DIE SCHWARZE SONNE
III – Weisses Gold
LAUSCH
„Warum sagst du mir nicht die ganze Wahrheit, Nathaniel?… Glaubst du wirklich, dass ich noch nicht begriffen habe, dass diese Welt, in der ich gezwungen bin zu leben, ein dunkler, höllenschwarzer und abgrundtief böser Ort ist?… Was hat denn das noch für einen Sinn? Meine Seele ist doch schon längst verloren.“
Beim ersten Hören des neuen Lausch-Hörspiels „Die schwarze Sonne III – Weisses Gold“ kam ich mir ein bisschen wie die Hauptperson Adam Salton vor, der auch nicht ganz genau weiß, was um ihn herum passiert und wo die Reise hingehen soll. Bei Adam liegt es daran, dass er die ganzen unerklärlichen und geheimnisvollen Ereignisse, die ihm zusammen mit seinem Onkel Nathaniel de Salis widerfahren, immer noch nicht zuordnen kann. Bei mir liegt es daran, dass ich leider erst mit dieser Folge in diese Hörspielreihe eingestiegen bin und daher zu anfangs einige Orientierungsschwierigkeiten hatte.
Ok, aber worum geht es eigentlich? Ein Szenario kreist wie gerade erwähnt um Adam Salton und Nathaniel de Salis, die um 1887 durch die Welt reisen und immer wieder mit seltsamen Geschehnissen konfrontiert werden. Nebenbei erfahren wir von einem Artefakt, den de Salis zusammen mit Jules Verne in Island entdeckt hat und von düsteren Vorahnungen und beängstigenden Träumen, die Salton jede Nacht aus dem Schlaf reißen. Viel mehr wird aber nicht verraten und man muss schon ein bisschen aufpassen, um wirklich alles mit zubekommen. Ungefähr 50 Jahre später spielt ein weiterer Handlungsstrang, in dem es ebenfalls um Sagen, Legenden und unerklärliche Phänomen geht. Diesmal sollen sie allerdings nur erforscht werden und zwar von den Nazis. Und dann gibt es auch noch einen Schauplatz, der irgendwo in der Gegenwart spielt. Der Bundesnachrichtendienst beschäftigt sich nämlich ebenfalls mit den Forschungen der Nazis. Beim aufmerksamen Zuhören wird deutlich, dass alle drei Topics miteinander zu tun haben. Ganz vorsichtig werden sie miteinander verknüpft und erschließen sich nach und nach dem Hörer, ohne an irgendeiner Stelle zu viel zu verraten.
Auch in dieser Hörspielreihe hat es Regisseur Günter Merlau von Lausch wieder geschafft, ein Hörspiel der besonderen Art ins Leben zu rufen. Dieser Mix aus Fakten und Fiktion, aus Fantasy- und Mystery-Thriller gepaart mit historischen Figuren und Ereignissen ist hervorragend gelungen und ebenso gut umgesetzt worden. Die authentische Geräuschkulisse im Hintergrund versetzt den Hörer perfekt in ein anderes Jahrhundert. Die Gedanken der Hauptperson werden gekonnt in den Vordergrund gebracht, ohne das eigentliche Geschehen ins Off zu stellen. Der Einfluss von Bram Stoker, nach dessen Erzählung dieses Hörspiel entstanden ist, ist an diesen Stellen offensichtlich. Auch der Sound, die musikalischen Effekte fügen sich hervorragend in das Hörspiel ein und bilden eine ganz besondere, teilweise sogar unheimliche Atmosphäre.
Aber Vorsicht. Wer ein unterhaltsames, seichtes Hörspiel erwartet, der ist hier falsch. Die Story ist komplex und alles anders als vorhersehbar. Viele Dinge und Geschehnisse werden nur ganz kurz angerissen, ohne sie wirklich zu erklären. Wirklich nur ganz langsam und mit viel Anspruch wird die Spannung aufgebaut und die Geschichte erzählt. Man muss sich also auf dieses Hörspiel einlassen wollen und sich auch die Zeit dafür nehmen. Aber tut es bitte – es lohnt sich!
Mareike Lümkemann
26. Juni 2007