Küstenkrimi: Mühlenmord Teil 1

Marc Freund

Mühlenmord Teil 1

Contendo Media

Gesamtspielzeit: ca. 74 Minuten

VÖ-Form: Digital

VÖ: 28.05.2021

CD-Cover Küstenkrimi - Mühlenmord 1

„Ich fand die Eisenbahn an dem Ort, an dem ich sie tagsüber liegen gelassen hatte. Plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit abgelenkt, durch etwas, das ich durch die leicht geöffnete Tür zur Galerie wahrnahm. Es war eine Gestalt, die draußen stand und sich gegen das Geländer lehnte. Ich wusste sofort, dass es mein Onkel Karl war. Wieder hatte er Mühe, aufrecht zu stehen. Ich blieb wie vom Schlag getroffen stehen und traut mich nicht, mich zu rühren. Gerade, als ich mich wieder zur Treppe wenden wollte, hörte ich von unten Geräusche. Mir wurde heiß und kalt zugleich, als ich im fahlen Mondlicht erkannte, wer da heraufgekommen war.“

 

Der Besuch eines Fremden im beschaulichen Museumsdorf Unewatt wirbelt nicht nur Staub auf, sondern bringt auch den Alltag von Walter Wagenknecht und seinen Kindern auf bedrohliche Weise durcheinander. Der Fremde stellt Forderungen, die die Wagenknechts nicht erfüllen können. Ein altes Verbrechen wird plötzlich wieder lebendig und setzt in dem norddeutschen Dorf etwas Beunruhigendes in Gang. Welches Spiel treibt der Fremde? Walter Wagenknecht muss den dunkelsten Teil seiner Vergangenheit wieder heraufbeschwören.

 

Schatten der Vergangenheit

Puh, dieser Küstenkrimi hat es aber in sich. Was zu Anfang noch wie eine Geschichte aus langer Vergangenheit anmutet, spielt schon bald in der Gegenwart und zieht uns Hörer mächtig in seinen Bann. Die Produktion beginnt relativ ruhig in der alten Mühle der Wagenknetchts. Walter Wagenknecht hat seine beiden Kinder um sich versammelt, um ihnen von seiner ganz speziellen Vergangenheit zu berichten. Der Grund für diese Erzählung liegt in der Gegenwart, wird der alte Walter doch von seinem Stiefbruder erpresst. Wie verzwickt die Lage für die Familie Wagenknecht ist, begreifen die Kinder erst, als sie die ganze Geschichte kennen. Mit den Konsequenzen aus diesem Wissen gehen beide allerdings sehr unterschiedlich um und so ist auch schon bald die Gegenwart von den Folgen der Vergangenheit betroffen. Oder haben die Ereignisse doch gar nichts miteinander zu tun?

 

Faszinierend

Mit dem Mühlenmord geht man bei Contendo Media in die vierte Staffel der Küstenkrimis, wenn man sie denn thematisch sortieren möchte. Und auch, wenn man als Hörer zu Anfang vielleicht noch skeptisch ist, wie sich diese Episode der Küstenkrimis wohl entwickeln wird, da Walter Wagenknecht ausführlich von den schrecklichen Begebenheiten seiner Kindheit erzählt, so ist man doch schon sehr bald mitten im Geschehen und kann gar nicht anders als immer weiter zu hören. Denn, so viel kann ich sicherlich verraten, dieser Küstenkrimi spielt nicht nur in der Vergangenheit, auch wenn diese gravierende Auswirkungen auf die aktuelle Gegenwart hat. Um diese aber zu begreifen, ist ein Blick in die Historie der alten Mühle, unabdinglich.

 

Die Akteure

Die Sprecher-Riege ist wunderbar besetzt. Allen voran agiert Eckart Dux als der alte Walter Wagenknecht. Er versteht es wunderbar die tragische Familiengeschichte vorzutragen und man spürt den Schmerz, den er in dieser Rolle ob der schrecklichen Ereignisse transportieren muss. Uve Teschner ist der Erzähler und steht dem Hörer erläuternd zur Seite. Uta Dänekamp und Robert Frank sind die Kinder des alten Wagenknechts und spielen ihre Rollen durchweg glaubwürdig. Zu hören sind außerdem Marc Schülert und Heidi Schaffrath, die ihre Figuren ebenfalls erschreckend authentisch verkörpern.

 

Optimale Mischung

Für die Geschichte ist wieder einmal Marc Freund verantwortlich und ich kann mich hier nur wiederholen, wenn ich schreibe, dass ihm diesmal eine ganz besondere Geschichte gelungen ist. Die Mischung aus Rückblick und Gegenwartsgeschehen hat mich total fasziniert und in ihren Bann gezogen.

 

An der Küste

Die Verortung an die Küste ist ebenfalls gelungen, auch wenn vielleicht nicht so viele maritime Geräusche vorhanden sind, wie es manch einer vielleicht erwartet. Doch dank gelungener Erläuterungen und großer Sprecher kann sich das Kopfkino aber dennoch optimal entwickeln und die richtigen Bilder von Gaststätten, alten Mühlen und Stränden an der deutschen Küste entstehen lassen.

 

Mein Fazit:

Eine einnehmende und spannende Story, die mit dem Mix aus Vergangenheit und Gegenwart punktet. Dank der großartigen Sprecher, die leidenschaftlich und authentisch agieren, bekommt man hier einen ganz besonderen Hörgenuss geboten. Mein einziger Wehmutstropfen dieser Produktion: Das Warten auf den zweiten Teil.


Mareike Lümkemann

 

24.05.2021