Gruselkabinett
174 - Der Bluthund
Gesamtspielzeit: ca. 57 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 29.10.2021
„Mich lechzt es nach unnatürlichen, menschlichen Grenzerfahrungen, Robert. Und ich weiß, dass es dir nicht anders geht. – Mhm… Ich bekenne es. Was war das für ein Segen, dass wir beide uns auf dem Collage gefunden haben. – Ja, in der Tat, mein Lieber. In der Tat. – Aber du sagtest vorhin, dass du ein neues Betätigungsfeld für uns gefunden hättest. – Das habe ich auch. Eines, das unser Verlangen nach neuen Erfahrungen und dem Drang nach Abenteuern und Erlebnissen am Rande der Abscheulichkeit vollauf befriedigen wird. – Nur heraus damit! Ich könnte vorfreudig erregter nicht sein! Worum handelt es sich? – Um das Scheußlichste aller Gräuel zu dem Menschen überhaupt nur fähig sind: Die Grabräuberei!“
Klappentext:
England, ausgehendes 19. Jahrhundert: Angezogen vom Okkulten und Jenseitigen reisen zwei englische Künstler nach Holland, um die Ruhestätte eines Grabschänders zu plündern. Hat das nächtliche Bellen, das sie nach ihrer Heimkehr Nacht für Nacht verfolgt, etwas mit dem geheimnisvollen Amulett zu tun, das sie dem Toten entwendet haben?
Den beiden Protagonisten Robert und St. John ist langweilig und sie suchen einen Nervenkitzel, welchen sie schließlich in der Grabräuberei finden. Dabei geht es ihnen aber nicht primär um die erbeuteten Schätze, sondern um das Spiel mit menschlichen Abgründen, jenseits des Normalen und Alltäglichen. Die Herausforderung dabei: Die beiden sind keineswegs mutige Helden, sondern versuchen vielmehr solche zu spielen – geraten dabei aber spätestens mit dem Auftauchen eines nächtlichen Bellens stark an ihre (männlichen) Grenzen…
Thematisch speziell
Diese Folge aus der Gruselkabinett-Reihe ist sicherlich ein wahrer Leckerbissen für alle Fans von H.P. Lovecraft, aus dessen Feder die Vorlage „Der Bluthund“ stammt. Ob diese Folge allerdings für jedermann etwas ist, mag ich auf Grund der speziellen Thematik der „Grabräuberei“ und ihrer daraus resultierenden, persönlichen Erregung jedoch bezweifeln. Mein Intro-Zitat (siehe oben) lässt schon recht gut darauf schließen, wobei es schwerpunktmäßig in der ersten Hälfte dieser Folge geht. In der zweiten Hälfte nimmt dann aber auch der Grusel in diversen Facetten an Fahrt auf und zieht uns Hörer in seinen Bann.
Sprecher voller Intensität
Bemerkenswert an dieser Folge ist die Intensität, mit der sie sich präsentiert. Lediglich zwei Sprecher sind zu hören, welche die gesamten knapp 57 Minuten dieser Produktion bestreiten. Jonas Minthe (u.a. auch mit intensiven Erzählpassagen) und Patrick Bach jedoch agieren unheimlich (im doppelten Wortsinn) authentisch und ihre Gier nach Abscheulichkeiten beschert einem nicht nur eine Gänsehaut, so widerwärtig sind mitunter ihre Absichten.
Marc Gruppe selbst gibt den Bluthund, welcher jedoch nicht als „echte“ Sprecherleistung aufgeführt werden kann. Dennoch sorgt er mit seiner Darbietung des jaulenden Hundes für wahre Gruselstimmung und agiert fast schon an der Grenze des Erträglichen – so wie es den beiden Freunden ebenfalls ergeht.
Die Geräuschkulisse
Grusel-Atmosphäre kommt auch dank der großartigen und intensiven Geräuschkulisse auf. Schritte, Türenschlagen, das Klimpern von Schmuck oder auch ein toller Hall bei manchen Dialogen begeistern ebenso wie die eingesetzten musikalischen Sequenzen, die geschickt betonen oder stimmungsvoll untermalen.
Mein Fazit:
Eine schaurige Geschichte vom Gruselkabinett, die auf Grund des Themas sicherlich polarisieren wird. Bemerkenswert ist die Spielintensität der (beiden) Schauspieler, welche mehr als einmal für eine ganz besondere Gänsehaut bei uns Hörern sorgen.
Mareike Lümkemann
21. November 2021