GRUSELKABINETT
137: Robert E. Howard: “Aus finsterer Tiefe”
Titania Medien
Gesamtspielzeit: ca. 35 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 27.04.2018
„Wir barrten den Toten auf dem großen Tisch in der Küche seiner Hütte auf. Der Tradition gehorchend, stellten wir ihm zu Haupt und Füßen jeweils eine Kerze. Salzwasser rann aus seinen vollgesogenen Kleidern. Und tropfte auf den alten Dielenboden. – Wäh! Was für eine elende Sauerrei, diese Lache. – Es ist so Sitte. Einem Ertrunkenen darf man niemals die Kleider ausziehen. Niemals. – Ja, ja. Ist schon gut. – Man würde schweres Unheil heraufbeschwören. Mit den Mächten aus der finsteren Tiefe des Meeres ist nicht zu spaßen.“
Faring Town 1904: Adam Falcon wird tot an den Strand gespült. Zum Entsetzen der Dorfbewohner behauptet seine Verlobte Margeret beim Anblick der Wasserleiche, dass das nicht Adam sei. Bei der Totenwache stimmt ihr ein Nebenbuhler des Ertrunkenen zu. Noch ahnt niemand in dem kleinen Fischer-Ort, dass mit dem angeschwemmten Toten das Unheil an Land gespült wurde...
Folge 137 vom Gruselkabinett und noch kein Ende in Sicht. Und das ist auch gut so, denn das Konzept der erwachsenentauglich präsentierten Schauerromantik ist einfach klasse. Das Team um Stephan Bosenius und Marc Gruppe versteht es, aus (mehr oder weniger) bekannten Werken der Schauerromantik hochwertige und spannende Hörspiele zu kreieren. Das Ergebnis: Regelrechte Hörspiel-Kunstwerke für alle, die Hörspiele mit Anspruch und Stil bevorzugen. Dabei geht das Produzenten-Duo aber so clever vor, dass sie trotz des Anspruchs eine breite Hörerschaft erreichen.
Nah am Original
Bei „Aus finsterer Tiefe“ ist man wieder einmal ganz nah am Original von Robert E. Howard geblieben. Und das ist auch gut so, denn nur so kann man das Konzept des „Gruselkabinetts“ konsequent durchziehen. Das Ergebnis ist zwar „nur“ ein Hörspiel von ca. 35 Minuten. Dafür aber ein äußerst gelungenes Hörspiel, welches definitiv nicht unnötig aufgebauscht wurde. Somit überzeugt die Folge 137 (ähnlich wie ihre Vorgänger) wieder einmal durch die perfekte Symbiose von Original-Story, Sprecherriege und atmosphärischen Geräuschkulisse. Alles ist hier detailliert und mit Fingerspitzengefühl umgesetzt. Dabei wirkt das Ganze aber nie überladen oder übertrieben. Ganz im Gegenteil. Man fiebert mit und kann sich wunderbar auf das Wesentliche konzentrieren und das Geschehen wirken lassen.
Wie früher
Das Ergebnis hat für mich dann auch eine Anmutung von früher. Und das meine ich nur positiv. Diese Folge erinnert mich an meine ersten Hörspiele aus den 80ern. Damals waren die Hörspiele auch einfach (gut). Wurden nicht unnötig aufgebauscht oder gar überfrachtet. Man überzeugt durch Story, Sprecher (Wunderbar: die schaurig-gruselig erzählende Stimme von Bert Stevens!) und das Konzept. Mehr braucht es auch beim Gruselkabinett nicht.
Mein Fazit:
Für mich ein tolles Hörspiel, dass bei mir bestimmt noch öfter wieder hervorgeholt werden wird. Zumindest bis zum Herbst. Denn dann sind sechs weitere Folgen der Reihe avisiert. Ich freue mich drauf!
Mareike Lümkemann
8. Mai 2018