GRUSELKABINETT - 145 –  “Das unheimliche Puppenhaus”

Gruselkabinett

145: M. R. James – Das unheimliche Puppenhaus 

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 60 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 29.03.2019

CD-Cover Gruselkabinett Folge 145 das unheimliche Puppenhaus

„Mit einem eigenartigen Lächeln blickte Mr. Chittenden der abfahrenden Kutsche lange hinterher, ging dann zurück in seinen Laden, welchen er an diesem Tag etwas früher als sonst zusperrte und von dort aus in das sich anschließende Wohnzimmer zu seiner Frau. – Ach, da bist du ja schon. Gerade habe ich den Tee fertig aufgebrüht. Äh, darf ich? – Ja, ja, ja. Gieß mir gerne eine Tasse ein. – Was machst du denn für ein Gesicht? – Es ist fort! – Was ist fort? – Na, was wohl? Das Puppenhaus! – Gott sei Dank!“

 

Als Mr. Dillet, ein Sammler von Antiquitäten, im Gebraucht-Waren-Laden des Ehepaars Chittenden ein viktorianisches Puppenhaus entdeckt, ist er sich sicher, dass er es haben muss. Er ahnt nicht, dass es nun mit dem Nachtschlaf für ihn und seine Frau erst einmal aus und vorbei sein wird und die Chittendens im Grunde froh sind, das unheimliche Puppenhaus losgeworden zu sein…

 

Vorlage von Montague Rhodes James

Eine neue Folge des Gruselkabinetts, diesmal aus der Feder von Montague Rhodes James, der auch von H. P. Lovecraft gewürdigt wurde. Ein würdiger Vertreter für eine Vertonung in der Gruselkabinett-Reihe also. Und ohne zu viel vorweg zu nehmen, diese Geschichte ist, wenn ich richtig recherchiert habe, eine typische Geschichte von James. Gerne lässt er seine Erzählungen in Kleinstädten spielen, hat gelehrte Personen zum Hauptprotagonisten gemacht und eine besondere Antiquität steht im Mittelpunkt des Geschehens. So auch hier. Ein viktorianisches Puppenhaus stört die Nachtruhe von Mr. und Mrs. Dillet. Von unheimlichen Geräuschen werden sie des Nachts aus dem Schlaf gerissen und werden Zeugen, wie das Puppenhaus zum Leben erwacht.

 

Beschreibende Dialoge

Dabei führen Sie den Hörer als Erzähler durch einen Großteil des Hörspiels. In wechselndem Dialog erläutert das Ehepaar die mysteriösen Ereignisse, die sie zur Geisterstunde beobachten. Matthias Lühn als Mr. und Sigrid Burkholder als Mrs. verstehen es, die Dramatik des Geschehens zu visualisieren, da ihre Erläuterungen aber doch sehr andauern, empfand ich es in der Länge doch etwas anstrengend. Ein Perspektiven-Wechsel oder ein weiterer Erzähler hatte das Ganze vielleicht noch ein bisschen aufgelockert bzw. intensiviert. Fachlich agieren die beiden Sprecher selbstredend auf dem höchsten Niveau, führen einen glaubhaft und mit der für die damalige Zeit typischen Sprache und (wahrscheinlich auch) Aufgewühltheit ob der merkwürdigen Ereignisse durch die Geschichte.

Spannend ist auch ihre Suche nach dem Rätsel des Puppenhauses, hier kommt auch wieder mehr Bewegung in die Sache, weitere Sprecher nehmen am Geschehen teil.

 

In der Umsetzung blieben keine Wünsche offen

Technisch gesehen lässt diese Folge selbstverständlich keine Wünsche offen. Die überschaubare Sprecherriege agiert wie gewohnt auf dem höchsten Niveau und besonders Matthias Lühn als Mr. Dillet passt mit seiner markanten Stimme bestens zu dem Geschehen und führt zudem als Erzähler durch das Hörspiel.

Die musikalischen Untermalungen betonen perfekt ausgewählte Szenen und die Hintergrundgeräusche, z.B. im Antiquitätenladen lassen eben diesen mit nur wenigen Geräuschen vor dem inneren Auge entstehen.

 

Mein Fazit:

Eine wie gewohnt gut gemachte Folge des Gruselkabinetts. Nach wie vor bedient man sich bei Titania Medien an atmosphärischen Geschichten aus der Schauer-Romantik. Das unheimliche Puppenhaus aus der Feder von M.R. James passt da bestens herein. Lediglich vom Ende hatte ich persönlich etwas mehr erwartet. Aber dies ist sicherlich der hohen Originaltreue geschuldet. Der Weg ist das Ziel – dem Hörgenuss und der Spannung tut dies wahrscheinlich kaum Abbruch…


Mareike Lümkemann

 

4. April 2019