Die Zeitmaschine
Teil 1
FOLGENREICH
„Test. Test. Ok, funktioniert. Datum: 27. September 802.701. Vorausgesetzt, die Uhr in meiner Maschine funktioniert überhaupt noch richtig. Ort: eine Art Garten. Mannshohe Gewächse, die entfernt an Rhododendrenbüsche erinnern. Die Blüten sind lila und malvenfarbig. Außerdem gibt es Bäume. Zirka zwei Yards hoch. Der Garten ist nicht vollkommen verwildert, aber nicht gepflegt. Die Zeitmaschine war umgekippt. Ich habe mir den Kopf an einem Stein angestoßen, als ich herausgeschleudert wurde. Aber es ist zum Glück nur eine kleine Wunde. Es hätte auch schlimmer ausgehen können. Ich habe nicht einmal ein Pflaster dabei. Hinweis: Vor der nächsten Zeitreise entsprechende Ausrüstung vorbereiten.“
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Forscher und Erfinder, der mit einer selbstgebauten Zeitmaschine die Gegenwart des späten 19. Jahrhunderts hinter sich lässt und weit in die Zukunft der Menschheit reist. Im Jahr 802.701 angekommen, findet er schließlich eine Erde vor, auf der fast alles menschliche Leben erloschen ist – bis er auf das Volk der freundlich-naiven Eloi trifft, die scheinbar in paradiesischen Zuständen leben. Doch dann entdeckt er, dass die Eloi von den nachtaktiven, monsterartigen Morlocks, die im Untergrund leben, beherrscht und quasi als Schlachtvieh gehalten werden. Als er wieder in seine Zeit zurückreisen will, muss er entsetzt feststellen, dass seine Zeitmaschine heimlich von den Morlocks gestohlen wurde und er in dieser vollkommen fremden Welt gestrandet ist…
Jetzt wo, die Tage wieder kürzer werden, ist ein gutes Hörspiel genau das Richtige, um es sich zu Hause gemütlich zu machen. Das neue Hörspiel aus dem Hause Folgenreich ist dafür bestens geeignet. Dass der Erfolgsproduzent Oliver Döring für die Umsetzung dieses Klassikers der Science-Fiction-Literatur verantwortlich ist, macht die Hörspieladaption „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells für den Kenner besonders reizvoll.
H.G. Wells, dessen Lebenswerk etwa 100 Bände umfasst, ist hierzulande vor allem durch seine utopischen Geschichten bekannt. So gilt zum Beispiel „Die Zeitmaschine“ als Meilenstein der Science-Fiction und darüber hinaus als ein Schlüsselwerk zur Entstehung des Steampunk.
Auf eine gelungene, akustische Umsetzung der Zeitmaschine haben daher sicherlich schon viele gewartet. Wer wäre dafür also besser geeignet als der passionierte Science-Fiction-Fan Oliver Döring? Diesem ist es gelungen, den fundamentalen Klassiker einer vierdimensionalen Zeitreise gewissermaßen in die 2. Dimension des Hörspiels zu adaptieren. Mit ein wenig Anpassungen hier und ein bisschen aktuellem Wissen da, versetzt Döring die Erfindung der Zeitmaschine in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts, also in die Zeit nach der ersten Mondlandung, der ersten Personal Computer und der Concorde. Also in eine Zeit, in der technologisch extrem viel passiert ist. Ebenso waren die 70er-Jahre wieder einmal eine Epoche, in der die Angst vor Kriegen, vor dem Weltuntergang und unkontrollierbaren neuen Technologien vorherrschte – alles Aspekte, die den heutigen Hörern den moralischen Hintergrund des Zeitreisenden näherbringen können.
Und bei einer einmaligen (äußerst gelungenen) Umsetzung von Wells Werken wird es nicht bleiben. Folgenreich wird noch zwei weitere Voröagen als Hörspiele veröffentlichen. Es folgen das Einzelhörspiel „Das Imperium der Ameisen“, sowie einer DER Science-Fiction-Klassiker schlechthin, der Hörspiel-Dreiteiler „Krieg Der Welten“. Wir haben also etwas, auf das wir uns freuen können.
Mein Fazit:
Wie kaum ein anderer seines Fachs versteht es Döring, mit “Die Zeitmaschine” ein Hörspiel-Erlebnis der besonderen Art zu inszenieren und so ein selten dagewesenes Kopfkino zu kreieren. Spannend, realistisch und beängstigend zugleich. Mit herausragenden (bekannten) Stimmen, einem phantastischen Sounddesign und filmreifer Musik ist er dabei stets nah am Original geblieben, hat aber das heutige Wissen geschickt eingeflochten. Meine Hochachtung!
Mareike Lümkemann
4. Oktober 2017