Der Hexer von Salem – Die Hexe von Salem
Wolfgang Hohlbein
Lindenblatt Records
Gesamtspielzeit: 80 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 17.07.2020
„Die Kälte hüllte mich ein wie ein eisiger Mantel. Die Straßen wirkten selbst für diese frühe Stunde wie ausgestorben. Der Droschkenstand war verweist. Aber ich war zu stolz, um zurück zu gehen und Howards Angebot im Nachhinein doch noch anzunehmen. Schlimmstenfalls würde ich eben den gesamten Weg zum Westminster zu Fuß zurücklegen. Im Grunde war ich sogar ganz froh, für eine Weile allein zu sein. Ich vertraute Howard. Aber ich spürte, ohne dieses Gefühl konkret begründen zu können, dass er mir mehr verschwiegen, als mitgeteilt hatte. Diesen Mann umgab nicht ein Geheimnis, sondern gleich ein ganzes Nest.“
Robert Craven und seine Begleiterin Priscylla sind endlich in London angekommen und machen sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen „Howard“. Sie finden ihn auch. Doch plötzlich ist nichts mehr so, wie es scheint. Und Schatten der Vergangenheit greifen nach dem jungen Hexer.
Teil drei ist endlich da
Der Hexer geht in die dritte Runde. Endlich – immerhin mussten wir nun fast ein Jahr auf die Fortsetzung warten. Aber wie heißt es doch so schön? Gut Ding braucht Weile. Und der Hexer aus dem Hause Lindenblatt ist wahrlich ein gutes Ding. Auch wenn es mich schon mit der ersten Folge gepackt hat, mich nahezu verhext hat, so habe ich doch immer noch die letzte HÖRMICH im Ohr, als die Klänge des Hexers brachial und gewaltig den Saal erfüllten und komplett einnahmen. Dieses für mich sehr beeindruckende Hörerlebnis sorgt vielleicht auch wieder ein bisschen dafür, dass mich auch diese Folge vom Hexer von Salem aus der Feder von Wolfgang Hohlbein wieder sehr begeistert hat. Aber ich bin mir sicher, auch alle, die im letzten Jahr in Hannover nicht das Vergnügen hatten, werden meine Begeisterung für diese Produktion ebenfalls nach wenigen Hörminuten teilen.
Phantastische Story
Woran das liegt? Sicherlich trägt die Romanvorlage von Holbein ein großes Stück dazu bei. Die phantastische Story ist durchdacht, spannend und wie schon erwähnt sehr phantastisch. Die Handlung spielt 19. Jahrhundert in London und bringt also schon diese düstere, ganz spezielle Stimmung mit. Doch mit den dunklen Gassen ist es nicht genug, kommen doch auch Charakteren und Figuren des Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft vor, welcher in dieser Folge ebenfalls erstmals als ein nicht ganz unwichtiger Charakter auftaucht. Im Mittelpunkt steht allerdings erneut Robert Craven, der mit seiner Freundin Priscylla von Howard aufgenommen wird. Doch sind sie in diesem besonderen Haus wirklich sicher vor den dunklen Mächten?
Macher und Sprecher
Die Story hat also schon genügend Potential – kein Wunder, dass Lindenblatt-Kopf Stefan Lindner diese so weit wie möglich übernommen hat. Zudem ist Lindner auch noch für den Grobschnitt, die Geräusche und die Regie verantwortlich. Doch damit nicht genug, als Erzähler kommt er auch noch zu Wort. „Unterstützend“ greift er dem Ich-Erzähler Robert Craven unter die Arme, wenn es weiterer Erläuterungen für den Hörer bedarf. Robert Craven wird ganz großartig von Patrick Borlé gesprochen, dem man die Rolle des jungen Craven sofort abnimmt. Er versteht es, dessen Unsicherheit und Zerrissenheit darzustellen, auch wenn er sich immer wieder gegen seine Gegner durchsetzt und zu behaupten versucht. Craven ist noch dabei, seinen Weg zu finden und das ominöse Erbe seines Vaters anzutreten.
An seiner Seite agiert, ebenfalls großartig und charismatisch, Oliver Mink als H.P. Lovecraft. Der Synchronstimme von Mark Wahlberg kann man wunderbar zuhören und auch hier entstehen gleich die richtigen Bilder im Kopf.
Starke weibliche Stimmen
Doch nicht nur große männliche Stimmen (Werner Wilkening, Fabian Harloff, …) erfreuen den Hörer in dieser Produktion. Auch zwei tolle weibliche Stimmen, die eigentlich gegensätzlicher nicht sein könnten, kommen zu Wort. Auf der einen Seite ist da Katharina von Daake als die junge Priscylla, die mit ihrer mädchenhaften Stimme bestens ein junges und unschuldiges Mädchen sprechen kann. Ihr gegenüber steht die volle und tiefe Stimme von Claudia Urbschat-Mingues, welche die Hexe von Salem spricht. Magie, Stärke und Macht bringt sie in ihrer Rolle ebenso rüber wie einen Hauch von Erotik, welche in dieser Folge ebenfalls immer wieder Raum eingeräumt bekommt. Das Spiel oder auch das Überblenden zwischen diesen beiden Damen kann man einfach nur als grandios zu bezeichnen.
Mein Fazit:
Auch Teil drei vom Hexer ist nicht nur für den Fantasy-affinen Hörer ein wahrer Ohrenschmaus. Eine durchdachte Story, ein beeindruckendes Soundkonzept und große Stimmen halten den Hörer von Anfang bis Ende in der Story und sorgen dafür, dass jeder sicherlich schon jetzt die nächste Folge herbei sehnen wird. Denn eines wird auch beim Hören dieser Folge schnell klar, bei Hexer von Salem stehen wir sicherlich noch am Anfang… Da geht noch einiges!
Mareike Lümkemann
23. Juli 2020