Krieg der Welten - Teil 1

 

Folgenreich

Gesamtspielzeit: 56 Minuten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

VÖ: 01. Juni 2018

CD-Cover Krieg der Welten 1

„Plötzlich herrschte atemlose Stille. Wir alle erwarteten, dass nun ein Mensch oder etwas Menschenähnliches aus dem Zylinder kommen würde. Doch etwas anderes kam. Etwas ganz anders. (…) Zwei Augen flammten in der Dunkelheit der Zylinderöffnung auf. Etwas Schlangengleiches löste sich aus der Finsternis und züngelte durch die Öffnung. Ihm folgte ein zweiter Tentakel. Mir fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. (…) Ein graues Etwas, groß wie ein Bär erhob sich aus der Öffnung. Keine Haare, kein Kinn. Dafür böse, dunkle Augen. Und ein zuckendes, dreieckiges Maul aus dem Speichel troff.“

 

Der 01. Januar 1900 läutete ein Jahr bedeutender Ereignisse ein: In Südafrika tobte der Burenkrieg, und in China begann der Boxeraufstand. Europa fühlte sich als „Nabel der Welt“ und schröpfte seine Kolonien. Sigmund Freud veröffentlichte seine Traumdeutung, und Max Planck begründete die Quantenphysik. Am Bodensee startete der erste Zeppelin und gab einen Ausblick auf eine Epoche der Bewegung, deren Technikversessenheit sich in Paris manifestierte, wo die Weltausstellung zu einem Fest des Fortschritts wurde.

In diesen euphorischen Zukunftsoptimismus landen völlig unerwartet monströse Marsianer auf der Erde – und wie der Titel Krieg Der Welten schon erahnen lässt, sind diese nicht gerade freundlich gesonnen – und haben als Nicht-Engländer auch so gar keine Lust auf eine Tasse Tee. Mit übermächtiger Waffentechnologie und geschützt durch unsichtbare Energieschilde greifen die Außerirdischen die damalige Weltmacht Großbritannien an, die mit ihren Pferdegespannen und Kanonen den riesigen dreibeinigen Kampfmaschinen vom roten Planeten nichts entgegenzusetzen hat…

 

Kennt ihr das, wenn man gleich zu Anfang merkt, dass hier etwas Großes geschehen wird? Spätestens beim ersten Teil des fulminanten Hörspiel-Abenteuers „Krieg der Welten“ werdet ihr am eigenen Leib erfahren, was ich meine! Die einnehmende und charismatische Stimme von Dietmar Wunder (u.a. Stimme von Daniel Craig) zieht den Hörer sofort in den Bann und man weiß, dass man sich nun getrost zurück lehnen und dem Hörgenuss hingeben kann. Aber so einfach ist es dann doch auch irgendwie nicht, denn die Vertonung dieses über 100 Jahre alten Romans ist dann doch viel zu spannend, als dass man es einfach nur so hören könnte. Immerhin begeistert dieser bahnbrechende sowie zeitlose Klassiker von H.G. WELLS nun schon seit über einem Jahrhundert nicht nur Science Fiction Fans.

 

In diesem Hörspiel wird das Spektakel um einen Angriff auf die Menschheit aus dem All zum Kopfkino der Superlative. Zeitlich bewegt man sich zwar zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die Umsetzung ist aber sehr modern. So ist zum Beispiel der wunderbare Dietmar Wunder Akteur und Erzähler zugleich und wir als Hörer dürfen uns doppelt an seiner tollen Stimme erfreuen. Der Spannungsbogen wird durch perfekt inszenierte Überlagerungen von verschiedenen Geräuschen erzeugt. So hören wir in vielen Sequenzen Wunders Stimme, Musik und die Angriffe der Marsianer zugleich. Was hier jetzt vielleicht zu viel klingt, ergibt im Hörspiel eine perfekte Komposition, die es versteht, das individuelle Kopfkino zu aktivieren. Besonders gut haben mir in dem Zusammenhang die Musikstücke der Chöre, die Lieder gefallen, die anstatt reiner Instrumental-Stücke Verwendung finden. Gerade durch deren Einblendung stellt sich das Gefühl eines Blockbusters ein und ist ganz nah an der Gänsehaut.

Doch nicht nur Wunder soll hier erwähnt werden. Mit Größen wie z.B. Nico Sablik, Oliver Stritzel, dem unvergessenen Peter Groeger und vielen anderen ist auch dieses Hörspiel wiederum bis in die kleinste Nebenrolle hochkarätig besetzt.

Christian Gailus und Oliver Döring als Verantwortliche haben hier vortreffliche Arbeit geleistet.

 

Ähnlich wie bei den anderen Vertonungen von Herbert George Wells kommt man als Hörer auch bei diesem Hörspiel aber nicht darum herum, über sich selber und das scheinbar privilegierte Leben auf unserem Planeten Erde nachzudenken.

Ein wunderbarer Nebeneffekt dieses äußerst spannenden Hörgenusses, wie ich finde. Vor allem, wenn man weiß, dass der Mars der Erde bei der nächsten Opposition im Juli 2018 mal wieder ganz besonders nahe kommt, nämlich nur etwa 57,6 Millionen Kilometer – also quasi nur ein Katzensprung für alle Marsianer, Dreibeinigen Herrscher, Aliens und was dort oben vielleicht sonst noch so unterwegs ist…

 

Mein Fazit:

Ein großartiges Hörspiel, bei dem wirklich alles passt! Wenn es doch nur bis zum zweiten Teil nicht mehr so lange hin wäre!


Mareike Lümkemann

 

08. Juni 2018