Die Bestie von Wangerooge
Markus Topf & Timo Reuber
Contendo Media
Gesamtspielzeit: 70 Minuten
Altersempfehlung ab 16 Jahren
VÖ: 21. Juni 2019
„Nonnengans. Sumpfohreule. Kornweihe. Viele selten gewordene Vögel rasten hier. Und diese dämlichen Touristen latschen durchs Naturschutzgebiet und stören die Nist- und Ruheplätze. Das ist ein Skandal. Und weil die hiesige Polizei sich mehr um das Touristenvolk kümmert, als um die heimische Fauna, habe ich es übernommen, Störenfriede zu vertreiben. – Vogelschutz ist wichtig. Da bin ich ganz auf Ihrer Seite. Aber auf Menschen zu schießen, geht gar nicht. – Erstens habe ich vorbei geschossen und zweitens nisten hier einige wirklich selten gewordener Vogelarten. Wie zum Beispiel die seltene Zwergseeschwalbe. Ja, wenn wir nicht aufpassen, sind die bald ausgestorben!“
Ein Serienmörder geht auf Wangerooge um. Immer bei Vollmond schlägt er zu und präpariert seine Opfer auf makabre Weise. Kommissar Arne Brekewoldt will gemeinsam mit der Ärztin Nele Röwekamp seinen Kollegen unter die Arme greifen, um den Mörder zu fassen. Doch ihr Plan schlägt fehl und die nahenden Vollmondnächte locken die Bestie bereits aus ihrem Versteck.
Auch auf den ostfriesischen Inseln wird gemordet
Auf welcher deutschen Insel waren wir denn mit den Insel-Krimis noch nicht? Genau, auf Wangerooge. Der Teil sechs der Reihe schafft Abhilfe. Diesmal wird in den Dünen, mitten im Vogelschutzgebiet eine weibliche Leiche gefunden. Äußerst makaber präpariert, ist sie somit nicht die einzige ihrer Art. Als unterstützender Ermittler wird Kommissar Arne Brekewoldt auf die Insel eingeflogen, verfügt er doch über mehr Erfahrungen in Sachen Mordermittlung als der hiesige Dorf-Sheriff. Durch diesen ungeplanten Arbeitseinsatz von Brekewoldt muss aber das gemeinsame Wochenende mit der Kinderärztin Nele Röwekamp auszufallen, welche daraufhin einen spontanen Urlaub auf der Insel plant, um doch etwas gemeinsame Zeit zu verbringen. Doch war das wirklich eine gute Idee? Scheint der Täter doch besonders attraktive Frauen zu bevorzugen…
Bekannte Ermittler
Der treue Fan der Insel-Krimi-Reihe wird sich freuen, steht doch erneut das bekannt-bewährte Ermittler-Duo Brekewoldt-Röwekamp vor einer neuen Aufgabe. Dabei ist nicht nur der aktuelle Fall höchst brisant, sondern auch die Beziehung zwischen beiden entwickelt sich in eine ganz bestimmte Richtung, auch wenn die Pensionswirtin eigentlich ganz andere Pläne hat.
Tolle Figuren
„Die Bestie von Wangerooge“ stammt einmal wieder aus der Feder des Schreiber-Duos Topf & Reuber, welche diesmal eine im Vergleich zu den Vorgängern recht blutige Folge mit einigen Thrills entworfen hat. Dabei haben die Autoren dennoch nicht auf unterhaltsame Dialoge oder auf interessante, leicht überzeichnete Personen verzichtet. Der ambitionierten Vogelschützer, welcher sicherlich mit seinen Ansichten über Touristen und Vogel- bzw. Dünenschutz vielen einheimischen Insulanern aus der Seele sprechen wird, wäre so ein Beispiel. Etwas Sozialkritik gibt es also in dieser Folge gratis dazu.
Authentischer Althippie
Leicht überzeichnet dafür aber wunderbar liebenswert ist in Teil sechs der Krimi-Reihe übrigens auch Torge Osthaus, ein weltenbummelndes, ehemaliges Blumenkind. Torge wird grandios von (Ohrenkneifer) Dirk Hardegen gesprochen und ist, neben der spannenden Story, mein persönliches Highlight dieser Episode. Die Spielfreude, mit der er den bekifften esoterischen Althippie spricht ist einfach nur grandios. Den Spaß dieser Rolle merkt man Hardegen mit jedem Satz an, was Torge und dessen Persönlichkeit noch authentischer werden lässt.
Bestens umgesetzt ist erneut die maritime Stimmung, die Geräuschkulisse. Das obligatorische Möwengeschrei ist selbstverständlich zu hören, aber auch die Schritte im Sand, die Geräusche in den Dünen sind authentisch und versetzten uns Hörer direkt an den Strand.
Mein Fazit:
Es macht Spaß, neben den maritimen norddeutschen Morden der zwischenmenschlichen Beziehungsentwicklung von Arne und Nele zu lauschen. Auch stimmlich ist auch diese Folge wieder bestens besetzt. Die Insel-Atmosphäre zusammen mit der spannenden und der durchaus überraschenden Story weiß zusätzlich den Hörer zu begeistern.
Mareike Lümkemann
22. Dezember 2020