Dorian Hunter
21 – Herbstwind
Folgenreich
„Little kannte unzählige Bestatterwitze. Drei oder vier davon waren sogar ganz gut. Leider kann ich mir Witze nicht merken. Schließlich hatten wir Diane Coleman fertig gemacht und sie in ihrem Sarg zusätzlich mit drei weiteren leeren Särgen auf den Transporter geladen und waren auf dem Weg zu dieser Residenz. Die Leiterin dort, sie hieß Everett, hatte gleich ein Dutzend bestellt. Das war laut Little billiger.“
Eine Handyaufnahme zeigt, wie der schottische Beerdigungsunternehmer Howard Little während einer Trauerrede mit einer ihm fremden Stimme spricht. Ein Fall von Besessenheit? Dorian Hunter nimmt die Ermittlung auf – und stellt bald fest, dass er nicht der Einzige ist, den die Ereignisse auf den Plan gerufen haben …
Crossover-Hörspiel
Dorian Hunter meets John Sinclair - das große Crossover-Hörspiel. Eine super Idee, die das Herz eines jeden Horror-Hörspiel Begeisterten höher schlagen lässt. Es macht Spaß, das erste Aufeinandertreffen eines Dämonenkillers und eines Geisterjägers zu begleiten. Die gesamte Story ist gut durchdacht und in sich schlüssig aufgebaut. Hier und da ahnt man natürlich etwas, aber das ist auch gut. Dies erhöht schließlich die Spannung. Und Dorian Hunter geht es da auch nicht anders. Er hat ebenfalls seine Ahnungen, um nicht zu sagen Befürchtungen, und so bleibt es bis zum voluminösen Finale natürlich spannend. Einzig und allein die Frage ob es Ghoule oder Ghouls heißt, kann abschließend nicht geklärt werden. Da scheiden sich die Geister (-jäger) und Dämonenkiller.
Hohes Sprecher-Level
Sämtliche Sprecher agieren auf dem gewohnt hohen Level. Als namhafter Gastsprecher ist in dieser Folge Jürgen Prochnow mit von der Partie, der seine Rolle als Doc Rawson hervorragend umgesetzt hat. Auch Thomas Schmuckert als Dorian Hunter kann diesmal mehr von seinem Repertoire abrufen als sonst, denn Hunter agiert auch als Erzähler und hat mehr Erzählpassagen und Sprachanteile als sonst. Zudem kann Schmuckert kann auf Grund Dorians Rolle als leicht naiver Bestattungshelfer auch mehr Varianten einfließen lassen. Und dennoch, dadurch dass Hunter auch als Erzähler eingespannt wurde, fehlt mir ein bisschen das Tempo, das die anderen Hunter-Folgen ausgemacht hat. Der Bestattungsunternehmer Howard Little wird von Peter Woy gesprochen, der es ebenfalls versteht, seine Rolle vor dem inneren Auge des Hörers zu visualisieren. Little wird dank seiner Stimme zu einer wunderbar geheimnisvollen Figur, deren wirkliche Beweggründe lang nicht richtig zu greifen sind.
Gruselathmosphäre
Dass auch erneut alle Geräusche perfekt vertont wurden, versteht sich bei dieser Produktion von selber. Die musikalische Untermalung erzeugt, natürlich wieder bestens platziert, eine schöne Gruselathmosphäre und rundet somit diese vortreffliche Produktion ab.
Als eingefleischter Hunter-Fan fiebere ich jeder neuen Folge entgegen, kann den nächsten Veröffentlichungstermin nicht erwarten und höre eine neue Folge dann quasi auf Repeat. Für mich persönlich ist diese, in sich abgeschlossene Dorian Hunter-Folge aber zu sehr aus dem eigentlichen Kontext herausgerissen. Völlig losgelöst von der schwarzen Familie hat „Herbstwind“ mit den Vorgänger-Folgen so gut wie nichts zu tun und basiert wohl auch auf keinem konkreten Roman der Dämonenkiller-Reihe. Die Idee ist zwar gut und auch gut umgesetzt, alles zusammen wirk für mich aber etwas zu konstruiert. Aber vielleicht fehlt mir da auch nur die Sicht eines gewissen Herrn Sinclairs, der vielleicht mehr Hintergrundinformationen und Wissen besitzt, als der Hörer, der mit Hunter unterwegs ist. Auch vermisse ich in dieser Folge die eigentliche Hunter-Atmopshäre, das Düstere, die anderen Akteure, die Hunter nun schon so lange auf seinem Weg als Dämonenkiller begleiten. Und außerdem muss man als Hörer doch nun endlich mal erfahren, wie es mit Coco weitergeht. Auf die Fortsetzung dieses Erzählstrangs wartet man doch auch schon so lange.
Mein Fazit:
Dieses Hörspiel ist, und daran gibt es natürlich keinerlei Zweifel, wieder auf dem höchsten Niveau produziert worden. Eben eine Selbstverständlichkeit aus dem Hause Universal. Hunter meets Sinclair ist eine gute Idee und auch sicherlich der perfekte Marketing-Clou. Für mich als Hunter-Fan der ersten Stunde muss ich jedoch leider sagen, dass der Funke nicht ganz übergesprungen ist und ich eine "klassische" Fortsetzungsfolge bevorzugt hätte. Ich bin einfach zu neugierig, wie es in der eigentlichen Hunter-Reihe weitergeht.
Mareike Lümkemann
1. Mai 2013