Gruselkabinett
169 - Ein Heim für Oscar
Gesamtspielzeit: ca. 69 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 26.03.2021
„Und so besuchte unsere Kleine also an einem sonnigen Tag im Frühjahr 1935 mit Tante Marilyn einen in einer versteckten Seitenstraße in der Innenstadt Londons gelegenen Antiquitätenladen. – Ach, komm nur, äh… Kleine. – Ich heiße Pamela, Tante Marilyn. – Weiß ich doch…Schließ die Tür. So… – Guten Tag, die Herrschaften. Darf ich behilflich sein? – Wer sind Sie denn? Wo ist Miss Melody? – Miss Melody, Madam? – Ja. Immerhin gehört ihr doch der Laden. Oder hat sich daran etwas geändert? – Nein. Aber sie… – Hä? – Sie ist heute nicht im Geschäft. – Ach, das ist aber sehr bedauerlich. – Wenn ich Ihnen daher vielleicht weiterhelfen dürfte? – Nein, danke! – Äh, äh… – Ich kenne mich hier bestens aus. Immerhin bin ich sowas wie eine Stammkundin. – Wenn das so ist…“
Klappentext:
London, 1935: Ein neuer, mittlerweile schon der sechste Fall für Alwyne und Colin Hargreaves, unser beliebtes Geister-Ermittler-Pärchen!
In bester Absicht kauft Tante Marilyn ihrer Groß-Nichte Pamela in einem Antiquitätenladen einen Puppenjungen. Wie sich rasch herausstellt, ist Oscar, wie ihn seine stolze Besitzerin tauft, jedoch wahrlich keine Puppe wie jede andere...
Die Hargreaves dürfen mal wieder....
Ach, wie schön. Wir sind mal wieder bei den Hargreaves! Ganz ruhig beginnt diese Episode um das Geister-Ermittler-Pärchen. Diesmal müssen sie für dieses Abenteuer nicht einmal das eigene Haus verlassen, denn das Grauen zieht direkt in ihre Privatgemächer ein. Wenn Alwyne und Colin Hargreaves nur im Ansatz geahnt hätten, dass nicht der Ausflug oder gar das Telefonat mit Tante Marilyn Merriweather das Schlimmste sind, sondern das Mitbringsel aus dem Antiquitätenladen – sie hätten ihre Tochter wohl niemals mit der anstrengenden Tante gehen lassen…
Humor und Horror
Folge 169 beginnt eigentlich ziemlich ungruselig. Wir lauschen dem sich fast schon streitenden Ehepaar Hargreaves, das sich nicht einigen kann, wer den Anruf von Tante Marilyn annehmen soll. Ein Gespräch, das schon etwas an den Nerven der Hörer zerrt, schließlich klingelt das Telefon die ganze Zeit im Hintergrund. Das Telefonat mit der Tante ist dann ebenfalls wie erwartet anstrengend und ich glaube, dass Ursula Sieg als Tante auch diesmal wieder die Nerven des einen oder anderen Hörers (bewusst) strapazieren wird…Und auch wenn ich diese teilweise etwas humoristischen Ansätze um die „Nerv-Tante“ mag, mich immer auf neue Folgen um das Geister-Ermittler-Pärchen freue, so schätze ich doch auch die Passagen, mit denen sich die Folge ihren Platz in der Gruselkabinett-Reihe verdient. Und ich kann euch sagen, von den Passagen gibt es einige. Bereits im Antiquitätengeschäft wird es unheimlich, als das „Accessoire Pamela2 zum ersten Mal auf Oscar trifft. Und das steigert sich noch. Insbesondere die nächtlichen Szenen empfinde ich als äußerst gelungen, was zum einen an der Beschreibung der Puppe liegt und zum anderen an der akustischen Interpretation, für welche übrigens Titania-Chef Marc Gruppe selber verantwortlich ist. Verstärkt wird das Ganze dann noch mit den unerklärlichen Begebenheiten, um die scheinbar zum Leben erweckten Puppe. Situationen mit denen in tiefer Nacht auch erfahrene Geisterjäger überfordert sind.
Die Erklärung folgt im Laufe der Geschichte und lässt den empfindsamen Hörer ebenfalls erschauern, wenn vielleicht auch aus anderen Gründen…
Aus der Feder von Per McGraup
Die Story zu „Ein Heim für Oscar“ stammt wie immer bei den Hargreaves aus der Feder von Per McGraup. Dies ist das Pseudonym von Marc Gruppe, der damit einmal mehr beweist, dass er nicht nur alte Werke vertonen, sondern auch neue Werke selber erschaffen kann.
Die Stimmen
Die Sprecherriege ist gewohnt reduziert. Stephanie Kellner und Benedikt Weber sind die Hargreaves, Ursula Sieg gibt die „leicht“ anstrengende Tante und Clara Fischer begeistert wieder als Pamela. Louis Friedemann Thiele, Marc Gruppe sowie Marion Hartmann und Dana Fischer agieren in weiteren Rollen an ihren Seiten.
Atmosphärisch mit Parallelen zur Filmwelt
Die Geräuschkulisse ist wie erwartet atmosphärisch. Besonders die Nacht-Szenen haben es mir, wie schon erwähnt, angetan. Hier kommt garantiert Grusel-Atmosphäre auf, die sicherlich so manchen Hörer spontan an eine bekannte Film-Puppe denken lässt. Doch während besagte Film-Figur auch komödiantische Elemente aufweisen kann, ist die Thematik um Oscar ernst und nahezu tragisch.
Mein Fazit:
Für alle Freunde der Hargreaves-Reihe eine gelungene Folge mit intensiven Gruselmomenten. Wer mit Tante Marilyn nicht warm werden kann, der braucht mitunter schon starke Nerven, denn sie läuft einmal mehr zur Höchstform auf… Ob sie nach den Erlebnissen mit Oscar wohl noch einmal alleine mit Pamela zu einkaufen gehen darf, ist sicherlich mehr als fragwürdig.
Mareike Lümkemann
30. März 2021