Die Prüfung - 1 - Vaterliebe

„Verflucht! Ich bin an einen Stuhl gefesselt. Was ist nur los? Wo bin ich? Ich kann nichts sehen. Verdammte Plastiktüte. Da ist jemand. Meine Beine sind frei. Was mache ich jetzt. Verdammt, es brennt. Da ragt was aus der Wand. Mmm, ich könnte versuchen, damit das Seil an meiner Hand aufzuschneiden. Jawohl! Was ist hier los? Wo bin ich? Ah, mein Kopf! Was ist letzte Nacht nur passiert?“

Was für Tina und Scott Gibson als normale Firmenfeier begann, endete in einem Albtraum. Nach einem Filmriss erwacht Scott in einer alten Lagerhalle, gefesselt und geknebelt. Er muss feststellen, dass er das Opfer in einem perfiden Spiel ist und dass eine unbekannte Person ihn zwingt, selbstzerstörende und gewalttätige Prüfungen zu bestehen. Nur so kann er das Leben seiner Familienmitglieder retten.

Für Freunde von SAW bestens geeignet

Etwas sehr wichtiges vorweg. Dieses Hörspiel ist nichts für schwache Nerven – und das ist wahrlich keine Floskel. Diese Produktion ist etwas für Freunde von SAW und von Thrillern in denen es zur Sache geht, denn die Prüfung ist brutal, blutig und vor allem böse. Belegen tut dies unter anderem die Tatsache, dass es durchaus Sprecher gab, die die angebotenen Rollen auf Grund der Thematik und Intensität abgelehnt haben. Also überlegt euch gut, ob ihr für die Prüfung auch stark genug seid…

Blutige Prüfungen um die Familie zu retten

Aber worum geht es eigentlich? Scott Gibson, der mit dem Action-Helden nur den Namen gemein hat, ist das Opfer in einem Perfiden Spiel. In einer Art Prüfung muss er brutale und keineswegs legale Aufgaben erfüllen, um das Leben seiner Familie zu retten. Ist er für diese Aufgaben nicht stark genug, hat er die blutigen Konsequenzen zu tragen, bei denen ein abgeschnittener Finger wohl noch zu den kleineren Übeln gehört. Dabei muss Scott immer wieder Grenzen überschreiten. Folter und Mord sind nötig, um seine Familie am Leben zu erhalten.

Wolfy wird ernst

Ja, genauso, wie ihr euch jetzt dieses Hörspiel vorstellt, genauso ist es auch. Hier wird nichts beschönigt, perverse Grausamkeiten und fiese Psychospiele gehören hier zur Story. Also mal was ganz anderes, als man es bisher von Wolfy Office kennt, was ja bisher eher für den Comedy- oder gar Klamauk-Sektor bekannt war. Anders im Vergleich zu diesen Produktionen ist auch die Besetzung, sind doch überwiegend professionelle Sprecher am Werk. Hier finden sich Namen wie Markus Pfeiffer (u.a. Synchronsprecher Collin Farrell) Christopher Kussin (u.a bekannt aus Mortuorum Cibus) Katja Keßler (Weiße Lilie), Tim Casper (div. Hörspiele) und auch die Medienhuren Christian Jürs und Victor Grytzka sind in weiteren Rollen zu hören. Bemerkenswert besetzt sind auch scheinbar (noch?) unwichtige Nebenrollen, findet sich doch zum Beispiel der Name von Ohrenkneifer Marc Schülert.

Das Kopfkino bekommt Futter

Gelungen ist auch der Spannungsbogen, welcher mit enormer Steigung im Hörspiel zu finden ist. Nicht nur der Hörer muss sich innerhalb der Prüfung zurecht finden, auch der Hauptprotagonist Gibson sieht sich vor immer neue Aufgaben gestellt. Hier hätte meiner Meinung nach an manchen Stellen vielleicht ein Erzähler etwas geholfen, sich in den unterschiedlichen Situationen etwas besser zu orientieren. Da ein Erzähler aber oftmals auch etwas Tempo aus dem Geschehen nimmt, hat sich Witzenleiter sicherlich bewusst für diesen Verzicht entschieden, kann er doch durch die schnellen Szenenwechsel noch mehr Druck aufbauen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die akustische Visualisierung von Gibsons Gedanken. Mit einem leichten Hall unterlegt, oftmals sogar unter seiner Stimme, liefern sie immer wieder Informationen zum aktuellen Geschehen und kompensieren so den nicht vorhandenen Erzähler.

Sound und Geräusche lassen sicherlich keine Wünsche offen. In nahezu allen Szenen sind sie bestens inszeniert, so dass es keinerlei weiterer Erläuterungen bedarf. Das Kopfkino hat definitiv genug Futter!

HURT als krönender Abschluss der 1. Folge

Was auf jedem Fall noch erwähnt werden sollte, ist der letzte Track. HURT wird passender Weise dargeboten. Allerdings nicht von Johnny Cash wie man vielleicht meint rauszuhören, sondern von Ski-King, der dem einen oder anderen vielleicht aus vorherigen Wolfy-Produktionen schon bekannt ist. Mit dieser Interpretation von Hurt hat sich der Amerikaner musikalisch definitiv selbst übertroffen.

Mein Fazit:

Die Prüfung ist anders als die gewohnten Hörspiele (von Wolfy) und nichts für schwache Nerven. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Story entwickelt und wie weit Gibson bereit ist, für die Rettung seiner Familie zu gehen. Blutig wird es bestimmt, da können wir uns sicher sein…