Head Money
Folge 5 - Edward Silberstein
Lausch – Phantastische Hörspiele
Gesamtspielzeit: ca. 49 Minuten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
VÖ: 21.02.2020
„Vor wenigen Minuten hat die mutmaßliche Organisation Janus das Profil ihres nächsten Opfers veröffentlicht. (…) Mit einem weiteren Schreckensvideo hat der geheimnisvolle Janus zum zweiten Mal 100.000.000 Dollar auf den Kopf eines Milliardärs ausgesetzt. Investmentbanker und Kunstmäzen Edward Silberstein ist das zweite Ziel der Kopfgeldprämie. Besondere Brisanz hat diese Veröffentlichung, weil just 24 Stunden zuvor tatsächlich 100.000.000 Dollar für den Mord an Adnan Kazim überwiesen worden seinen sollen.“
100 Millionen Dollar für den Kopf eines Milliardärs—die anonyme Organisation „Janus“ greift zu drastischen Mitteln, um der sozialen Ungleichheit buchstäblich an den Kragen zu gehen. Was Politik und Presse zunächst für eine Provokation halten, entpuppt sich als ernstzunehmende Bedrohung für die Superreichen dieser Erde. Wer steckt hinter der Verschwörung? Und was macht es mit einer zunehmend auseinanderdriftenden Gesellschaft, wenn die Reichsten für vogelfrei erklärt werden?
So lebt es sich als Milliardärsfamilie
In dieser Folge stehen der Milliardär Edward Silberstein und seine Familie im Focus und das mit jeder Menge Gesellschaftskritik. Die Folge beginnt mit einer Therapiesitzung der Milliardärsfrau, die dem Psychologen ihres Vertrauens ihr Herz ausschüttet. Wir erfahren, dass sie unterm ihrem unglaublichen Vermögen und dessen Konsequenzen sehr zu leiden scheint und ist schon fast gewillt, mit ihr Mitleid zu haben. Doch als dann klar wird, dass sie ihren Therapeuten für das Gespräch extra aus der Schweiz hat nach Hongkong einfliegen lassen, relativiert sich das auch wieder. Auch die Tochter ist mit ihren Ansichten jenseits von Gut und Böse – kein Wunder bei einem Vater, der sich für „too big to fail“ hält.
Doch keine Sorge, auch die anderen, schon bekannten Personen und Schauplätze haben noch genügend Anteil an dieser Folge. So entdecken zum Beispiel die beiden Assistenten des Politikers Alexander Schachat ein heikles Geheimnis von ihm, während dieser nach wie vor nahezu verschollen ist.
Große Hörspielkunst
Ich kann mich auch bei dieser Folge nur wiederholen, Teil fünf der ersten Staffel von Head Money ist ebenfalls wieder ganz große Hörspielkunst. Spannung und Story, Politik und Thriller, Fiktion und Realität, Macht und Philosophie – hier ist alles vertreten. Und das wie bisher perfekt recherchiert, groß inszeniert und wunderbar realisiert. Die Sprecher, die Dialoge haben einen unglaublich hohen Realitätsbezug und zeichnen erneut ein nahezu erschreckendes Bild von unserer Gesellschaft. Insbesondere die immer wieder eingespielten Aussagen und Meinungen der Menschen auf der Straße halten der Bevölkerung den Spiegel vor: Die einen verurteilen Janus, die anderen befürworten es und ganz andere schlagen sogar Profit aus der Janus-Aktion, indem mal kurz ein neuer Rap-Song veröffentlicht wird. So wie im wahren Leben...
Spannung und Sozialkritik
Dabei versteht es das Lausch-Team trotz aller Kritik an der Gesellschaft, den Spannungsbogen der Geschichte unglaublich hoch zu halten. Die kurzen musikalischen Einspieler trennen die einzelnen Szenen und sind so etwas wie das Gerüst des Hörspiels. Auch die vielen verschiedenen Sprecher agieren wieder bestens und hoch realistisch. Egal ob mit Akzent gesprochen wird oder in Politikerkreisen heiß debattiert wird. An keiner Stelle der Produktion hat man das Gefühl, hier würde einem etwas vorgespielt.
Spannend ist das Hörspiel auch, da dem Hörer immer wieder neue Personen dargeboten werden, die in den Kontext eingeordnet werden wollen.
Mein Fazit:
Bald geht es ins Finale. Ich kann es kaum erwarten, denn auch Folge fünf hat mich total in ihren Bann gezogen. Insbesondere die Darstellung von Familie Silberstein hat mich sehr begeistert – so eine realistische Persiflage (ohne Übertreibung!!!) bekommt man wahrlich nicht oft geboten.
Mareike Lümkemann
12. April 2020