DIE SCHWARZE SONNE
VII – Goldene Morgenröte
LAUSCH
„… Dramatisch? Sie platzen in meine Vorlesung herein wie in einen Drive-In, als sollte ich Ihnen einen Burger machen. Und? Wie nehmen Sie Ihr Eis? Mit Schoko- oder mit Karamell-Sauce? … Sie haben also meine Vorlesung unterbrechen lassen, um mich über die Verkalkung Ihrer Arterien zu informieren? … Und Sie? Wollen Sie mir vielleicht Ihre Probleme beim Wasserlassen schildern? Oder von Ihrem Nagelfußpilz berichten? Es soll da eine Menge schlimmer Geschichten geben.“
Die schwarze Sonne ist zurück – noch unerklärlicher, noch dramatischer, noch schwärzer. Diesen Worten von Lausch ist nichts weiter hinzuzufügen. Aber worum geht es in der siebten Folge um Adam Salton und Nathaniel de Salis? Es gibt den geheimnisvollen Jack, der zusammen mit dem jungen Arthur Conan Doyle Zeuge einer schwarzen Messe wird (und zugleich auch deren Initiator ist?). Dann gibt es den Schauplatz um einen Minister, der in irgendeiner Weise am Projekt „Nordwind“ beteiligt ist. Professor Maartens wird wegen bedeutenden Ereignissen, die von nationaler und internationaler Bedeutung und Sicherheit sind, aus seiner Vorlesung geholt. Sein Wissen ist gefragt, um eine Katastrophe von kosmischen Ausmaßen zu verhindern. Und was ist mit Adam Salton und Nathaniel de Salis? Beide haben den Schrecken, der ihnen in Whitechapel widerfahren ist, noch nicht verdaut. Dabei scheint Nathaniel mehr zu wissen, als er seinen Freunden verrät. Währenddessen befindet sich der Schriftsteller Jules Verne in allergrößter Gefahr. Wird es Vor- oder Nachteil für ihn sein, dass er sich an nichts mehr erinnern kann?
Wie auch in den vorangegangenen Folgen muss man höllisch aufpassen, um jeden Zeitsprung des Hörspiels zu verfolgen, um Personen auseinander zu halten und Zusammenhänge zu erkennen. Fiktives wird gekonnt mit historischen Fakten vermischt, bekannte und unbekannte Personen und Persönlichkeiten treten auf und man darf gespannt sein, was sich Günter Merlau und sein Label Lausch noch alles einfallen lassen, um die Hörer zu unterhalten. Eine Fortsetzung ist auf jedem Fall garantiert, denn diese Folge ende genauso rasant, wie sie begonnen hat. Das Geheimnis um die Schwarze Sonne ist noch längst nicht gelüftet.
Die Produktionen von Lausch stehen für Musik und Geräusche vom Allerfeinsten. Für die musikalische Untermalung dieses Hörspiels ist die Engländerin Debbie Wiseman verantwortlich. Als eine der wenigen erfolgreichen Frauen in der Filmmusikbranche hat die Britin mittlerweile mehr als 100 Musiken für Film- und Fernsehproduktionen komponiert und dafür bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Wiseman versteht es, die einzelnen Szenen des Hörspiels so mit Musik zu umgeben, dass immer genau die richtige Stimmung erzeugt wird. Mal beklemmend, man spannend. Dank ihres musikalischen Talents und den hervorragenden Sprechern wird auch diese Folge zu einem ganz besonderen akustischen Vergnügen. Apropos Sprecher: Sei es Konrad Halver als Jules Vernes, Christian Stark als Adam Salton oder Wolfgang Berger als Bram Stoker – die Besetzung ist wie immer perfekt. Auch Kim Frank, der ehemalige Sänger der Gruppe ECHT, kann in seiner Rolle als junger Arthur Conan Doyle wieder überzeugen.
Der Geräuschemacher hat sich in dieser Folge ebenfalls selber übertroffen. Da ist das Kratzen der Kreide auf der Tafel von Professor Martens oder die Geräusche, die der Junge Arthur Conan Doyle von sich gibt, als ihm von den unheimlichen Geschehnissen, die ihm von dem geheimnisvollen Jack präsentiert werden, übel wird. Alles ist perfekt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und verspricht ein vorzügliches Hörspielerlebnis. Ähnlich wie bei den anderen Hörspielen aus der Lausch-Reihe, setzt man inzwischen auch bei der Schwarzen Sonne auf eine crossmediale Präsentation. Auf der entsprechenden Internetpräsenz findet sich ein Die-Schwarze-Sonne-Wissenspodcast mit spannend inszenierten Informationen zu den historischen Fakten, die den Hintergrund der Schwarzen Sonne bilden. Ebenfalls gibt es hier ein Die-Schwarze-Sonne-Quiz, dessen richtige Antworten Zutritt zu unter anderem bisher unveröffentlichten Szenen und weiteren Hintergrundinformationen gewähren.
Merlau präsentiert auch dieses Hörspiel in gewohnt hoher Qualität. Allerdings muss er meiner Meinung nach ein wenig aufpassen, dass die Schwarze Sonne nicht zu verworren wird. Denn auch als treuer Hörer dieser Serie ist die vollständige Aufmerksamkeit gefordert, zu tief-gängig, zu vielschichtig ist dieses Hörspiel, als das man es mal eben so nebenbei hören könnte. Schenkt man der Schwarzen Sonne jedoch sein volles Interesse und ist zugleich historisch interessiert und Literatur begeistert, wird man definitiv seine Freude an der Schwarzen Sonne haben.
Mareike Lümkemann
8. Juli 2008