Gruselkabinett
177 - Furia Infernalis
Gesamtspielzeit: ca. 61 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 25.03.2022
„Still und einförmig ging das Leben dahin. Der Gebieter begann rasch zu altern. Agaphonika wechselte viele Briefe mit ihrem Bruder Basiliy, pflegte ihre Tauben und überwachte die einfache Hauswirtschaft. Zwei Jahre vergingen, ehe der lang ersehnte Brief ins Haus kam, der alle in höchste Freude versetzte. (…) Basiliy Polykarpowitsch kam an, flog in der Vater und der Schwester liebesselige Umarmungen und empfing die demutsvolle Begrüßung der Dienerschaft. Alle bewunderten, den so ganz verwandelten jungen Helden, der jetzt so gereift, so männlich und im vollen Schmuck des zaristischen Soldaten vor ihnen stand."
Klappentext:
Krementschuk am Dnepr, Ukraine, 1854: Nach dem Tod des jungen Nikolay verschwindet nicht nur der Leichnam spurlos, sondern es scheint fortan ein Todesfluch auf dem Zimmer seines Mörders zu liegen. Hat Nikolays Mutter, die alte Mataphka, einen geheimen Pakt mit Teufelsmächten geschlossen und das Herrenhaus verflucht? Der Sohn des Hausherrn beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und bringt sich selbst in tödliche Gefahr …
Todesfälle und Intrigen
Dieses Gruselkabinett entführt uns Hörer in das Jahr 1854 in die Ukraine. Dort leben in einem Herrenhaus Vater und Tochter mit ihren Dienern. Die Mutter ist bereits verstorben, der Sohn auf militärischen Reisen. Doch die Diener und Angestellten sind sich untereinander nicht ganz grün, eine verschmähte Liebschaft der Vergangenheit ist einer von vielen Gründen. Als dann der Sohn des Kindermädchens totgeschlagen wird, scheint das Haus verflucht zu sein, zumal wenig später auch der Mörder qualvoll verstirbt. Wenig später kommt es zu einem weiteren mysteriösen Todesfall in dessen Zimmer. Als der Sohn des Hausherrn endlich heimkehrt und der Sache auf den Grund gehen möchte, überschlagen sich die Ereignisse…
Interessante Namen
Ich gebe zu, ich brauchte etwas, um in der Folge 177 anzukommen. Die Namen der Akteure waren mitunter so kompliziert, dass ich mich mehr auf die Aussprache konzentriert habe als auf das eigentliche Geschehen. Vor allem hat es mich von Anfang bis Ende fasziniert, wie es die Sprecher geschafft haben, all die Namen fehlerfrei und ohne Verhaspler auszusprechen. Aber wer weiß, wie viele davon auf eventuell vorhandenen Out-Takes zu hören gewesen wären…
Von Ludwig Bechstein
Die Story selber stammt aus der Feder von Ludwig Bechstein, einem deutschen Schriftsteller, Bibliothekar, Archivar und Apotheker, welcher vor allem durch die von ihm herausgegebene Sammlung deutscher Volksmärchen bekannt geworden ist. Ich finde, die Nähe zum Märchen hört man dieser Produktion auch an. Sei es das Tauben-Motiv oder auch die Anrede der Akteure untereinander mit zum Beispiel „Väterchen“. Das nimmt für mich leider auch ein wenig die Gruselstimmung. Doch keine Sorge, diese ist selbstredend noch vorhanden und steigert sich vor allem zum großen Finale hin. Dennoch verfügt diese Folge des Gruselkabinetts über einen für mich sehr märchenhaften Grusel, der nicht wirklich mit dem Grusel klassischer Vampir- oder Geistergeschichten zu vergleichen ist.
Sprecher
Die Sprecher dieser Folge agieren auf gewohnt hohem Titania-Niveau und sind wie immer optimal besetzt. Regina Lemnitz gibt die Mataphka und spielt ihre Rolle hingebungsvoll und vollkommen authentisch. Peter Weis spricht einmal mehr für uns den Erzähler und vielleicht kommt auch daher für mich diese märchenhafte Stimmung auf, denn kurz vorher war es mir vergönnt, ihm als Erzähler bei den Grimmschen Märchen (aus dem Hause Titania) zu lauschen. Bodo Primus gibt Polykarpow, Louis Friedemann Thiele den Sohn des Hausherrn und Uschi Hugo dessen Schwester. Auch Ingeborg Kallweit, Bert Stevens, Tom Raczko, Marc Gruppe und Hans Bayer glänzen in ihren Rollen.
Musikalische Klänge
Das Sounddesign lässt kaum Wünsche offen. Die Kombination aus authentischer wie stimmungsvoller Geräuschkulisse und musikalischer Untermalung ist wie immer gelungen. Insbesondere das Einfließen von mongolisch-russischen Musikklängen sorgt bei dieser Produktion für das gewisse Etwas und hebt sich so von anderen Hörspielen ab.
Fazit:
Die Erzählung „Furia Infernalis“ von Ludwig Bechstein greift den Mythos um das gleichnamige Wesen gekonnt auf. Gelungen finde ich persönlich den Bogen, den das Hörspiel von der Einleitung bis hin zum großen Finale diesbezüglich schlägt und so die Spannung entsprechend aufrechterhält. Ob die Existenz der Furia infernalis nach dieser Erzählung wahrscheinlich(er) ist, muss jedoch wie immer jeder Hörer für sich selbst bewerten.
Mareike Lümkemann
04.04.2022