hörspiel zeigt, dass man nicht immer "Endlosserien" braucht, um zu faszinieren. Der Sound und die Musik tun ihr übriges, um das Hörspiel zu einem wunderbaren Hörerlebnis zu machen.
Sprecher/Sprecherinnen
Wilhelm Wilken – Paul Worms
Katharina – Lilly Menke
Prof. Dr. Branski – Werner Wilkening
Ober – Benjamin Bronisch
Glendinning – Christopher Peters
Antonella di Broglio – Fenja Techow
Terrierdame – Jackie
Credits – Luca Lehnert
Regie: Constantin Wiedemann
Musik: Michael Donner
Andreas Nauber
26.08.2023