Head Money - Folge 3: Ragnar Rock

 Head Money

Folge 3 - Ragnar Rock

Lausch – Phantastische Hörspiele

Gesamtspielzeit: ca. 54 Minuten

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

VÖ: 21.02.2020

Cover Head Money

„An den felsigen Rändern der Bucht ragen ochsenblut-rote Häuser auf Stelzen halb über das Wasser. Zwei beeindruckende Massive türmen sich wie zwei Wächter über den kleinen Hafen. Die teilweise über 1.200 Meter hohen Berge haben alpinen Charakter und halten allzu starke Wettereinflüsse ab. Deswegen ist vorrangig die Ostseite der Insel besiedelt, weil dort Wind uns Seegang weniger stark wüten. Alexander weiß nicht, wie das Boot aussieht, das er sucht. Aber er hat keine Probleme, das richtige zu finden. Ganz am Ende vom Pier liegt der etwa zehn Meter lange Fischkutter, der offensichtlich schon bessere Zeiten erlebt hat. Auf dem Führerhaus prangt der Name Ragnar Rock wie das Logo einer Metal-Band. Am Bug blättert an einigen Stellen die weiße Farbe ab und zeigt rostige Stellen darunter. Weil noch nicht ganz Flut ist, liegt das Schiff etwas tiefer im Wasser, so dass die Rehling etwa auf Höhe der Pierkante liegt. Auf dem Deck werkelt ein graubärtiger Ochse von einem Mann mit wilden kurzen Locken zwischen mehr oder weniger ordentlich gestapelten Kisten und zusammengelegten Tauen. Der Grauhaarige bemerkt Alexander nicht, als dieser näher kommt. Der Seebär streckt ihm sein Hinterteil entgegen, als er sich nach einer Kiste bückt, um darin Werkzeug zu sortieren. Sein T-Shirt rutscht hoch und entblößt einen käsigen, weißen Rücken mit speckigen Hüften und die Kimme, die jetzt über dem Hosenbund der Jeans zu sehen ist.“

 

100 Millionen Dollar für den Kopf eines Milliardärs—die anonyme Organisation „Janus“ greift zu drastischen Mitteln, um der sozialen Ungleichheit buchstäblich an den Kragen zu gehen. Was Politik und Presse zunächst für eine Provokation halten, entpuppt sich als ernstzunehmende Bedrohung für die Superreichen dieser Erde. Wer steckt hinter der Verschwörung? Und was macht es mit einer zunehmend auseinanderdriftenden Gesellschaft, wenn die Reichsten für vogelfrei erklärt werden?

 

Die Folge der Gegensätze

Ragnar Rock – die Folge der Gegensätze. Auf der einen Seite begleiten wir den Politiker Alexander nach Norwegen und erleben dort mit ihm die Schönheit der Natur sowie die (vermeintliche) Ruhe und Gelassenheit des Fischereihafens. Auf der anderen Seite sind wir mit Abebe Enyasi in Nigeria unterwegs und erfahren von ihr detailliert, welche Zustände in dem Land, in den Slums und auf der Straße herrschen. Kontrastreicher könnten die Leben der beiden handelnden Personen nicht sein.

 

Maritime Klänge und ein Besuch in den Slums

Dank der bildhaften Sprache der jungen Polizistin, dank der intensiven Landschaftsbeschreibungen Norwegens und der nahezu philosophischen Gedanken Alexanders könnten die Gegensätze fast schon nicht größer sein. Und dennoch sieht man beide Welten ohne Probleme vor dem inneren Auge. Die wunderbar integrierte Geräuschkulisse beider Schauplätze hat ebenfalls großen Anteil. In Nigeria fühlt man fast schon den Staub der Straße, meint den Geruch der Slums zu atmen. Im Norden Europas hingegen sorgen maritime Klänge wie das Kreischen der Möwen oder das Plätschern von Wasser genau wie das Tuten des Tankers für die richtige Atmosphäre.

 

Man muss immer weiter hören

Doch nicht nur atmosphärisch überzeugt auch diese Folge wieder. Spätestens jetzt ist wirklich jeder Hörer in HEAD MONEYE angekommen. Man kann Personen und Handlungen einordnen und sich der Spannung auch in dieser Episode nicht entziehen. Wunderbar ist außerdem, dass man weiterhören kann, nicht erst Wochen oder gar Monate auf Teil drei warten muss. Alle sechs Teile der ersten Staffel von HEAD MONEY sind nämlich gleichzeitig erschienen, so dass dieses komplexe und äußerst gut durchdachte und ebenso gut recherchierte Hörspiel quasi ein eins durchgehört werden kann, wenn nicht gar muss.

 

Mein Fazit:

Auch Teil drei von HEAD MONEY hat mich überzeugt und in seinen Bann gezogen und ich freue mich sehr, dass ich gleich mit der nächsten Folge weiterhören kann. Und mal ganz ehrlich: Auf den Spruch im Abspann „Phantastische Hörspiele von Lausch“ haben wir doch auch viel zu lange verzichten müssen, oder?


Mareike Lümkemann

 

30. März 2020