Edgar Wallace präsentiert - Der schwarze Abt

 

Edgar Wallace präsentiert:

Der schwarze Abt

Label: Gigaphon (Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 67 Minuten

VÖ: 23. Februar 2024

CD-Cover Edgar Wallace präsentiert - Der schwarze Abt

Klappentext:

Ein Mord führt die Ermittler Bliss und Chandler auf das Anwesen der Familie Chelford. Der Hausherr macht einen unheimlichen Geist, den schwarzen Abt, der im Schutz der Dunkelheit über das Gelände schleichen soll, für die schreckliche Tat verantwortlich. Die Legende besagt, dass er einen sagenumwobenen Goldschatz beschützt, der seit Generationen verschollen ist. Da der Lord, der dieses Gold seit Jahren sucht, nun auch um sein eigenes Leben fürchtet, lädt er die beiden Inspektoren ein, die Nacht auf dem Schloß zu verbringen, um das Geheimnis des schwarzen Abts zu lüften. In den dunklen Katakomben von Schloß Chelford stoßen die Ermittler nicht nur auf weitere Leichen, sondern auch auf die Spur des Phantoms. Wer verbirgt sich hinter der Mönchskutte?

 

Hier schreibt Traumwelt Hörspiel! ...

Wallace-Feeling pur! Konnte mich die Folge um den Hexer bereits begeistern, so legt "Der schwarze Abt" noch eine Schüppe obendrauf. Zwar bietet die Geschichte als solche nichts neues, da sie aus dem gleichnamigen Film und dem Hörspiel von Europa bereits bekannt ist, wobei ich den Roman natürlich auch mit einbeziehe, den ich aber nicht kenne; aber das Hörspiel von Gigaphon überzeugt dennoch auf ganzer Spur. Ein altes Schloss, nebst Kapelle und Katakomben, garniert mit einer unheimlichen Spukgestalt,  einem sagenumwobenen Goldschatz, einer schönen jungen Frau und zwei Ermittlern von Scotland Yard bilden die Zutaten für einen tollen Wallace-Krimi. Und um das alles noch abzurunden, kommen noch ein paar zwielichtige Gestalten, ein etwas schräger Reporter und ein alter, geistig verwirrter Lord dazu, und fertig ist das "Wallace-Süppchen" aus dem Hause Gigaphon. Das Label beweist auch hier seine Liebe zu den Wallace-Filmen, da Elemente im Hörspiel zu finden sind, die an den Film erinnern. Bliss und Chandler ermitteln hier, ohne Walsh, zwar routiniert, aber ohne zu aufdringlich zu wirken, sodass ihre Präsenz zwar spürbar ist, aber auch anderen Charakteren viel Spielraum einräumt. Auch "Kinski-Stimme" Sebastian Kolb darf wieder ran, und er hat auch dieselbe Rolle inne, wie Klaus Kinski in dem Film, wo er den dubiosen Buttler Thomas Fortuna verkörpert, der in diesem Hörspiel sinnigerweise Thomas Luck heißt. Obwohl man schon weiß, wer / was letztendlich dahintersteckt, kann man sich der Faszination des Hörspiels nicht entziehen. Also: Alles top bei dieser Produktion. Zwar wirken die Charaktere Bliss und Chandler vielleicht auf einzelne Hörer auswechselbar, da sie keinen besonderen Hintergrund haben und auch nicht übermäßig emotional reagieren, aber mich stört das nicht. In der heutigen Zeit, wo alle Serienhelden / -Hauptcharaktere  zumeist einen bestimmten Background haben, oder durch ihre Abenteuer "hasten", wirken Bliss und Chandler irgendwie beruhigend. Sie sind nicht dazu da, uns in große Angst um sie zu versetzen, ob sie heil aus einer Situation herauskommen; nein, sie sind dazu da, einen Wallace-Fall zu lösen, bei dem man sich gut unterhalten fühlt und dabei abschalten und sich berieseln lassen kann.

 

Anmerkungen:

  • Der Reporter Leach, dessen Charakter an die von Eddi Arent aus den Filmen angelehnt ist, macht hier dasselbe durch, wie Inspektor Puddlers Kriminalassistent Horatio in der Wallace-Verfilmung: Er wird von einem schwarzen Abt niedergeschlagen. Nur das unfreiwillige Bad ist Leach erspart geblieben.
  • "Der schwarze Abt" ist Bliss' und Chandlers erster gemeinsamer Fall. Warum, wo Chandler doch schon in "Der Hexer" mitwirkt? Nun, einfach mal "Der Hexer" von Gigaphon hören ...
  • Chandler wundert sich, dass Walsh mal einen Fall gelöst hat ... *grins*

Wieder tolle Sprecher:

Neben Gordon Piedesack als Bliss ist auch hier wieder Clemens Gerhard als Chandler zu hören, die sich beide hervorragend ergänzen. Aber sie und "Kinski-Stimme" Kolb sind nicht die einzigguten Sprecher, da auch alle anderen einen guten Job gemacht haben. Aber dennoch möchte ich hier Joschka Fischer-Antze (Lord Chelford) und Florian Clyde (Dickie) gesondert erwähnen. Fischer-Antze spricht den alten, an einer geistigen Erkrankung leidenden Lord einfach großartig, und Clydes kernige Stimme erinnert, mit ein wenig Phantasie, an Joachim Fuchsberger aus den Wallace-Filmen, obgleich Clyde  den Hörer nicht so frappierend an Fuchsberger denken lässt, wie Kolb an Kinski. Dies soll von den Machern aber bitte nicht als Kritik zu verstehen sein, denn ein Sprecher wie Sebastian Kolb für "Kinski-Charaktere" ist schon fast ein Geschenk des Himmels ... Zu guter Letzt soll aber auch der vor einiger Zeit verstorbene Jürgen Kluckert genannt werden, der als Erzähler durch die ersten Folgen führt und den ich beim letzten Mal leider vergessen habe. Brauchte ich in Folge 1 ein wenig Zeit, mich an seine Stimme als Erzähler zu gewöhnen, konnte er mich hier von vornherein mit seiner sonoren Stimme begeistern.

 

Die Untermalung:

Der Sound sorgt für ein gutes Unterstreichen des Wallace-Feelings, und auch die Musik ist gut gewählt. U. a. kommt auch mal eine Orgel zum Einsatz.

 

Mein Fazit:

Wer "Der Hexer" mag, wird "Der schwarze Abt" lieben. Ich freue mich schon auf die nächste Folge, vielleicht dann auch wieder mit Walsh ... Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein! 


Andreas Nauber

 

26.08.2024