Insel-Krimi - Kaltes Grab auf Spiekeroog

„Also, Jannik ist zumindest sehr süß. Ach, und ich kenne ihn schon so viele Jahre. Es hätte so viele Momente gegeben, wo er mich hätte küssen können, und… – Du brauchst gar nicht weitreden. Punkt 1: Du magst ihn! Punkt 2: Komm aus deiner Mottenkiste raus und sei selbstbewusst. Küss du ihn doch, wenn der Zeitpunkt da ist. Und Punkt 3: Du stehst voll auf ihn! – Ach, das spielt jetzt aber gerade keine Rolle. Sag mir lieber, was ich mit dem Brief machen soll! – Hast du denn schon jemandem davon erzählt? – Nein, noch nicht. – Der war doch von deinem Onkel, oder?“

Klappentext:

Eine Erbschaftsangelegenheit führt Pauline zurück nach Spiekeroog. Den Ort, an dem sie viele Jahre ihrer Kindheit verbracht hat. Sie trifft dort auf eine sonderbare Verwandtschaft und eine Gestalt, die vor grausamen Taten nicht zurückschreckt. Ein Geheimnis schwebt über der Insel, das Pauline in große Gefahr bringt.

Inselfeeling und eine Erbschaft

Auch der neueste Insel-Krimi wartet mit tollen Sprechern, Insel-Feeling und Spannung auf. Nach einem kurzen „Rückblick“ am Strand sind wir Hörer gleich mitten im Geschehen und begleiten die junge Pauline bei ihrer Rückkehr auf Spiekeroog. Egal ob Pfarrer, Jugendliebe oder alte Damen von früher; Pauline ist fühlt sich auf der Insel, auf der Sie als Jugendliche viel Zeit verbracht hat, gleich wieder wie zu Hause. Doch die Erbschaft ihres Onkels wirft einige Fragen auf und Pauline hat immer mehr das Gefühl, als ob dessen plötzlicher Tod kein Unfall gewesen ist. Warum sollte er sie sonst so kurz vor seinem Tod mit einem mysteriösen Brief kontaktiert haben?

Tolle Sprecher

Dieser Krimi lebt wieder einmal insbesondere von den tollen Sprechern, von denen mich vor allem Christine Schaller (als absolut authentische Pauline), Jannik Endemann (als Jungendfreund Jannik Hansen) und Eckart Dux (als Pfarrer Martens) überzeugt haben. Auch Detlef Tams, Wolfgang Baro oder Pat Murphy agieren überzeugend und mit viel Spielfreude.

Insel-Stimmung

Die Insel-Stimmung, die so typisch für diese Reihe ist, kommt ebenfalls gut rüber – hierfür sogt das Sounddesign von Tom Steinbrecher. Auch die maritimen Klänge, egal ob vom Akkordeon oder durch das schon liebgewonnene Intro sind wie immer wohl platziert und begeistern mit dem ersten Ton.

Mir gefällt zudem, dass die klassischen „Meeresklänge“ wie Wellenrauschen oder Möwengekreische nicht so überladen daherkommen und stattdessen realistisch platziert werden. Wenn man selbst an der See ist, hört man schließlich auch nicht die ganze Zeit die Möwen im Hintergrund schreien.

Story

Die Story ist unterhaltsam, spannend und kurzweilig.

Lange bleibt es spannend, wer hier welche Absichten hat und wie die Erben zueinanderstehen. Für mein Empfinden jedoch driftet die Story mit ihrer Lösung ein wenig zu weit ab und wird mir trotz aller Gender-Thematik etwas zu abgedreht und unrealistisch. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Aber dies ist vielleicht auch mein persönliches Empfinden.

Die Personen selbst werden auf jedem Fall in all ihren Ausprägungen skizziert und Pauline, die Hauptperson, muss man einfach mögen. Ganz im Gegensatz zu manch anderem Protagonisten, der/die wirklich alles gibt, um zum Antagonisten zu werden. An dieser Stelle noch einmal an großes Lob an die jeweiligen Sprecher.

Besonders gut wird hier auch die Insel-Sehnsucht von Pauline transportiert: Durch die kurzen Telefonate mit ihrer Freundin in Berlin wird ihr (und sicherlich auch so manchem Hörer) schnell deutlich, dass es viel mehr gibt als Party-Leben, Alkohol und Pizza-Taxis. Dass das Leben auf einer Insel durchaus ein sehr erstrebenswertes Ziel sein kann – selbst wenn es ungeklärte Todesfälle ohne Leiche dort gibt.

Mein Fazit:

Ein solider Insel-Krimi, der vor allem durch seine tolle weibliche Hauptperson begeistert, das Finale mit einer überraschenden Wendung beschließt und zudem noch viel Insel-Sehnsucht im Gepäck hat.