„Morbus Leben – Räuberhörbuch“
Teil 3 von Hank Zerbolesch
qwertz
Gesamtspielzeit: ca. 88 Minuten
Altersempfehlung ab 16 Jahren
VÖ: 03.07.2020
Erhältlich auf allen gängigen Streamingplattformen und bei audible
„Nachbarn, Cops, Knast. Drei plausible Gründe, warum man einen abgelegten und aufgeblähten Leichnam nicht bei helllichtem Tag aus der Wohnung in den Kofferraum verfrachten sollte. Also fuhr Tasso uns zurück ins Hotel, was mich in den Genuss von Super-Silver-Highspeed-TV und Zimmerservice brachte. Es hat Vorteile, wenn man sich in finanzstarken Kreisen bewegt. Sechs Bier und eine Batman-Trilogie später, machten wir uns auf den Weg.“
Odium und Robert Rossi retten ein Leben. Auf der Suche nach Rache findet Odium einen menschlichen Trumpf. Zusammen mit dem Anwalt entführt er ihn, bis er sich ausspielen lässt. Mit Hanks Hilfe lassen Tasso und Modou eine Leiche verschwinden, während sich die mysteriöse Frau von Hauptkommissar Franke vernehmen lässt. Sie bestätigt seine schlimmsten Befürchtungen.
Teil drei des Wuppertaler Hardboiled Hörbuch-Spektakels „Morbus Leben – Räuberhörbuch“, von Hank Zerbolesch.
Es geht laut weiter
Morbus Leben geht weiter. Genauso laut, chaotisch und direkt, wie auch die Vorgängerfolgen. Aber mal ehrlich, genau das will und erwartet man doch, wenn man auch schon die ersten beiden Teile gehört hat. Und wenn man sie gehört hat, wird man von diesem Part erst recht begeistert sein, denn dieser Teil ist in meinen Ohren der bisher beste.
Kunstvoll und diffizil
Woran das liegt? Vielleicht weil ich jetzt definitiv mit den verschiedenen Personen warm geworden bin und mich zwischen den vielen Szenenwechseln, den unterschiedlichen Personen und dem hohen Tempo dieser Produktion richtig gut orientiert habe. Aber das sollte niemanden abschrecken. Ganz im Gegenteil, denn bei Morbus Leben bekommt man einen ganz besonderen Hörgenuss geboten. Fern ab vom Mainstream: Laut, direkt und dreckig mit einer Wortwahl und dem einen oder anderen Vergleich, welcher so manchen Hörer nach Luft schnappen lassen wird. Und dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen ist Morbus Leben etwas Besonderes und mitunter sogar sehr kunstvoll und diffizil. Einfach ein Hörgenuss der besonderen Art.
Drei gute Gründe
Für diesen besonderen Hörgenuss gibt es gleich drei Gründe. Zum einen die Story, dieses Geflecht verschiedener Persönlichkeiten, diese extremen Existenzen, die alle eine gemeinsame Schnittstelle zu haben scheinen.
Dann wäre da noch die direkte Sprache, die überwiegend nicht mehr als jugendfrei bezeichnet werden kann. Ein Blatt wird hier nicht ein einziges vor den Mund genommen, nichts, aber auch rein gar nichts wird beschönigt oder hinter verschlossenen Türen besprochen.
Und dann wäre da auch noch die Erzählweise vom Autor selber. Während die Hauptperson in Personalunion Dealer und Konsument ist, ist auch Zerbolesch Autor und „Vorleser“ zugleich. Wobei er nichts mit einem klassischen Vorleser gemein hat, so wie er sich durch die zahlreichen Rollen rotz, spielt, überzeichnet und rast. Genauso unkalkulierbar wie auch das Leben selber…
Mein Fazit:
Wer Morbus Leben hören will, sollte auf jedem Fall mit Teil 1 beginnen. Ein Einstieg in den Mittelteil ist bei dieser Produktion nicht wirklich zu empfehlen. Wer jedoch von Anfang an dabei ist, wird vom Räuberhörbuch Teil 3 erst recht begeistert sein, denn dieser ist in meinen Ohren definitiv der beste.
3. Juli 2020