MARK BRANDIS
23 – Triton-Passage
FOLGENREICH
„Also keine Kopie unserer Module. Das macht es schwieriger beim Einbau. Wir haben nur einen Versuch. Es ist ja nicht so, als könnte ich den guten, alten Björnsen anrufen, und mir noch ein Ersatzteil aus dem Lager kommen lassen. Einmal falsche Spannung angelegt und wir bleiben für alle Zeiten auf dem Triton. Als fünftes Rad am Großen Wagen.“
2133: Mark Brandis ist seit 240 Tagen als Gastpilot auf einem neuen Schiff unter dem Kommando von Cmdr. Elmar Busch. Statt eines Testfluges verharrt die EXPLORATOR jedoch regungslos im Weltraum, um den möglicherweise bevorstehenden Ausbruch des Sterns Eta Carinae in eine Hypernova zu beobachten. Eine ereignislose Schicht löst die andere ab. Als Mark Brandis durch VEGA-Direktor John Harris von einem gestrandeten Republikenschiff im Orbit des Planeten Neptun erfährt, gerät er in ein moralisches Dilemma – denn der offizielle Befehl ist unmissverständlich: um keinen Preis darf das Schiff die Beobachtungsposition verlassen!
Mark Brandis ist so etwas wir der James Bond des Weltraumes – allerdings deutlich weniger auf das weibliche Geschlecht fixiert. Auch Brandis hat wie Bond scheinbar ein Abo auf „Rette die Welt“ abgeschlossen. Immer wieder gerät er in verzwickte, teils aussichtslose Situationen, in denen er sich entscheiden muss, ob er als Commander seinem Befehl oder seinem Gewissen folgt, ob er sich für den Einzelnen oder die übergeordneten Ziele einsetzen soll. Brandis ist ein wahrer Held, im Zweifelsfall ist er bereit, sein Leben für das Leben anderer zu opfern. So findet er sich immer wieder in Situationen wieder, in denen sein Wissen, seine Entscheidungen gefragt sind. Oft bleiben er und sein Privatleben dabei auf der Strecke – so ist er in dieser Folge immerhin schon fast ein Jahr von seiner geliebten Frau Ruth getrennt. Diesmal scheint allerdings ein Wandel bei Brandis in Aussicht. Er beginnt zu philosophieren, ob alles in seinem Leben richtig läuft und ob hier und da nicht auch Änderungen von Nöten sind. Und so endet diese Folge auch mit einem wahren Paukenschlag!
Zur Story: Während andere Brandis-Hörspiele so komplex sind, dass sie auf zwei Folgen aufgeteilt werden müssen, findet diese Episode Platz auf einer CD. Dies heißt aber nicht, dass sie weniger Intensität oder Inhalt als andere Folgen hat. Hier sind 79 Minuten voller Spannung und Details, die man als Hörer erst mal erfassen und begreifen muss. Die „Triton-Passage“ beginnt scheinbar unspektakulär und steigert die Spannung im Laufe der Folge umso gewaltiger. Es spitzt sich sogar so weit zu, dass Brandis und seine Crew um ihr Leben kämpfen müssen und es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Unerwartete Wendungen und extrem ruhige, philosophische oder gar melancholische Augenblicke wechseln sich ab. Eine Hörspiel-Folge, die man definitiv nicht nur einmal hören kann um alles wahr zu nehmen – immerhin geht es auch um komplexe menschliche und politische Machtspielchen.
Auch wenn man es schon fast nicht mehr erwähnen muss: Sämtliche namhafte Sprecher agieren auf gewohnt hohem Niveau. Die akustische Umsetzung erfolgte selbstverständlich wieder mit größter Sorgfalt. Alles wurde bis ins kleinste Detail perfektioniert und hätte auch für diese Folge wieder den Oscar für die beste akustischer Untermalung erhalten. So macht man ein perfektes Kopfkino. Raumschiff Enterprise ist im Vergleich zu Brandis nur Kreisliga, während selbiger um den Einzug der Champions League spielt!
Für Wissbegierige: Eta Catarinae ist einer der massenreichsten Sterne der Milchstraße mit der 4- bis 5-millionenfachen Leuchtkraft unserer Sonne und wird aller Voraussicht nach tatsächlich in einer Super- oder gar Hypernova explodieren. Triton ist der größte Mond Neptuns, der den Gasriesen in knapp sechs Tagen – einzigartig in unserem Sonnensystem! – entgegen dessen Rotation auf einer fast kreisförmigen Bahn umrundet und in ca. 100 Millionen Jahren von den Anziehungskräften zerrissen werden wird!
Mareike Lümkemann
26. März 2013