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Die Prüfung - Teil 2 - Journalismus
Im Vertrieb der Nova MD GmbH
Gesamtspielzeit: ca. 50 Minuten
Empfohlen ab 16 Jahren
VÖ: 20.01.2020
„Gibson scheint zu schlafen. Es ist still da drüben. Ich frage mich, ob die Kameras in diesem Haus mit dem Internet verbunden sind. Dann muss es irgendwo im Haus einen Computer geben. Oder, doch altmodisch über Funk? Egal wie, die Signale könnte man doch irgendwie abfangen. Ich sollte Peter anrufen, er ist ein alter Hacker und IT-Experte.“
Stephanie Groß ist schon seit einer gefühlten Ewigkeit als Reporterin aktiv. Bereits in der Schule hat sie für die Schülerzeitung geschrieben. Nun wird sie zufällig Zeugin eines Gesprächs zwischen Scott und Viktor, was sie veranlasst, eigene Recherchen anzustellen. Dabei stößt sie auf Details über den Täter und steht nun vor einer schweren Entscheidung: Soll sie Scott helfen oder die Chance nutzen, eine große Story zu schreiben?
Der Secret-Killer hält den Hörer weiterhin in Atem – diesmal allerdings aus der Perspektive der ehrgeizigen Journalistin Stephanie Groß. Sie belauscht durch Zufall ein Gespräch des aktuellen Opfers Scott Gibson und hängt sich sofort an seine Fersen. Dabei ist sie sogar der Polizei und deren Ermittlungen immer mindestens eine Nasenlänge voraus. Doch wie weit ist sie bereit, für diese Mega-Story zu gehen? Und sind sie und ihre Mitbewohnerin Mia überhaupt noch ein Team mit dem gleichen Ziel?
Eine andere Perspektive
Die gleiche Story, nur eine andere Perspektive. Was auf den ersten Blick wie aufgewärmter Kaffee klingt ist in Witzenleiters „Die Prüfung“ alles andere als das. Gerade der andere Blickwinkel macht „Die Prüfung“ so spannend, schließlich kann der Hörer so seine Eindrücke erweitern, weitere Puzzlestücke zusammenfügen und die eine oder andere Lücke aus dem ersten Teil schließen.
Story mit Tempo und Nähe
Dass Stephanie Preis als Stephanie Groß dieses Hörspiel nahezu alleine bestreitet ist ebenfalls eine interessante Umsetzung, die ich in Sachen Hörspiel in dieser Form noch nicht erlebt habe. Ein Perspektivwechsel ist sicherlich auch in der Hörspiel-Szene nichts neues, aber die Intensität und Länge einer ganzen Folge zu bringen, das ist schon bemerkenswert.
Um den Hörer noch näher ans Geschehen zu bringen und nichts in Sachen Tempo einzubüßen verzichtet Witzenleiter (verantwortlich für Regie, Script und Sprachschnitt) erneut komplett auf einen Erzähler. Wie auch schon in der ersten Folge hört der Konsument nur Dialoge und vor allem die Gedanken der Akteure, welche ausreichen, um sich in der Story zurecht zu finden und Szenen und Personen korrekt einzuordnen. Diese überlagern sich mitunter sogar, so dass man eine Person quasi zweimal hört. Was jetzt vielleicht merkwürdig klingen mag, beim Hören aber sehr deutlich macht, dass Denken und Reden parallel abläuft –so wie es im wahren Leben eben auch ist.
Keine Pausen zwischen den Szenen
Einziger Wermutstropfen für mich ist erneut die schnelle Abfolge von unterschiedlichen Szenen. Hier hätte ich mir zwischen unterschiedlichen Orten oder in neuen Situationen etwas mehr Raum bzw. etwas mehr Pause gewünscht. So wird man halt schnell von Szene zu Szene geworfen, was zu dem Konzept des Hörspiels und zu dem hohen Tempo sicherlich gut passt, mir persönlich aber einfach manchmal zu eng aufeinander folgt.
Etwas weniger Blut
Für alle Splatter-Fans sei an dieser Stelle noch verraten, die Brutalität und Intensität, die den einen oder anderen im ersten Teil vielleicht fast umgehauen hat, ist in Folge 2 nicht in dieser Ausprägung zu finden. Dies liegt sicherlich einfach daran, dass Stephanie nicht so nahe am Geschehen dran ist wie Gibson. Was jedoch nicht heißt, dass man die Schrie von Gibsons „Prüfungs-Opfern“ nicht immer wieder im Hintergrund hört. Und das sei verraten – auch durch die Wand haben Schreie und Wehklagen immer noch über eine beängstigende Wirkung.
Eggs & Bonus inklusive
In einem weiteren Punkt bleibt Witzenleiter ebenfalls seinem „Prüfungs-Konzept“ treu. Auch im Journalismus sind wieder ein paar Easter-Eggs versteckt, wenn ich richtig gehört habe. Ich bin
gespannt, ob sie euch auch aufgefallen sind.
Ebenfalls erwähnenswert: PLOTZKAS Song "Halt mich auf", der ganz am Anfang zu hören ist. Dem Hörspiel-Nerd ist dieser Interpret sicherlich ein Begriff und ich freue mich, dass der Song von Tom
Steinbrecher Platz auf dieser Produktion gefunden hat.
Mein Fazit:
Auch der zweite Teil der Prüfung ist spannend und intensiv umgesetzt. Als Hörer erlebt man die Geschichte noch einmal, allerdings aus einer völlig anderen Perspektive. So wird die eine oder andere offene Frage aus Teil eins zwar geklärt, verrät jedoch immer noch nichts über den Secret-Killer und hält den Hörer so gebannt vor den Abspielgeräten. Und ich bin mir sicher, Punkte, die noch unklar sind, noch nicht hundertprozentig eingeordnet werden können, werden garantiert in einer der nächsten Folgen auf- bzw. erklärt.
Ich bin extremst gespannt, wie es in Teil drei „Justiz“ weitergeht.
Mareike Lümkemann
24. Januar 2020