John Sinclair Edition 2000 - Folge 133 - Blutige Weihnachten

John Sinclair Editon 2000

133: Blutige Weihnachten

Lübbe Audio

Gesamtspielzeit: ca. 51 Minuten

VÖ: 04.10.2019

 

CD-Cover John Sinclair Edition 2000 - Folge 133 - Blutige Weihnachten

Klappentext:

Weihnachten! Tannenbäume, Lichter! Geschenke! - Der junge Martin Adams kann es gar nicht abwarten, die Geschenke auszupacken, die Santa Claus unter dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer versteckt hat. Aber dann steht auf einmal ein Monster in Menschengestalt vor der Tür ... und aus einem Festtag werden mörderische Weihnachten!

 

Die Story:

Es ist Heiligabend. Martin freut sich auf das Weihnachtsfest mit seiner Mutter Brenda, ist über deren Geschenk (eine Packung Honigbonbons) aber so gar nicht glücklich. Im Gegenzug präsentiert er seiner Mutter ein Handy, über dessen Erhalt er verschiedene Aussagen macht: U. a. sein Vater hätte es ihm geschenkt. Als dieser dann noch völlig überraschend und zudem betrunken auf der Bildfläche erscheint, eskaliert die Lage. Stolz erzählt Martin seinem Dad, seine Mami hätte ihm ein neues Handy geschenkt. Ein heftiger Streit ist die Folge, in dessen Verlauf Frank Adams seine Frau wutentbrannt erschlägt. Martin sieht zu und feuert seinen Dad sogar noch indirekt durch gewisse Kommentare an. Die Polizei, vermutlich durch die Nachbarn alarmiert, dringt ins Haus ein und verhaftet Frank. Zehn Jahre später kann dieser aus dem Gefängnis fliehen, und er kennt nur ein Ziel: Rache an seinem Sohn, da dessen Aussage ihn damals ins Gefängnis brachte. Bei Harrods kommt es zu einer dramatischen Begegnung zwischen Frank und Martin Adams. Auch John Sinclair, der eigentlich nur mit Glenda Perkins anwesend ist, um Weihnachtseinkäufe zu tätigen, wird in die Sache hineingezogen. Schließlich tötet sich Frank Adams selbst, aber damit ist der Fall für John noch längst nicht beendet ...

 

Meine Meinung:

„Mörderische Weihnachten“ ist das 73. Taschenbuch der John-Sinclair-Taschenbuch-Serie, die mit Band 312 leider eingestellt wurde. Dennis Ehrhard und Sebastian Breitbach haben aus der Vorlage ein tolles Hörspiel gemacht, welches sich nur bedingt an die Vorlage hält. Während sich das Taschenbuch zu einem Großteil mit Frank Adams befasst, fokussiert sich das Hörspiel mehr auf dessen Sohn Martin. Schon in der ersten Szene wird deutlich, dass Martin kein liebenswürdiges Kind ist. Kenner der Vorlage ahnen vielleicht schon, woran das liegt, und obwohl das Taschenbuch doch einer weitgehend anderen Storyline folgt, läuft es letztendlich auf dasselbe hinaus. Die für das Hörspiel geänderte Storyline gefällt mir sehr gut. Das Hörspiel ist ein eigenes Medium und darf bzw. sollte auch eigene Wege beschreiten, da es auf diese Weise eine eigene Dynamik erhält.

 

Überragender Sprechereinsatz:

Obwohl alle Sprecher einen ausgezeichneten Job machen, möchte ich an dieser Stelle Nicolas König erwähnen, der hier in der Rolle des Frank Adams zu hören ist. Er spricht ihn auf eine Weise, die man schlichtweg als kongenial bezeichnen kann. Zwar distanziert man sich innerlich von diesem Charakter, hängt aber fasziniert vor den Lautsprechern, um jedes von König gesprochene Wort in sich aufzunehmen. Selten hat mich ein Sprecher in ein und derselben Rolle gleichermaßen begeistert und erschreckt. Da ist es fast schon schade, dass Herr König in diesem Hörspiel nur eine doch recht kleine Rolle hat.

 

Besonderheiten:

  • Die oben von mir beschriebene Eingangsszene, in der Frank Adams seine Frau tötet, ist für JS-Verhältnisse sehr hart und kann einen Hörer durchaus geschockt zurücklassen. Eine so außergewöhnlich heftige Szene gab es bislang nur in Folge 81.
  • Im Taschenbuch wird John von Suko unterstützt, während er im Hörspiel den Fall alleine löst. Auch diese Änderung zur Vorlage gefällt mir sehr gut, da John in einer für ihn ausweglos erscheinenden Situation nicht mit der Hilfe seines Partners rechnen kann und selbst zurechtkommen muss.
  • Im Gegensatz zum Hörspiel tötet Frank Adams im Taschenbuch die Frau eines der Polizisten, die ihn damals verhaftet hatte und später noch diesen selbst, bevor er von John und Suko gestellt werden kann.
  • Im Taschenbuch heißt die Familie Adams Adamic.
  • Dies ist eines von wenigen Hörspielen, in denen es John Sinclair nicht mit dem Bösen in Form von übernatürlichen Mächten zu tun bekommt, sondern mit Gegnern aus Fleisch und Blut. In dieser Folge existiert das reine Böse zwar in Form einer Teufelsstatue, dient aber lediglich als Katalysator für böse Taten, ohne jedoch selbst eine aktive Rolle zu spielen.

 

Das Sounddesign:

Wie man es von Sebastian Breitbach gewohnt ist, können wir uns auch dieses Mal nicht über das Sounddesign beschweren. Das Hörspiel beginnt mit einem rockigen Weihnachtslied, und für einen kurzen Moment kommt sogar etwas Weihnachtsfeeling auf, bevor die Stimmung vollends kippt. Als John und Glenda bei Harrods sind, bringen uns Hintergrundmusik und -geräusche den Weihnachtsstress in Londons wohl bekanntesten Shopping-Tempel nahe.

 

Bonustrack:

Am Ende der CD gibt es noch einen Track mit Outtakes von zuletzt erschienenen und in Kürze erscheinenden Folgen, der von der selben Weihnachtsmusik untermalt wird, die auch am Anfang des Hörspiels zu hören ist. Zudem werden zusätzlich noch Lacher eingespielt, wie man sie aus amerikanischen Sitcoms kennt. Das gefällt mir ehrlich gesagt nicht so gut, da man, wie ich finde, auf diese Weise einsuggeriert bekommt, wann man lachen soll. Aber natürlich muss und soll sich da jeder seine eigene Meinung bilden.

 

Mein Fazit:

„Blutige Weihnachten“ ist eine interessante Folge, bei der garantiert keine Langeweile aufkommt. Eine klare Kaufempfehlung für Sinclair-Fans, und da die Folge keinen storytechnischen Bezug zu den verschiedenen Rahmenhandlungen hat, kann sie auch von jemandem gehört werden, der bislang noch kein Hörspiel von John Sinclair gehört hat.

 

Zusatzinfo:

Am Ende der Folge erhalten wir sowohl durch einen Dialog zwischen John und Glenda, als auch durch einen Monolog von John, einen kleinen Hinweis darauf, worum es in der nächsten Folge gehen wird, die übrigens der erste Teil eines Zweiteilers ist, mit dem eine der Rahmenhandlungen fortgesetzt wird. Man darf also gespannt sein.


Andreas Nauber

 

02. Oktober 2019