DIE SCHWARZE SONNE
VI – Whitechapel
LAUSCH
„Ich glaube, bei dem Versuch entspannt zu wirken, verzog sich mein Gesicht zu einer Fratze. … Übergriffe? … Den Weißen? … Ich wusste, dass mit dem heutigen Tag nichts mehr so sein würde wie früher. Mein Leben in der Gemeinschaft, mein sorgenfreies Dasein als Gutsherr, Vater und Ehemann – all das war jetzt –vorbei.“
Die Schwarze Sonne, das Hörspiel aus dem Hause LAUSCH, geht weiter. Im Gegensatz zur fünften Folge der Serie, in der es nur die beiden Schauplätze um Helmut Berger bzw. Artur/ Adam Salton und Nathaniel de Salis gab, beginnt diese Folge mit dem Eintreffen von Richard Byrd im Deutschland zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Byrd soll hier in Hamburg einen Vortrag über seine Antarktis-Expedition halten. Doch was die Nazis mit der Story zu tun haben, welche Rolle sie in den Geheimnissen um den Artefakt spielen, wird nach wie vor nicht aufgeklärt.
Die Ereignisse um Arthur Salton spitzen sich derweil zu. Nach elf Jahren in seinem neuen Leben wird er zu einer Versammlung gerufen, die sein jetziges Leben gravierend verändern soll. Währenddessen treffen im Jahre 1888 Arthur Salton und Nathaniel de Salis in London ein. Eigentlich auf der Suche nach dem Artefakt werden sie dort in die Ermittlungen um einen mysteriösen Mörder verwickelt, der es bevorzugt auf Prostituierte abgesehen hat.
In dieser Folge der Schwarzen Sonne verknüpft Merlau wieder einmal mehr als perfekt das Historische mit dem Fiktiven. Die Antarktis-Expedition, die die Nazis im Jahre 1938 mit dem Schiff Schwabenland durchführten, der Whitechapel-Mörder, besser bekannt als Jack the Ripper, das Zusammentreffen von Schriftstellern aus dem 19. Jahrhundert, die „Hermetic Order of the Golden Dawn“ – all dies sind geschichtliche Ereignisse, die perfekt mit den Geheimnissen und Abenteuern von Adam Salton und Nathaniel de Salis verbunden werden. (An dieser Stelle sei vielleicht noch erwähnt, dass das Hörspiel auf Charakteren von Bram Stokers „Das Schloss der Schlange“ basiert, der ebenfalls einen kurzen Gastauftritt in dieser Folge hat.) Und dennoch (oder gerade deswegen?!) ist die Story nach wie vor unglaublich spannend, denn sie wird real. Das Abenteuer, das unsere beiden Hauptpersonen erleben dürfen, ist greifbarer und doch ebenso unglaublich.
Doch nicht nur die Geschichte ist wie immer erste Klasse. Als Sprecher treten durchweg bekannte Stimmen aus dem Hörspielgenre auf (Christian Stark, Reinhilt Schneider, Konrad Halver). Als prominenter Gastsprecher darf in dieser Folge der Schwarzen Sonne Kim Frank ran. Der Sänger der Formation ECHT spricht den jungen Arthur Conan Doyle hervorragend.
Doch genug des Lobes. An dieser Stelle möchte ich nur noch das Cover und das liebevoll gestaltetet Booklet erwähnen, an dem sich nicht nur andere Hörspiele sondern auch so manches Musiklabel eine Scheibe von abschneiden können.
Mareike Lümkemann
5. November 2007